"Das ist viel"
„Das ist viel“, sagt auch Kerstin Spieler, die Sprecherin der Handwerkskammer in Bayreuth, zu den Anfahrtskosten. Und zum Stundensatz: Freilich könne ein Handwerker pro Stunde verlangen, was er will. „Üblich sind aber 40 bis 60 Euro, je nach Gewerk.“ Spieler gibt zu bedenken: Abzüglich Stundenlohn, Lohnnebenkosten und Gemeinkosten blieben bei einem Stundensatz von 50 Euro gerade einmal rund 2,50 Euro beim Betrieb. Auf der anderen Seite gibt es Menschen, die die Rechnung des Handwerkers verteidigen. Ein Anlagenbauer rechtfertigt die Anfahrtskosten damit, dass das Auto gut beladen und auf alle Eventualitäten vorbereitet sein will, wenn es zum Kunden aufbricht. Ein Designer schreibt: „Wer sich einen Kaffeevollautomaten für 9000 Euro leisten kann, kann sich auch den Kundendienst leisten.“
Die Preise macht der Hersteller
Ähnlich argumentiert auch der Chef der Handwerksfirma selbst. Neben dem Beladen des Fahrzeugs habe Opel auch die Ausbildung der Techniker mit finanziert und allen voran die Tatsache, dass die Firma genügend Personal vorhalte, um seine Maschine noch am selben Tag, an dem der Schaden bekannt wird, zu reparieren. Schließlich mache der Gastronom mit einer Tasse Kaffee, die ihm in der Herstellung etwa 30 Cent koste, ebenfalls rund 2,80 Euro Gewinn. Und zu guter Letzt handle es sich bei dem Unternehmen um die Werksvertretung eines großen Kaffeemaschinenherstellers. Die Preise für Arbeitsstunden und Anfahrt gebe demnach der Hersteller vor. Verglichen mit anderen Herstellern, sei man dabei sogar noch günstig. So hätte Opel die Anfahrt auch 80 oder 115 Euro kosten können, wenn er die Kaffeemaschine eines anderen Herstellers gekauft hätte.
"Kein Zwei-Klassen-Handwerk"
Er habe keine spezielle Firma kritisieren wollen, schreibt Opel auf Facebook, sondern nur auf eine allgemeine Entwicklung hinweisen wollen. Auf die nämlich, dass die Schere zwischen den Stundenlöhnen einfacher Arbeiter und Handwerker und denen spezialisierter Fachkundendienste immer weiter auseinander klaffe. Handwerkskammer-Sprecherin Spieler sagt: „Ein Zwei-Klassen-Handwerk sehe ich nicht. Eher, dass der Trend überall zu mehr Wertigkeit geht.“