In der neuen Kläranlage soll Biogas Strom und Wärme erzeugen Speichersdorf will aus Scheiße Geld machen

Von Sarah Bernhard

Speichersdorf braucht eine neue Kläranlage. Das hat der Gemeinderat 2011 beschlossen. Jetzt hatte Bürgermeister Manfred Porsch eine Idee: Er will einen Faulturm einbauen. Aus dem verfaulenden Schlamm könnte die Gemeinde Strom und Wärme gewinnen. Das würde gleich mehrere Probleme lösen.

 
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Eigentlich war alles klar: 2,7 Millionen Euro hatten die Speichersdorfer 2011 dafür vorgesehen, die Klärung ihres Abwassers neu zu regeln. Bekommen würden sie dafür eine ganz normale Kläranlage, mit Regenüberlaufbecken, Belebungsbecken, Nachklärbecken – und am Ende einem Haufen Schlamm. „Sieht aus wie Kakao und ist fast geruchlos“, beschreibt ihn Bürgermeister Manfred Porsch.

Doch so ganz zufrieden war Porsch mit diesem Plan nicht. Warum den Schlamm nicht für uns arbeiten lassen, fragte er sich. Und entwickelte eine Idee: Was, wenn wir einen zusätzlichen Faulturm bauen, in dem der verfaulende Schlamm Biogas erzeugt, das wir in einem Blockheizkraftwerk in Strom und Wärme umwandeln? Er fragte beim Ingenieurbüro Wolf in Kemnath nach. Könne man probieren, hieß es. Nun stellte Stefan Wolf das Konzept den Gemeinderäten vor.

Turm wäre 10 bis 12 Meter hoch

Neben dem Kraftwerk und einem zehn bis zwölf Meter hohen Faulturm, in dem der Schlamm bei rund 37 Grad vor sich hin faule, sei auch ein Vorklärbecken nötig, sagte Wolf. Der Schlamm aus diesem Becken sei doppelt so effektiv wie der aus dem Nachklärbecken. Dafür würde ein kleineres Belebungsbecken reichen, da die Bakterien weniger abbauen müssen. Insgesamt könne man damit rund 30 000 Euro im Jahr sparen.

Neu ist diese Idee nicht. In Bayreuth und Pegnitz stehen solche Faultürme längst. Neu ist, dass auch kleinere Gemeinden von ihnen profitieren können. Nicht nur, weil Strom und Energie immer teurer werden. Sondern auch, weil Schlammentsorgung immer mehr kostet. Grund ist die neue, verschärfte Düngemittelverordnung, sagt Klärwärter Klaus Pühl. Sie sieht vor, dass Felder nur noch mit Klärschlamm gedüngt werden dürfen, wenn der Kadmiumgehalt im Schlamm nicht zu hoch ist. In Speichersdorf und vielen anderen Gemeinden in der Region aber ist er das.

Verbrennung kostet 80.000 Euro im Jahr

Also muss der Schlamm verbrannt werden. 21.000 Euro kostet die Verbrennung von 1000 Kubikmetern Schlamm, für Speichersdorf macht das rund 80.000 Euro im Jahr. Ein Faulturm würde die anfallende Schlammmenge um 10 bis 20 Prozent reduzieren, schätzt Pühl. Zudem könnte im Turm auch der Frankenberger Klärschlamm zu Strom gemacht werden.

Und, wenn man wollte, sogar auch andere Gärstoffe wie Gras. „Co-Vergärung“ nenne man das, sagt Ingenieur Wolf. Das wiederum geht aber Bürgermeister Porsch zu weit. „Wir sollten uns auf unseren eigenen Schlamm konzentrieren“, sagt er. Ansonsten müsste nämlich der Faulturm größer sein. Und um ihn größer bauen zu können, müsste man erst herausfinden, wer liefern würde. Und das kostet Zeit.

Kläranlage ist deutlich zu klein

Zeit, die die Gemeinde nicht hat. Denn die bestehende Kläranlage ist auf 5000 statt auf 7000 Einwohner ausgelegt – und damit deutlich zu klein: Eigentlich sollte das Abwasser im Nachklärbecken sechs Stunden Zeit haben, um sich vom Schlamm zu trennen, bevor es in den Altholzgraben fließt. Doch es kommt so viel Wasser nach, dass das Wasser samt Schlamm in den Bach gespült wird. Auch deshalb würde die Menge des Schlamms, der verbrannt werden muss, mit einer konventionellen neuen Kläranlage deutlich steigen.

Allerdings: Einen Faulturm, ein zusätzliches Becken und ein Blockheizkraftwerk gibt es nicht umsonst. Wolf schätzt die Mehrkosten, die allein durch den Bau entstehen, auf zwischen 300 000 und 350 000 Euro. Das Ingenieurbüro wurde beauftragt, einen konkreten Kostenplan zu erstellen. „Wenn wir merken, dass die Sache nicht finanzierbar ist, können wir immer noch ablehnen“, sagte Bürgermeister Porsch. „Aber dann können wir zumindest sagen: Wir haben darüber nachgedacht.“

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