Die Playoff-Gegner Bayreuth und Freiburg im Vergleich Stärken und Schwächen der EHC-Teams

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Erfahrung, gute Technik und eine eingebaute Torgarantie: Petr Haluza (links) gehört zu den komplettesten Stürmern im Kader des EHC Freiburg. Foto: Seeger Foto: red

In mindestens drei, höchstens fünf Spielen werden sich der EHC Bayreuth und der Namensvetter aus Freiburg ab Freitag gegenüberstehen. Dann ist klar, wer ins Halbfinale der Oberliga-Playoffs einzieht. Es sind enge Spiele zu erwarten, denn die Teams haben einige Gemeinsamkeiten und begegneten sich in dieser Saison immer auf Augenhöhe – eine Analyse der beiden Konkurrenten.

 
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Stärken

EHC Freiburg: Die mannschaftliche Geschlossenheit. Die Freiburger stellen vier Reihen, die alle auf einem sehr guten Oberliga-Niveau agieren. Nur das Quintett Tobias Kunz, Nikolas Linsenmaier und Petr Haluza sowie die Verteidiger Philip Rießle und Mirko Sacher ragt durch seine Durchschlagskraft noch etwas heraus. Taktisch unterscheiden sich die vier Blöcke kaum: Alle setzten das Hauptaugenmerk auf eine gefestigte Defensive, indem auch die Stürmer viel nach hinten arbeiten. Die Folge: Freiburg hat die wenigstens Gegentreffer aller Süd-Oberligisten in der Hauptrunde (2,3 im Schnitt) hinnehmen müssen. In der Offensive sucht Freiburg den direkten Weg und schnelle Abschlüsse. Mit Erfolg: In der Hauptrunde gelangen 201 Treffer – die zweitmeisten im ligaweiten Vergleich.
EHC Bayreuth: Die Tigers setzen auf eine ähnliche Taktik. Auch hier ist jeder Stürmer in der Pflicht, die Wege nach hinten zu machen. Dabei ist das Team sehr gut organisiert, allerdings nicht so ausgeglichen besetzt wie die Freiburger. Zudem haben die Bayreuther-Blöcke spezielle Aufgaben. Der Kolozvary-Block ist für die Tore zuständig – was in der ersten Playoff-Runde eindrucksvoll gelang: Ivan Kolozvary, Michal Bartosch, Andreas Geigenmüller, Jozef Potac und Sebastian Mayer erzielten 14 der 22 Treffer und kamen gemeinsam auf beeindruckende 44 Scorerpunkte. Das Quintett um Ben Warda soll den Kolozvary-Block in der Offensive entlasten und die Bayreuther weniger ausrechenbar machen. Der dritte Block mit dem erfahrenen Verteidiger Daniel Sevo hat die Aufgabe, hinten gut zu stehen und die Paradereihe des Gegners zu bearbeiten. Einen vierten Block sucht man bei den Tigers in den Playoffs vergeblich. Größtes Plus der Tigers: die Moral. Jeder stellt sich in den Dienst der Mannschaft und kämpft für den anderen – völlig egal, bei welchem Spielstand.

Verbesserungspotenzial

EHC Freiburg: Beim souveränen Hauptrundenmeister nach Schwächen zu suchen, ist Kritisieren auf hohem Niveau. Auffällig ist bei den Freiburgern aber die fehlende Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor. Paradebeispiel ist das zweite Playoffspiel in Deggendorf. Freiburg war überlegen, hatte ein klares Chancenplus, doch es gelang erst in der Verlängerung ein 2:1-Erfolg. Die Wölfe wollen aufsteigen und könnten bei diesem Druck verkrampfen. Zumindest haben sie immer wieder Probleme mit der Chancenverwertung.
EHC Bayreuth: Das zieht sich auch wie ein Roter Faden durch die Saison der Tigers. Dominant sind sie fast gegen jeden Gegner aufgetreten, doch oft blieben zu viele Chancen ungenutzt. Gepaart mit einigen Konzentrationsmängeln in Spielaufbau und Abwehr sowie daraus folgenden vermeidbaren Gegentreffern, kostete das die Punkte, um die Hauptrunde auf einem besseren Platz als dem vierten zu beenden. Allerdings scheint Freiburg den Tigers zu liegen: Gegen die Wölfe gelangen in vier engen Partien drei Erfolge.

Spezialteams

EHC Freiburg: Die Freiburger rotieren in Über- und Unterzahl sehr wenig, sondern setzen auf die eingespielten Blöcke. Die Statistik gibt dieser Taktik recht: In Überzahl liegt die Erfolgsquote bei 25,77 Prozent, in Unterzahl bei 83,76 – beides im ligaweiten Vergleich sehr gute Werte. Die Defensivstärke war auch in der ersten Playoff-Runde zu sehen, dort musste Freiburg in Unterzahl keinen Gegentreffer hinnehmen.
EHC Bayreuth: Auch Bayreuths Quoten sind stark und liegen bei 27,16 beziehungsweise 82,84 Prozent. In der ersten Playoffrunde war Bayreuth mit 34,62 Prozent erfolgreichstes Powerplay-Team aller Süd-Oberligisten. Das liegt vor allem an den Scharfschützen aus der zweiten Reihe. Mit den Verteidigerduos Sevo/Wolsch und Potac/Kasten haben die Bayreuther echte „Waffen“ an der blauen Linie. Wobei Kasten auch immer wieder direkt vor dem gegnerischen Tor für Unruhe sorgt. Bei den Stürmern wechselt der EHC nur selten, hier bleiben die Trios auch in Überzahl zusammen. Gerade die Kolozvary-Reihe bekommt in diesen Situationen viel Eiszeit.

