Kurier-Reporter Peter Engelbrecht und sein neues Buch über Stasi-Agenten in Oberfranken Stasi-Buch: Agenten auf Klapprädern

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Kurier-Reporter Peter Engelbrecht hat jetzt sein siebtes Buch vorgestellt: "Grenz-Geheimnisse - Stasi-Agenten in Oberfranken" gibt spannende Einblicke in eine besondere Art von Grenzverkehr. Foto: Eric Waha Foto: red

Über die Geschichte ist Gras gewachsen. Wo Grenze war, herrscht wieder oberfränkisches Landschaftsidyll. Kurier-Reporter Peter Engelbrecht hat in internen Akten gegraben, die ehemals als geheime Verschlusssache galten. Und macht in seinem neuen - seinem siebten - Buch ein Kapitel oberfränkischer Geschichte auf, das neue Einblicke auf das ehemalige Grenzland gibt: Ost-West-Spionage in Oberfranken. Spionage mit Klapprad.

 
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Wenn Peter Engelbrecht (57) sich in eine Sache verbissen hat, dann lässt er sie nicht mehr los. So ist das auch mit der ehemaligen DDR. "Grenz-Geheminisse - Stasi-Agenten in Oberfranken" ist das vierte Buch des Kurier-Reporters über dieses Thema. Im Sommer vergangenen Jahres, sagt Engelbrecht am Mittwoch bei der Vorstellung seines Buches (erschienen im Verlag Heinz Späthling zum Preis von 14,95 Euro) im Caffè Rossi in Bayreuth, habe er eine erste Anfrage gestellt, um Einsicht in die ehemals geheime Verschlusssache zu bekommen. Die internen Akten des Bundesgrenzschutzes, der Bayerischen Grenzpolizei und des Bundeskriminalamts "liegen im Staatsarchiv in Coburg", sagt Engelbrecht. "1000 Seiten waren es bestimmt, die ich gelesen habe."

Stoff für mehrere Krimis

Material, das Stoff für mehrere Krimis geben würde. Denn Engelbrechts Recherchen zeigen: Die Auslandsspionageabteilung des Staatssicherheitsdienstes der DDR hatte Hunger auf alles, was mit Wirtschaft, Rüstung, Forschung und Entwicklung zu tun hatte. Und: Oberfranken war einer der Orte, an denen die Agenten der DDR sich mit den Spionen trafen. "Hier sind die Agenten mit Klapprädern durch Klappen im Metallgitterzaun geschleust worden. Sie waren im Raum Coburg und Kronach zwei, bis drei Stunden unterwegs, haben sich dort mit den Spionen getroffen und sind wieder zurück", sagt Engelbrecht. Unbemerkt von den westdeutschen Grenzschützern. Zumindest in den meisten Fällen. Weil sie vermeintlich gut getarnt waren: "Kniebundhosen wie Wanderer oder Westkleidung haben sie getragen", sagt Engelbrecht.

Gut 20 Schleusen an der Grenze zu Oberfranken

Dass der Grenzschutz irgendwann - wohl in den 80er Jahren - wusste, wie die Schleusungen laufen, hat Engelbrecht ebenfalls in den Verschlussakten entdeckt. Die Schleusen im Grenzzaun trugen Tarnnamen, sagt Engelbrecht: "Gut 20 Schleusen wird es gegeben haben, die Namen hatten wie Forelle, Schlucht oder Schiefer. An manchen haben bis zu zehn Schleusungen pro Monat stattgefunden."

Mehr als 80 Schwarz-Weiß-Fotos

Engelbrecht geht bei seiner mit rund 80 Schwarz-Weiß-Fotos bebilderten Recherche in die Tiefe und erwischt wohl "doch nur die Spitze des Eisbergs", wie er sagt. "Ich denke nicht, dass das mein letztes Buch zu dem Thema ist." Gedacht sei auch "Grenz-Geheminisse - Stasi-Agenten in Oberfranken" nicht zuletzt "für die künftigen Generationen", sagt Engelbrecht. Damit kein Gras über die Sache wächst.

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