Spielen im „Hutzastüberl“

Von Brigitte Grüner
Im "Hutzerstüberl" können demenzkranke Menschen mit Betreuungspersonen singen und spielen. Foto: Brigitte Grüner Foto: red

An der Sankt-Johannes-Klinik gibt es jetzt auch ein Beschäftigungszimmer für Menschen mit demenziellen Erkrankungen. Für die Betreuung auch am Nachmittag sucht die Pflegedienstleitung noch ehrenamtliche Demenzbegleiter, die dafür extra geschult werden.

 
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Der Raum wirkt schon auf den ersten Blick heimelig und gemütlich. Der Anstrich der Wände ist in Sonnengelb gehalten. Diese Farbe wirke beruhigend auf Patienten mit kognitiven Einschränkungen, erklärte Pflegedienstleiterin Inge Nösner. Auch ein stimmiges Farb- und Lichtkonzept sowie die nostalgische Einrichtung mit Kommode, alter Nähemaschine und unzeitgemäßem Kaffeeservice, die ältere Menschen von früher kennen, sollen dazu beitragen, dass sich die Betroffenen darin wohl fühlen. Eingerichtet wurde das Beschäftigungszimmer in einem früheren Stationsbad.

Gestern stellte die Krankenhausleitung den Raum, der seit Juli 2015 genutzt wird, offiziell vor. Beschäftigt werden die Patienten mit bekannten Spielen und Liedern. Bildkartenspiele wie „Damals“, eine Art Memory mit Motiven aus früheren Jahrzehnten, oder Karten mit unvollständigen Sprichworten sollen die Patienten anregen und sie motivieren sich zu erinnern. Sogenannte Aktivierungsboxen zu verschiedenen Themen und Bastelmaterial vervollständigen das Angebot. Für das vielfältige Material ist in einem Nebenraum mit vielen Regalen Platz geschaffen worden. Auch Esstraining findet im Raum, der wochentags von 10.30 bis 12.30 Uhr genutzt wird, statt. Die eingesetzten Mitarbeiter sind gerontopsychiatrisch ausgebildet oder Ergotherapeuten. Bei Personal und Patienten heißt das gemütliche Zimmer „Hutzastüberl“ wie eine Tafel an der Tür zeigt.

„Wir tun viel für unsere älteren Patienten“, betont Klaus Emmerich, der Vorstand des Kommunalunternehmens Kreiskrankenhäuser. Dennoch sei die Sankt-Johannes-Klinik vor allem ein Akutkrankenhaus, das für alle Menschen da sei. Dass es immer wieder Spenden für die Klinik gebe, mache deutlich, dass die medizinische Versorgung im örtlichen Krankenhaus ein großes Anliegen der Bevölkerung ist.

Aufgrund der demografischen Entwicklung wird das Thema Demenz nicht nur gesellschaftlich eine große Herausforderung, auch in der geriatrischen Rehabilitation nehmen die Patienten mit der Nebendiagnose Demenz immer mehr zu, erklärt die Klinikverwaltung. Mit der Errichtung des Betreuungsraumes soll die Tagesstruktur optimal an diese Patienten angepasst werden. Seit Jahren gibt es in der St. Johannes Klinik eine Arbeitsgruppe „Demenz“ für Pflegekräfte. Diese Mitarbeiter werden regelmäßig geschult, um sich auf die Besonderheiten der Betreuung einzustellen.

Ein Projekt der Demenzbeauftragten war es, den Raum für die besondere Betreuung einzurichten. Während der Beschäftigung werden den Patienten Getränke und Fingerfood – meist in Form von Obst – angeboten. So werden sie animiert, mehr zu trinken und zu essen. Beim gemeinsamen Mittagessen wird auf individuelle Aktivierung und Hilfestellung eingegangen. Bei dem Bemühen um eine bestmögliche Pflege stehe die Würde des Erkrankten stets im Mittelpunkt. Auch Angehörige würden gerne in die Betreuung einbezogen.

Gerne würde die Klinikleitung die Betreuung auch am Nachmittag anbieten. Dazu werden aber ehrenamtliche Demenzbegleiter gebraucht. Die Aufgaben dieser Ehrenamtlichen sind gemeinsame Spaziergänge, unterhaltsame Spiele, Singen, Beschäftigung und individuelle Gespräche. Jeder Helfer kann selbst entscheiden, wie viel Zeit er investieren möchte.

Die Freiwilligen erhalten eine dreitägige Schulung und als Gegenleistung ein kostenloses Mittagessen, Kurzfortbildungen und jährliche Mitarbeitertreffen zum Informationsaustausch der ehrenamtlichen Helfer mit den angestellten Demenzbeauftragten. Wer Interesse an diesem Ehrenamt hat, kann sich bei Pflegedienstleiterin Inge Nösner unter Telefon 0 96 61/520-400 melden. Infomaterial liegt auch im Krankenhaus aus.