Wichtigste Spieler

EHC Freiburg: Tobias Kunz ist für das Freiburger Spiel unverzichtbar. Der Topscorer erzielte in bislang 46 Spielen 29 Tore und gab 44 Vorlagen. Kunz ist sehr schnell, hat dabei eine gute Übersicht und Stocktechnik. Seine größte Stärke ist aber seine Mannschaftsdienlichkeit. Hinzu kommt noch der während der Saison verpflichtete Petr Haluza. 25 Treffer in 27 Spielen zeigen, dass er einer der komplettesten Stürmer im Freiburger Kader ist. Auf der anderen Seite des Spielfelds ist Christoph Mathis eine Bank. Der Torwart spielte in der ersten Playoffrunde groß auf, musste nur drei Treffer hinnehmen und hat sich zur Nummer eins gemausert.
EHC Bayreuth: Fällt Ivan Kolozvary aus, haben die Tigers ein Problem. Er ist mit 93 Punkten in 46 Partien nicht nur Topscorer, sondern auch Denker und Lenker des Teams. An fast jedem gelungenen Angriff der Topreihe ist er maßgeblich als Ideengeber beteiligt. Oft hat er das Auge für den besser platzierten Nebenmann, zudem hat er sich im Abschluss im Vergleich zur Vorsaison nochmals gesteigert, in jedem zweiten Spiel trägt er sich in die Torschützenliste ein. Dahinter agiert mit Jozef Potac ein weiterer Spieler mit extrem hohem Spielverständnis. Der 36-Jährige weiß nicht nur in der Abwehr immer genau, wo er stehen muss. Auch die Offensive kurbelt er mit seiner guten Technik an. In der ersten Playoff-Runde war er nicht zu stoppen: In vier Partien gegen die Tölzer Löwen gelangen dem schussgewaltigen Verteidiger fünf Tore und fünf Vorlagen.

Sorgenkinder

EHC Freiburg: Die Wölfe können in Bestbesetzung antreten, dementsprechend müssen Sorgenkinder mit der Lupe gesucht werden. Timo Linsenmeier steht nach einem grippalen Infekt wieder zur Verfügung, so dass einzig Julian Airich etwas nach seiner starken Form der Vorsaison sucht. Vor allem weil seine Entwicklung von einer Knöchelverletzung in der Saisonvorbereitung und Schulterproblemen gebremst wurde, ist das Wölfe-Eigengewächs in den vierten Block gerutscht.
EHC Bayreuth: Die Personalsituation entspannt sich – zumindest ein wenig. Ben Warda und Jari Pietsch sind wieder ins Training zurückgekehrt. Allerdings reißt das Trainer Sergej Waßmiller noch nicht zu Jubelstürmen hin: „Sie trainieren, aber Vollkontakt-Eishockey war noch nicht möglich.“ Eine Tendenz, ob das Stürmer-Duo am Freitag im Kader steht, will Waßmiller noch nicht abgeben. „Ich bin da sehr vorsichtig und will erst noch die Trainingseindrücke in dieser Woche abwarten.“ Sicherheit gibt es dagegen bei Johannes Feuerpfeil. Der Nachwuchsspieler wird nicht gegen Freiburg zum Einsatz kommen. Nach seinem Handbruch fehlt es noch an Beweglichkeit im Gelenk, er muss noch mindestens zwei Wochen pausieren.

Aufsteiger der Saison

EHC Freiburg: Marc Wittfoth kam vor der Saison von den Löwen Frankfurt und hat sich gleich perfekt in das Freiburger System integriert. Der 25-jährige Mittelstürmer bildet mit Jakub Wiecki und Robert Peleikis ein starkes Sturmtrio. In 46 Spielen sammelte Wittfoth 37 Scorerpunkte. Seine Spezialität: Abstauber-Tore.
EHC Bayreuth: Christopher Kasten reift in seiner dritten Spielzeit bei den Tigers immer mehr zum Führungsspieler. Er übernimmt Verantwortung und ist so aus dem Überzahl-Spiel der Bayreuther nicht mehr wegzudenken. Das wirkt sich auch auf seine Scorerbilanz aus: 34 Punkte – davon 14 Treffer – in 44 Spielen sind für einen Verteidiger sehr gute Werte. Nur auf der Strafbank sitzt er mit 123 Minuten zu oft.

Die Rolle der Trainer

EHC Freiburg: Alexej „Leos“ Sulak ist ein sehr besonnener, ruhiger Trainer. Der Eishockeypragmatiker setzt vor allem auf die Faktoren Defensive, Spielkontrolle und Effizienz. Für die Spieler ist er Vertrauensperson und Ansprechpartner bei Problemen, bei den Fans ist er sehr beliebt. Allerdings hält er sich in der Öffentlichkeit oft bedeckt. Das Ziel Aufstieg formuliert er nicht so deutlich wie andere Freiburger Vereinsverantwortliche. Er warnt vor jedem Gegner und speziell die Bayreuther bezeichnet er als „sehr unangenehm“.
EHC Bayreuth: Das Tigers-Team trägt klar die Handschrift von Sergej Waßmiller. Dabei setzt der im positiven Sinn Eishockey-Verrückte auf die gleichen taktischen Vorgaben wie Sulak, doch ist Waßmiller emotionaler. Lautstark dirigiert er an der Bande. Ein Spieler, der die Trainervorgaben nicht erfüllt, findet sich ganz schnell auf der Bank wieder. Disziplin ist wichtig. Doch dem 44-Jährigen gelingt bei der Zusammenarbeit mit den Spielern der Spagat zwischen Kumpel und Respektsperson. Und Waßmiller ist Motivator: Aufgeben gibt es bei ihm nicht – und das hat er auch seinem Team eingeimpft.

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