Stadthalle: English Drama Group ist letzte

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Die English Drama Group des Graf-Münster-Gymnasiums spielt als letzte Gruppe im Kleinen Haus der Stadthalle. Danach wird zugesperrt. Und saniert. Wahrscheinlich. Foto: Eric Waha Foto: red

Mit Shakespeare geht im Kleinen Haus der Stadthalle das Licht aus. Zwei Wochen, nachdem die letzte Veranstaltung in der Stadthalle überhaupt über die Bühne gegangen ist. Die English Drama Group des Graf-Münster-Gymnasiums macht das Licht aus. Vier Spieltage. Mit wahrscheinlich wieder mehr als 1000 Zuschauern. In einem besonderen Jahr für die besondere Theatergruppe.

 
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Momentan wird noch geschraubt. Am Bühnenbild, das die Gruppe immer selber macht. Marco Jantos ist da aktuell federführend. Obwohl der 19-Jährige schon studiert. "Bühnenbild und Technik macht er. Er ist da "so rein gerutscht", wie die meisten anderen der rund 30 Schauspieler zwischen der achten und der zwölften Klasse des Graf-Münster-Gymnasiums (GMG) auch. Leidenschaft fürs Theater. Oder für die Musik. Oder beides steckt bei ihnen dahinter. Oder sie haben "Freunde bei uns spielen sehen und sich gedacht: wenn der das kann, kann ich das auch", sagt Hans-Dieter Scholz, der die Gruppe vor 20 Jahren gegründet hat. Der seitdem Regie führt, die Stücke aussucht, sie umschreibt, neu arrangiert.

Gerade basteln sie an "Much Ado About Nothing". Von William Shakespeare, selbstverständlich. Seit 20 Jahren folgt die Gruppe einem festen Zeitplan. Ab September, wenn die Schule wieder losgeht, wird geprobt am neuen Stück. Im März steht dann die Aufführung an. So können auch die Abiturienten noch mitspielen. Scholz, der im richtigen Leben Englisch, Sozialkunde und Geschichte unterrichtet, sagt, die Leidenschaft fürs Theater komme bei ihm daher, dass er "eigentlich ein verhinderter Schriftsteller" sei. Aber einer, der erkannt hat: "Dass es für mich brotlose Kunst wäre. Es ist schwer, einen Verleger zu finden", sagt er und lacht. "Und wahrscheinlich bin ich auch nicht so super begabt." Aber: Der Lehrplan habe ihm eine Brücke gebaut. "Drama steht im Lehrplan. Ich fand es damals langweilig, Drama in Englisch nur zu lesen. Deswegen habe ich meinen Schülern vorgeschlagen, Szenen zu spielen. In einer zehnten Klasse haben wir mal einen kleinen Einakter probiert. Den Schülern hat das so gefallen, dass sie gesagt haben: Das können wir doch auch mal richtig machen."

Die Geburtsstunde für die English Drama Group The Fringe, die einzige englischsprachige Theatergruppe an einer weiterführenden Schule in Bayern. Scholz und seine jungen Schauspieler spielen viel und gern Shakespeare. Natürlich auf Englisch. Natürlich in einer Fassung aus der Feder von Scholz. "Man muss die Stücke ändern, kürzen, Musik raussuchen, Rollen anpassen, das Englisch vereinfachen. Damit es für das Publikum einfach wird", sagt Scholz. Shakespeare, sagt Scholz, biete eine wunderbare Dramatik. "Das sind Stücke, die für die Bühne gemacht sind. Er hat geschrieben, auf der Bühne mitgespielt. Und die Sprache ist mitunter berauschend schön."

"Englisch ist eigentlich eine einfache Sprache", sagt Oliver Macak (17), der seit knapp drei Jahren bei der Gruppe ist. Macak ist Musiker, er mag die Bühne. Und das Theater, "weil das für mich eine große Kunst ist". Ihm bereitet die Sprache ebenso wenig Probleme wie seinen Mitspielern. Für Elisabeth Scholz (16) ist es sowieso fast schon Pflicht, dabei zu sein. Schließlich ist ihr Vater der Chef von The Fringe. "Ergibt sich halt so, dass man dabei ist", sagt sie. Wie es sich bei allen anderen auch ergeben hat. "Ich kam zu Elisabeth in die Klasse, hab dann ein Stück gesehen und war sofort begeistert", sagt Sarah Nachtmann (16). "Ich bin raus aus der Vorstellung und habe mir gedacht: das will ich auch." Theater in Englisch spielen. Nicht in Deutsch.

Das Kleine Haus, sagt Elisabeth Scholz, sei für die Gruppe "perfekt gewesen von der Größe her. 279 Plätze. Unser Theaterraum ist eigentlich zu klein". 140 Plätze hat der. In der Regel, sagt Hans-Dieter Scholz, haben sie das Kleine Haus vier Mal ausverkauft. "Pro Jahr haben wir mehr als 1000 Zuschauer." Schüler, Eltern, Lehrer. Und Fans, die immer wieder kommen. Die den Aufwand schätzen, den die Gruppe treibt. "Allein diese Produktion wird rund 2000 Euro kosten. Fürs Bühnenbild, für die Kostüme, die zum Teil extra angeschafft werden." Aus Spenden der Zuschauer und mit Unterstützung des Fördervereins Freunde des GMG finanziere die Gruppe das.

Ab 1. März, der Premiere, wird immer ein bisschen Wehmut mitschwingen auf der Bühne. "Sie haben wegen uns die Schließung des Kleinen Hauses um 14 Tage nach hinten geschoben", sagt Scholz. Am 28. Februar wird der oberfränkische Regierungspräsident Wilhelm Wenning im Großen Haus verabschiedet. Danach wäre eigentlich Schluss. "Wir haben gesagt, wir schaffen es nicht vorher. Deshalb noch eine letzte Frist. Wenn wir dann am 8. März abgebaut haben, soll ja die Sanierung begonnen werden." Wobei Scholz noch einen kleinen Hoffnungsschimmer hegt: "Die Hausmeister sagen seit fünf Jahren, dass sie im kommenden Jahr nicht mehr für uns da sind, weil ja dann schon saniert wird."

Info: "Much Ado About Nothing" ist am 1., 3. 5. und 7. März (19 Uhr) im Kleinen Haus der Stadthalle und am 22. Juni auf der Jungen Bühne der Landeskartenschau zu sehen. Kartenreservierung übers GMG.  

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