Virtuelle Warteschlange raubt die Nerven Studenten ärgern sich über Flexnow

Von Heike Hampl

Christoph Augustin rauft sich das Haar. Eigentlich will er sich nur für einen Kurs in Business English anmelden. Der 28-Jährige studiert BWL, der Kurs ist Pflicht. Augustin ist im zweiten Semester, er hat den Kurs im ersten schon sausen lassen, weil er keinen Platz bekommen hatte. Aber Flexnow, das Prüfungsverwaltungssystem der Uni Bayreuth, hat auch in diesem Sommersemester keine gute Nachricht für ihn.

 
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Schon kurz nachdem die Anmeldungsphase für die Kurse los ging, sind nur noch in einem Plätze frei. Der aber findet zur gleichen Zeit statt wie die Vorlesung Bilanzen. Für Augustin heißt das: Bilanzen-Vorlesung schwänzen, für die Klausur aus dem Skript lernen und den einzigen freien Platz in Business English annehmen, den Flexnow ihm anbietet. „Mein Stundenplan ist ziemlich voll. Es wird stressig, das alles nachzulernen“, sagt Augustin.

Spott nicht immer gerechtfertigt

Studenten ärgern sich immer wieder über Flexnow. Oft machen sie ihrem Frust im Internet Luft. Auf Facebook-Seiten wie „Verspottet: Uni Bayreuth“ lässt sich das regelmäßig nachlesen. Doch der Spott, den Flexnow und mit ihm die IT-Abteilung der Uni abbekommt, ist nicht immer gerechtfertigt.

Das weiß Thomas Schoberth. Der 43-Jährige ist nämlich so etwas wie das menschlich Gesicht der Maschine Flexnow. Er ist Leiter der Abteilung Anwendungssysteme im IT-Servicezentrum an der Uni und zuständig dafür, dass Flexnow ordentlich läuft. „So schlecht wie sein Ruf ist Flexnow nicht“, sagt er. Im vergangenen Semester meldeten sich die Bayreuther Studenten für 50 000 Kursplätze über Flexnow an. Am Anfang dieses Sommersemesters waren es bis zu 3500 Anmeldungen am Tag. Nach einem großen Systemabsturz vor vier Jahren arbeiteten die Techniker mit Nachdruck an der Stabilität von Flexnow. Seitdem klappt es meist reibungslos.

Stoßbelastung macht Probleme

Nichtsdestotrotz: Es gibt zwei Probleme. Zum einen die Stoßbelastung. Vor allem die Kurse des Sprachenzentrums sind heiß begehrt. Zum Beispiel – und hier liegt das Problem von Christoph Augustin – der Business English-Kurs. Am „Eingang“ von Flexnow gibt es eine Drossel. Denn wenn 1000 Studenten gleichzeitig auf die Flexnow-Datenbank zugreifen wollen, bräche das System zusammen, wie vor vier Jahren. Wegen der Drossel entsteht eine Warteschlange. Studenten kennen die sich ewig drehende Uhr auf ihrem Bildschirm. „Wer jetzt auf Aktualisieren drückt, der stellt sich in der Warteschlange wieder hinten an“, sagt Schoberth. Es hilft nur: Rechtzeitig am PC sitzen und geduldig warten. „Wir könnten Flexnow so programmieren, dass es an der Drossel etwas schneller geht“, sagt Schoberth. Nützen würde das nichts: „Dann wären die Kurse noch schneller belegt.“

Und genau darin liegt das zweite Problem: Es gibt zu wenig Plätze in begehrten Kursen zu bestimmten Uhrzeiten. „Das ist ein Problem, das die Uni und nicht die Technik lösen müsste“, sagt Schoberth. Allerdings: Sprachkurse – und mit denen gibt es die meisten Probleme bei Flexnow – unterrichten Muttersprachler. Würde die Uni jeden Mittwoch um 12 Uhr fünf Englisch-Kurse anbieten, bräuchte sie fünf Dozenten dafür.

Ein anderes Problem, das Studenten ärgert: Sie finden den gewünschten Kurs in der Datenbank nicht. Dann ist auch nicht Flexnow schuld. Das liegt daran, dass die Lehrstühle Schoberth und sein Team noch nicht über Änderungen informiert haben. „Das passiert nicht mehr oft“, sagt Schoberth.

Ein kleiner Trost

Ein kleiner Trost für alle, die sich trotzdem über Flexnow ärgern: In einigen Jahren ist es Vergangenheit. Denn die Uni arbeitet gerade am Campus-Management. Das ist ein System, das von der Bewerbung bis zur Exmatrikulation für die Studenten da sein soll. Allerdings hätte das Christoph Augustin auch nicht geholfen. Denn die Anzahl der Englisch-Kurse wird Campus-Managment nicht erhöhen.