Strategien für das Dorf der Zukunft

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Prof. Manfred Miosga leitet am Geographischen Institut der Uni Bayreuth die Abteilung Stadt- und Regionalentwicklung. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Wie sieht das Dorf der Zukunft aus? Pflegen die Menschen Vielfalt, produzieren lokal und leben im Einklang mit der Natur und ihren Nachbarn? Mit solchen Fragen befassen sich aktuell an zwei Tagen Wissenschaftler, Studenten und Behördenvertreter an der Universität Bayreuth.

 
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Den rund 100 Teilnehmern geht es um Transformation, Regionalität und Nachhaltigkeit. Im Hintergrund steht das „Forum 1.5“. Das ist eine im vergangenen Jahr mit zwei Konferenzen gestartete Initiative der Abteilung Stadt- und Regionalentwicklung am Geographischen Institut der Universität. Deren Leiter, Prof. Manfred Miosga, betreut auch das „Regio Transform“ Forschungsprojekt. „Wir wollen aktiv vor Ort die Transformation zur Nachhaltigkeit fördern.“ Das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz fördert das Forschungsprojekt in diesem Jahr mit 100.000 Euro.

Was gegen den Klimawandel tun?

„Für uns ist das ein wertvolles Projekt“, sagt Judith Riedel vom Ministerium zum Auftakt der Tagung. Denn nur so komme man weg von den Sonntagsreden über Nachhaltigkeit hinein in den Alltag. Jeder könne sich die Frage stellen, inwieweit der eigene Lebensstil zum Klimawandel beitrage. Nur über eine Vielzahl lokaler Initiativen sei es möglich, gemeinsam an einer „enkeltauglichen Zukunft“ zu arbeiten. Weiterer Partner von „Region Transform“ ist das Landesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement Bayern, zu dem die Regionale Netzstelle Nachhaltigkeitsstrategie (Renn.Süd) aus Nürnberg gehört.

Denn schon heute sei klar, dass „wir die unsere Umwelt überstrapazieren und unsere Ressourcen zu stark nutzen“, wie Miosga erläuterte. Bereits jetzt gehe von Nitraten und Phosphaten ein hohes Risiko für den Boden aus. Die biologische Vielfalt sinke.

Welche Alternativen gibt es?

Der Begriff Nachhaltigkeit habe sich mittlerweile ein stückweit abgenutzt, sagte Miosga. Daher sei der Agenda 21-Prozess neu zu überdenken. Über 20 Jahre nach der Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung in Rio seien noch immer viele Nachhaltigkeitsziele nicht umgesetzt worden. „Aber es ist möglich, anders zu leben, ohne Qualitätsverlust. Vorreiter des Wandels leben uns vor, dass es geht.“ Das Ziel sei, auf die gesellschaftlichen Prozesse so einzuwirken, dass sich das Verhalten der Menschen ändere. „Was könnten alternative Praktiken sein und wie können wir sie verbreiten?“ In der Region Bayreuth soll eine Plattform entstehen, die alle Nachhaltigkeitsinitiativen vernetzt und erfasst.

Freitag und Samstag beleuchten die Teilnehmer Themen wie Flächensparen, alternative Wohnformen, die lokale Energiewende, Chancen einer Agrarwende oder gemeinschaftlicher Landnutzung. Daraus sollen sich Strategien für ein Dorf der Zukunft ableiten lassen.

Wie die Erfahrungen von Referent Klaus Reuter, Landesarbeitsgemeinschaft Agenda 21 NRW, zeigen, ist das Einwirken auf Kommunen ein langwieriger Prozess. „Es liegen manchmal Welten zwischen der wissenschaftlichen Erkenntnis und dem realen Handeln.“ Vielfach fehlten schlichtweg die relevanten Daten. Dennoch appellierte er an die Zuhörer: „Es ist wichtig, die Praxis mitzudenken. Gehen Sie raus aus den Hörsälen! Denn jeder weiß, dass etwas getan werden muss.“

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