Was so war wie immer: Das hat Tradition beim Wirtschaftsflinderer: Altbürgermeister Manfred Thümmler, Initiator der Veranstaltung begrüßt – fast – jeden Besucher einzeln. Bei rund 170 Gästen eine durchaus zeitraubende Angelegenheit. Garniert mit – Thümmler-typisch und so etwas wie ein Markenzeichen dieses Tages – allerlei Anekdoten zu den Personen, die er da begrüßte. So erfuhr der geneigte Flinderer-Gänger zum Beispiel, dass die Frau des Hofer Landrats Oliver Bär, Staatssekretärin Dorothea Bär, am Dienstag Geburtstag hatte, und er selbst den Landrat über sechs Ecken hinweg zu „meiner buckligen Verwandtschaft“ zählen dürfe. Oder dass eine Führungskraft des Unternehmens Markgraf – auch über sechs Ecken hinweg – Dekan Gerhard Schoenauer verwandt ist: „Wusstest du das eigentlich, Gerhard?“. Schoenauer nickte.
Die neue digitale Wirtschaftswelt: Der Austausch und das Knüpfen von Kontakten gehören beim Pegnitzer Wirtschaftsflinderer ebenso dazu wie der obligatorische Vortrag. Diesmal waren es gleich zwei: Franz Brosch, lange Jahre Geschäftsführer für Oberfranken beim Verband der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie, sprach zum Thema „Was Bayern morgen braucht: Zukunftsrat der Bayerischen Wirtschaft!“ Professor Torsten Eymann, Lehrstuhlinhaber für Wirtschaftsinformatik an der Universität Bayreuth, referierte über die „Digitale Transformation – Chancen und Herausforderungen“.
Brosch attestierte dem Wirtschaftsstandort Bayern international einen „Spitzenplatz“. Aber es müsse viel getan werden, um diesen zu erhalten. Deshalb sei es für Unternehmen im Freistaat wichtig zu wissen, was auf sie zukommt. „Sie brauchen eine klare Orientierung.“ Diversifikation müsse gefördert werden, um ein Klumpenrisiko – etwa beim Fahrzeug- und Maschinenbau – zu vermeiden. Außerdem gelte es, den überdurchschnittlich hohen Anteil von Patenten in Bayern in Produktion umzusetzen. Eine höhere Wertschöpfung könne vor allem durch zunehmende Digitalisierung erreicht werden. Damit einhergehen müsse eine „radikale Veränderung von Organisationen“. Laut Brosch müssten mehr Risikobereitschaft und neue Kooperationsformen gewagt werden. „Die Digitalisierung muss als zentraler Treiber begriffen werden.“
Neue Geschäftsmodelle
Digitalisierung ist für Torsten Eymann ein Schlüsselbegriff in der Welt der Wirtschaft. Nicht jeder empfinde ihn positiv. Damit verbunden seien auch Bilder von wegfallenden Arbeitsplätzen und menschenleeren Fabriken, in denen überwiegend Automaten und Roboter die Produktion übernommen haben. „Es ist die Veränderung, die uns Angst macht“, betonte Eymann.
Videobotschaften
Er zeigte Videos von Microsoft und Corning, um zu verdeutlichen, dass diese Firmen vorausblicken und ihr Geschäftsmodell auf Trends ausrichten. Etwa indem Smartphones in den Alltag eingebettet werden. Facebook, Alibaba oder Uber seien keine Technologiefirmen, sie nutzen jedoch die Digitalisierung für neue Geschäftsmodelle. „Facebook erzeugt selbst keine Inhalte, Alibaba hat keinen Lagerbestand und Uber keine Autos.“ Um im Wettbewerb zu bestehen, sei es notwendig, Produkte und Dienstleistungen in Verbindung zu bringen. Torsten Eymann empfiehlt den Unternehmern unter anderem aus Endkundensicht zu denken.