Blockade der Sportgutscheine: Stephan Maisel will 25 000 Euro auftreiben Stadtrat „gehört der Kopf gewaschen“

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Stephan Maisel will mit finanziellem Engagement sportbegeisterter Bayreuther dafür sorgen, dass das Sportprojekt der Oberbürgermeisterin doch noch umgesetzt werden kann. ⋌Foto: Waha Foto: red

Sport im Elementarbereich – ein sperriger Name für ein Projekt, mit dem die Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe in den Haushaltsberatungen Schiffbruch erlitt. Zu unrecht, findet Stephan Maisel. Er – selbst Sportler und Vater von zwei sportbegeisterten Kindern – ist verärgert: „Für jeden Mist hat der Stadtrat Geld übrig. Für diese gute Sache nicht.“ Spontan hat er 5000 Euro zur Verfügung gestellt, für weitere 5000 Euro hat er eine Zusage, den Rest will er noch auftreiben. Damit Kinder früh Sport treiben können.

 
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Maisel (50) sagt am Mittwochmorgen im Gespräch mit unserer Zeitung, dass er „mit Entsetzen den Artikel gelesen“ habe, dass die Mehrheit des Stadtrats die Idee Merk-Erbes auflaufen ließ. Er müsse, sagt Maisel, bei dem verweigerten Betrag von 25 000 Euro an die Millionensummen denken, die der Stadtrat in den vergangenen Wochen ganz entspannt bereitgestellt habe. „Mir nichts, dir nichts will man die Stadthalle für 44 Millionen Euro sanieren. Am Ende werden es dann wahrscheinlich 50 Millionen. Das sind Summen – da müsste ja fast schon ein Bürgerentscheid her.“ Dass der Stadtrat bei der geringen Summe für Sport im Elementarbereich gekniffen hat, sei „eine Dummheit. Weil da etwas auf dem Rücken der Kinder ausgetragen wird, was nicht sein muss“. Man könne zur Politik Merk-Erbes stehen, wie man wolle, aber: „Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass das nur Blockadepolitik des Stadtrats war. Wenn der Vorschlag nicht von Merk-Erbe gekommen wäre, hätte es wahrscheinlich anders ausgesehen“, sagt der Spediteur. „Ich halte das für eine gute Idee, der man sich nicht verwehren kann. Diejenigen, die sich dagegen ausgesprochen haben, sollten sich schämen. Denen gehört der Kopf gewaschen.“

Er will, sagt Maisel, für die kommenden drei Jahre jeweils 5000 Euro zur Verfügung stellen, um das Projekt zu fördern. Jochen Schneider, ein Freund von ihm, habe ebenfalls 5000 Euro zugesagt, weitere begeisterte Sportler habe er angeschrieben. Er sei überzeugt, dass die 25 000 Euro zusammenkommen – als Initialzündung. „Es wäre natürlich schön, wenn man jetzt loslegen und den Stadtrat dann zu einem späteren Zeitpunkt dazu bewegen könnte, das Projekt zu fördern“, sagt Maisel. Die Mitglieder des Stadtrats, die sich jetzt quergestellt haben, sollten einmal an das denken, „was sie vor der Wahl gesagt haben: dass sie parteiübergreifend alles zum Wohl der Stadt tun wollen“.

Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe reagiert erfreut, als sie in einem Telefonat mit dem Kurier von der Bereitschaft von privater Seite erfährt, ihr Projekt zu unterstützen. „Ich bin begeistert. Das Engagement finde ich toll“, sagt Merk-Erbe. Der Gutschein in Höhe von 50 Euro, den jedes Kind zum vierten Geburtstag bekommen soll, soll nach ihren Worten „unabhängig von der Herkunft und den finanziellen Möglichkeiten der Eltern die Chance eröffnen, dass ein Kind ein Sportangebot wahrnehmen kann“. Rund 20 Vereine hätten Bereitschaft bekundet, bei dem Projekt mitzumachen. So könnten die Kinder ausprobieren, welche Sportart zu ihnen passe.

Jeder, der in einem Verein groß geworden sei, wisse um die Vorteile: „Bewegung, Teamfähigkeit, Sozialverhalten. All das lernt man in einem Sportverein. Man treibt mit Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten Sport – das ist die beste Integration, die es geben kann“, sagt Merk-Erbe. Das bestätigt auch Maisel: „Ich sehe es an der Fußballmannschaft meines Sohnes. Die halbe Mannschaft besteht aus Jungs mit Migrationshintergrund. Dort werden Freundschaften geknüpft, die ohne den Sport nie entstehen würden. Wenn man nichts anbieten würde, würde man diese Chancen auslassen.“

Das Gutschein-Projekt könne, sagt Merk-Erbe, durch eine Genehmigung des Haupt- und Finanzausschusses gestartet werden, wenn das Sponsorengeld in der erforderlichen Höhe zusammenkommt.

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