Sie sind mittlerweile alle wieder in ihre Häuser zurückgekehrt, nachdem der vom Regen durchweichte Hang durchgetrocknet ist. Eine Gefahr für die Anwohner besteht demnach nicht mehr. Sie können jetzt beobachten, wie eine Tiroler Spezialfirma aus Kufstein in schwindelerregender Höhe den Hang sichert.

Es ist ein aufwendiges Unterfangen, das die Mitarbeiter der Hoch-Tief-Bau-Imst-GmbH (HTB) mit Routine erledigen. Bereits einen Tag nach einer Baustellenbesichtigung und -besprechung unter der Regie von Karl-Heinz Sirtl vom staatlichen Bauamt Erlangen-Nürnberg waren die Fachleute für Hochgebirgs- und Spezialtiefbau vor Ort, um die ersten Ankerstangen zu setzen und in den Fels zu treiben – eine Injektionsbohrung nennen das die Spezialisten. Zum Einsatz kommen dabei speziell entwickelte und modifizierte Maschinen. „Bei auftretenden Naturgefahren wie Felsstürze ist eine kurze Reaktionszeit entscheidend, um größere Katastrophen zu verhindern“, sagt Bauleiter Lukas Seehauser. Die drei bis sechs Meter langen Ankerstangen, die mittels Hochdruck eingespritzten Betons eine festen Verbindung mit dem Untergrund oder dem Fels eingehen, werden später zwei Netze halten: Ein engmaschiges für kleineres Geröll und ein weitmaschiges schweres Stahlnetz, das eventuell locker werdende Felsbrocken sicher zurückhält. Bereits Anfang nächster Woche soll damit begonnen werden, das Stahlnetz auf einer Hangfläche von rund 1500 Quadratmeter zu spannen.

Wenn das Netz gespannt ist, wird unterhalb des Hangs zusätzlich ein netzförmiger Steinschlag-Schutzzaun errichtet. Danach kann das Straßenbauamt mit der Sanierung der Plecher Straße beginnen. Die Vorbereitungen laufen schon.

Die historische Burgmauer wird wohl, zumindest in ihrer ursprünglichen Form, nicht wieder aufgebaut. Gestern hatte Sirtl eine Besprechung mit dem Landesamt für Denkmalpflege. Er halte, so Sirtl, eine moderne, sichere Mauer am Beginn des Hangs und den Stahlankern vorgelagert für sinnvoll und sicher. Den spektakulären Ausblick von dort unterhalb des Burgfrieds stört dies jedenfalls nicht.

Info: Fraglich ist immer noch, ob das für Mitte August geplante Mittelalterfestival auf Burg Neuhaus überhaupt stattfinden kann. Es ist davon auszugehen, dass dann auf der Burg noch eine Baustelle ist, die entsprechend abgesichert werden müsste.

Foto: Trenz