Spielstätten: Rennen bleibt spannend

Von Michael Weiser

Wo soll Kultur stattfinden, wenn Bayreuths Stadthalle in den nächsten Jahren saniert und umgebaut wird? Die Stadträte sind vorsichtig geworden. Der Kulturausschuss sortierte von vier vorgeschlagenen Ersatzspielstätten lediglich die Tennishalle aus. Dreifachhalle, Reichshof und vor allem Auktionshalle sollen weiter geprüft werden.

 
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Es ist – ungewöhnlich genug – die Phantasie, die einem den Zugang zur Auktionshalle erschweren kann. Man muss sich nur Kuhfladen auf dem Boden bildhaft vorstellen können, den Geruch von Dung und das Gemuhe von Rindviechern nebenan zur Symphonie – und schon mag man sich die Auktionshalle nicht mehr als Veranstaltungsort für Kultur denken.

Ein voreiliger und falscher Schluss, wie Hans-Dieter Striedel betonte. „Das ist eine sehr saubere Halle, die sehr einfach zu reinigen ist“, sagte der Baureferent an die Adresse der Stadträte im Kulturausschuss. „Sie riechen da drin nichts. Sie macht einen sehr sauberen und adretten Eindruck. Da finden schon Feiern von Schulen statt.“

Extrem wichtig und sympathisch

Auch Kulturreferent Fabian Kern bevorzugt die Auktionshalle. Weil sie gute Sitzplätze bietet, gute akustische Bedingungen, Parkplätze direkt vor der Tür und noch eine Reihe weiterer Vorteile. Was die Mitglieder des Kulturausschusses auch unterstützten: Sie sprachen sich ohne Gegenstimme dafür aus, die Auktionshalle bis September weiter zu prüfen. Aber: Sie wollen zwei weitere Kandidaten ebenso prüfen lassen, die Dreifachturnhalle am Stadion ebenso wie der Reichshof. Vor dem Reichshof warnte zwar Stefan Schlags von den Grünen: Das ehemalige Kino sei ein „trojanisches Pferd“, mit dem man sich durch die Hintertür eine künftige Konkurrenz für die Stadthalle etabliere. Doch der Großteil des Ausschusses ist dem Reichshof zugeneigt. „Der Reichshof wäre für Innenstadtbelebung extrem wichtig und ist sympathisch, wir sollten ihn weiter betrachten“, sagte Thomas Bauske von der SPD. „Ein großes Lob an den Verein, der es geschafft hat, dieses Objekt zu beleben, an dem Herz vieler Bayreuther hängt.“ Gegen die Stimmen von Schlags und Klaus Wührl-Struller von den Grünen sprach sich der Ausschuss dafür aus, den Reichshof in die Auswahl zu nehmen.

Bedingt geeignete Turnhalle

Wie auch die Dreifachturnhalle. Die steht als Sporthalle zwar nicht jeden Tag zur Verfügung. Und Striedel wies darauf hin, der teure Holzboden der Halle stets aufwendig geschützt werden müsste. Aber die Stadträte gehen auf Nummer sicher. Wenn wegen der kulturellen Nutzung die Rinderzüchter den Ausfall von Fördergeldern iun Kauf nehmen müssen, falle die Halle weg, sagte Stefan Specht von der CSU. „Dann haben wir ein Problem“. Man müsse das Risiko ausschalten, erneut ohne vernünftige Spielstätte dazustehen. So gesehen, war die Sitzung ein Trainingslauf. Ein Kandidat ist ausgeschieden, die Auktionshalle liegt in der Pole Position. Dass sie im September vorn liegt, ist nicht ausgemacht.

Spannungen mit Festspielen

Die Spannungen zwischen Grünem Hügel und Stadt waren auch bei der Sitzung des Kulturausschusses zu spüren. Weil die Festspiele ihren Festangestellten einen höheren Tarif zahlen muss, erhöhen die Gesellschafter ihre Zuschüsse. Zu ihnen gehört die Stadt Bayreuth, und so ist auch sie gefordert. Ihr Anteil steigt um rund 106 000 Euro auf 1.114000 Euro. Bevor der Kulturausschuss das abnickte, rechnete Stefan Schlags von den Grünen mit den Festspielen ab. Der Grüne Hügel habe es geschafft, in Andris Nelsons einen renommierten Dirigenten rauszuekeln, „und schuld ist nur Christian Thielemann“. Man solle die Förderung für die Festspiele überdenken.

Auch wegen des Sicherheitskonzeptes für die Festspiele herrschen atmosphärische Störungen zwischen Stadt und Grünem Hügel. Christoph Rabenstein von der SPD kritisierte die „arrogante Art von Führung der Festspiele“ und nannte den Unmut von Schlags „verständlich“. Sich deswegen aber der Förderung zu verweigern, sei der falsche Weg. Dem stimmte unter anderem Stefan Specht von der CSU zu. Gegen die Stimmen der Grünen stimmte der Kulturausschuss für die Erhöhung des Zuschusses.

Barock-Festspiele: Wer zahlt?

Noch etwas mehr als eineinhalb Jahre, dann wird das Markgräfliche Opernhaus frisch renoviert der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht.

Doch was dann?

Wird es eher Museum? Oder doch eine – wenn auch eingeschränkte – Spielstätte ohne Probenmöglichkeit, aber immerhin eine funktionierende Barockbvühne? Wie einst für die Reihe „Bayreuther Barock“?

Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU) hatte sich jüngst als Fan der Kultur geäußert: „Ein Barock-Kultur-Festival, das wäre eine feine Sache.“ Und hat damit Begehrlichkeiten ausgelöst. „Es wäre eine charmante Idee, wenn wir die Federführung der Staatsregierung überlassen könnten“, sagte Stefan Schlags (Grüne). Wobei man Führen der Feder mit Anziehen der Spendierhose übersetzen darf. Stephan Müller von der BG hofft wenn schon nicht auf gänzliche Übernahme der Kosten, so doch auf Unterstützung: „Früher hatten wir ein Festival nach dem andern.“ Auch mit dem Nationaltheater aus München als Gast - teuer zwar, aber gut bezuschusst vom Freistaat. 

In wie weit sich Land, Bezirk und Oberfrankenstiftung an den Kosten für ein Festivalbeteiligen können, soll nun, so einstimmig der Kulturausschuss, Kulturreferent Fabian Kern ergründen. 

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