Stadthalle: Das Bürgerentscheid-Orakel

Von K. Wojczenko, F. Schmälzle und E. Waha

Es ist das bestimmende Thema in Bayreuth. Zumindest das Thema, das Bayreuth spaltet: die Stadthalle und der Bürgerentscheid am kommenden Sonntag. Wir haben uns umgehört, haben fünf  Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen gefragt. Wie geht der Bürgerentscheid aus? Warum geht er so aus? Und wie sieht es mit der Beteiligung aus?

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Andreas Türk, Pressesprecher von Bayreuth Event und Festival

Andreas Türk stellt erst einmal eine Gegenfrage auf die Frage, wie er denn glaube, dass der Bürgerentscheid am Sonntag ausgehe: "Glaube oder Hoffnung?" Türk sagt, er hoffe, dass "sich die Bürger darauf besinnen, dass Bayreuth eine schnelle Lösung braucht und damit für das Ratsbegehren stimmen". Das Ratsbegehren steht für die vom Stadtrat beschlossene große Lösung. "Ich glaube allerdings, dass es schwer werden wird, die Menschen bei angekündigten 25 Grad und Sonnenschein zur Wahlurne zu bewegen." Und er fürchte, sagt Türk, "dass am Sonntag nur die hingehen werden, die dagegen sind". Weil es schwer sei, "Menschen, die für etwas sind, dazu zu bewegen, dass sie zu einer Abstimmung gehen". 

 

Hans-Helmut Bayer, Vorsitzender des neuen Fördervereins Unsere Stadthalle

"Ich hoffe, dass die Bayreuther als besonnene Kulturbürger für die große Lösung stimmen. Und dass sie nicht populistischen Aussagen auf den Leim gehen", sagt Hans-Helmut Bayer. Der ehemalige Pfarrer der Stadtkirche ist am Samstag zum Vorsitzenden des neu gegründeten Fördervereins Unsere Stadthalle gewählt worden. Der Verein, sagt Bayer, werbe für die vom Stadtrat beschlossene Lösung, weil ein Abspecken "Leerstand bedeuten würde". Ebenso wie Mängel in der Funktionalität. Bayer sagt, er fürchte nicht, dass zu wenige Bürger zur Wahl gehen, "weil der Bürgerentscheid überflüssig ist". Er fürchte, dass "nur die Denkzettel-Wutbürger hingehen".

 

Volker Zickler, Wirt der Stadthalle

Volker Zickler hat 2014 die Gastronomie in der Stadthalle übernommen. Den Zuschlag hat er für fünf Jahre erhalten. Seine Prognose zum Bürgerentscheid ist von der Hoffnung geprägt, dass die Bayreuther für die große Lösung stimmen. Tatsächlich glaubt er, dass sich mehr Menschen als erwartet dafür aussprechen. "Das ist der Eindruck, den meine Frau und ich aus den Gesprächen mit Besuchern der Stadthalle habe." Langsam sagten immer Menschen mehr: „Was soll es anderes sein, als dass man es gescheit macht?“ Typisch Bayreuth, findet Zickler. "Aber es wird ein knapper Sieg, 51 zu 49 Prozent." Die Wahlbeteiligung werde sehr gering sein. "Leider", sagt Zickler. "Ich glaube nicht, dass wir über 30 Prozent kommen.“

 

Norbert Aas, Historiker

Norbert Aas hat sich beim Bürgerentscheid zur Rotmainhalle "völlig verschätzt". "Da haben sich Leute durchgesetzt, die sich sonst eher frustriert über Politik äußern, obwohl Stadtrat und Marktbeschicker sich einig waren." Dementsprechend vorsichtig ist Aas jetzt mit Prognosen. "Ich fürchte, dass sich wie beim letzten Bürgerentscheid die Knauser und Kulturfremden durchsetzen. Aber ich hoffe, dass die große Lösung durchgeht." Eins steht für ihn fest: "Die Entscheidung wird sehr knapp." Das schreibt er der "Schlangenlinien-Diskussion" im Stadtrat zu, die sich erst um eine sparsame Sanierung, dann um die Maximallösung gedreht habe. "Das hat nicht dazu beigetragen, der Öffentlichkeit zu vermitteln, dass eine gründliche Sanierung nötig ist und man die Stadthalle für die Kultur braucht." Die Wahlbeteiligung werde etwas höher als beim letzten Mal sein, 30 Prozent.

 

Thomas Zimmer, Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken

"Ich habe Angst, dass die Abstimmung negativ ausgeht", sagt Zimmer. Gegen die große Lösung. "Ich bin für die Sanierung und den Umbau, so wie die Stadtratsmehrheit sie beschlossen hat." Weil es eine Entscheidung gibt und weil man in Bayreuth jetzt mal anpacken muss. Vielleicht liegt es ja an dem fehlenden Kulturkonzept, dass manche Bayreuther das Projekt kritisch sehen. "Wo will man mit der Stadthalle in zehn, 15 Jahren stehen? Ich suche dringend nach einem Kulturkonzept", sagt der Handwerkskammerpräsident. Und findet es nicht. In Bamberg zum Beispiel werde Kulturmanagement anders betrieben. Und wo wird die Wahlbeteiligung liegen? "Gefühlt unter der der beiden anderen Bürgerentscheide in diesem Jahr." Am 13. März hatten sich nur 27 Prozent der Stimmberechtigten beteiligt. "Die Leute haben es satt", sagt Zimmer. Oder sie sind gar nicht da: Am Sonntag ist Bratwurstgipfel in Pegnitz.

Bilder