Regierung hat Ersatz für Flüchtlings-Notquartier gefunden Stadtbadturnhallen werden wieder frei

Von Katharina Wojczenko
Derzeit noch Notquartier für Flüchtlinge: Bis zum Ende der Sommerferien sollen die Stadtbadturnhallen wieder frei sein. Die Regierung hat Ersatzquartiere gefunden. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Eine gute Nachricht für die Stadtbadhallennutzer: Das Notquartier wird zum Schuljahresbeginn wieder frei. Die Regierung von Oberfranken hat Ersatz gefunden.

 
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Zum 1. September werden die Stadtbadturnhallen wieder freigegeben, sagt Pressesprecher Christoph Reichl. Die Flüchtlinge werden künftig offenbar auf mehrere Gebäude verteilt: Das Anmietverfahren für diese laufe noch, sagt Reichl. Um welche es sich handelt, sagt er nicht. Bis Ende der Sommerferien sollen die Hallen wieder hergerichtet sein, sagt Marcus Kurz vom städtischen Sozialamt. Etwa zwei Wochen werde das dauern. Denn die Hallen sind für eine Wohnnutzung für bis zu 120 Personen nicht bestimmt.

"Bis auf die normale Abnutzung und geringfügige Kleinigkeiten hat es aber keine größeren Schäden gegeben", sagt Kurz. Von den 60 Stockbetten, die das Jugendamt für das Jugendfestspieltreffen angeschafft hatte, mussten bisher etwa zehn ausgetauscht werden. Die Holzlattenroste sind durchgebrochen. "Wahrscheinlich sind Kinder darauf herumgesprungen", sagt Kurz. "Das passiert schon mal."  Fazit: "Bei einer mehrfach wechselnden Belegung wie in den Stadtbadturnhallen ist dieser Verschleiß ganz normal."

Der Meinung ist auch Anna Westermann, Vorsitzende von Bunt statt Braun. Sie hat von keinem Fall gehört, in dem Bewohner mutwillig etwas kaputtgemacht hätten. Nur ein paar Beschwerden habe es gegeben, ergänzt Kurz, wegen Verschmutzungen draußen vor den Stadtbadturnhallen. Gemeint sind Zigarettenkippen und Abfall. "Aber das ist wohl im Hinblick auf Art, Umfang und Dauer der Nutzung nicht zu vermeiden."

"Sehr friedlich", sagt die Polizei

Thorsten Roder, Sprecher der Polizeiinspektion Bayreuth-Stadt, zieht ebenfalls ein positives Fazit nach fünf Monaten Notquartier: "Das war sehr friedlich." In den Akten findet er genau einen Vorfall: Einem Bewohner wurde das Handy gestohlen.

Mitte Februar hatte die Stadt die Turnhallen für den Winter-Notfallplan hergerichtet, um die überfüllten Erstaufnahmeeinrichtungen zu entlasten. Doch das Provisorium wurde zur Dauerlösung, der Winter-Notfallplan zum Notfallplan. Das hat die bisherigen Nutzer - bei allem Verständnis für die Situation der Flüchtlinge - vor Probleme gestellt. Etwa acht Vereine, dazu die Evangelische Familien-Bildungsstätte sowie die Wirtschaftsschule und das Gymnasium Christian-Ernestinum belegten die Hallen bis dahin.

Schulpfleger haben sich an Stadt gewandt

Die Schulpfleger der Städtischen Wirtschaftsschule hatten sich im Mai an die Stadt gewandt. Mit der Bitte, an die Solidarität anderer Schulen und Vereine zu appellieren und die Stundenausfälle auf mehrere Schultern zu verteilen, sollten die Stadtbadturnhallen bis Herbst nicht wieder frei werden.  Besonders hart traf es die Evangelische Familienbildungsstätte. Deren Leiterin Elisabeth Zagel musste kurzfristig 270 Kinder und Jugendliche unterbringen, also etwa 15 Gruppen.

Weil Flüchtlinge an Windpocken erkrankt sind, herrscht noch bis 4. Juli in den Stadtbadturnhallen und in der Aufnahmeeinrichtung in der Wilhelm-Busch-Straße ein Aufnahme- und Weiterreisestopp.

Bunt statt Braun: Es fehlen die Profis

Anna Westermann von Bunt statt Braun sagt, dass sich die Stadt auf weitere Flüchtlinge einstellen muss. Gerade in Massenunterkünften wie den Stadtbadturnhallen fehlten interkulturell ausgebildete Sozialpädagogen, also Profis.  "Wir Ehrenamtlichen werden mit viel Leid und schwer traumatisierten Menschen konfrontiert."

Zur Erinnerung: So ging es los mit dem Notquartier in den Stadtbadturnhallen.

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