Schon jetzt werden 88 Prozent des Strombedarfs aus erneuerbaren Energien gedeckt Speichersdorf bis 2025 stromautark

 Foto: red

Speichersdorf Von Sarah Bernhard Speichersdorf gewinnt mehr Strom aus erneuerbaren Energien als die meisten anderen Gemeinden im Freistaat. Die Wärmegewinnung hingegen ist noch ausbaufähig. Das hat eine erste Auswertung der Daten für das Energiekonzept der Gemeinde ergeben - für die sich die Speichersdorfer nicht so richtig interessierten.

 
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Überdimensionierte Leinwand, halbleerer Saal: Nur 44 Speichersdorfer hatten sich zur Bürgerversammlung in den Festsaal verirrt, wo die ersten Ergebnisse des neuen Energienutzungsplans vorgestellt wurden. „Enttäuscht bin ich nicht, aber wir hätten mehr erwartet", sagt Bürgermeister Manfred Porsch. Projektleiterin Daniela Schmöller sieht die Teilnehmerzahl weniger kritisch: „Wir hatten schon größere Gemeinden, in denen kamen auch nicht mehr Leute." Sie arbeitet beim Zentrum für rationelle Energieanwendung und Umwelt (ZREU), das in den vergangenen Monaten Daten zur Energienutzung von Bürgern, Betrieben und Gemeinde gesammelt und analysiert hat. Die Ergebnisse:

Gesamtenergiebedarf: Am meisten Energie verbrauchen die Industriebetriebe (35 Prozent), gefolgt von den privaten Haushalten (30 Prozent) und dem Verkehr (22 Prozent). Betrachtet man nur den Stromverbrauch, stellt man fest: Jeder Speichersdorfer verbraucht durchschnittlich 3,8 Megawattstunden Strom pro Jahr. Das entspricht 380 Litern Heizöl – und ist laut Projektleiterin Daniela Schmöller eher wenig. Beim Wärmeverbrauch liege Speichersdorf im landesweiten Durchschnitt.

Öffentliche Liegenschaften: Am meisten Strom braucht die Kläranlage, am meisten Wärme brauchen die Schulen inklusive Sportarena. Beides sei normal, sagt Schmöller. Geheizt werde vor allem mit Erdgas: 89 Prozent der öffentlichen Liegenschaften würden damit versorgt. Laut Schmöller ein überdurchschnittlicher Wert. Besonders bunt ist der Energieträgermix der Feuerwehren. Sie nutzen Öl, Flüssiggas sowie Nah- und Fernwärme.

Fahrzeuge: Fast ein Viertel der gesamten Energie verbrauchen Fahrzeuge – und zwar vor allem Autos (76 Prozent). Weit abgeschlagen folgen mit zehn Prozent die Lastwagen. In ländlichen Gemeinden, in denen viele Menschen pendeln müssen, sei das normal, sagt Schmöller. Die Gemeinde kann daran wenig ändern.

Erneuerbare Energien: Im Moment werden 88 Prozent des Speichersdorfer Strombedarfs mit erneuerbaren Energien gedeckt. Damit gehört die Gemeinde zu den Vorreitern auf dem Gebiet: In Bayern kommt durchschnittlich ein Drittel des Stroms aus Wind, Biomasse oder Sonne, in Oberfranken ist es ein Fünftel. Bis zum Jahr 2025 könnte die Gemeinde, zumindest beim Strom, autark werden. Bei der Wärme sieht es noch nicht ganz so gut aus. Hier werden 17 Prozent des Bedarfs aus erneuerbaren Energien gedeckt. Schmöller und Bürgermeister Porsch sind sich einig: „Hier gibt es Ausbaupotenzial."

Potenziale: Theoretisch könnte der Strombedarf in Speichersdorf mit jeder erneuerbaren Energie alleine gedeckt werden. Praktisch böte sich vor allem die Photovoltaik auf freien Dächern an. Im Wärmebereich könnte die Solarthermie deutlich ausgebaut werden. Die Abwärme der vorhandenen Biogasanlagen solle stärker genutzt werden, forderte Bürgermeister Porsch in der anschließenden Diskussion. „Doch manche Eigentürmer halten sich bisher zurück."

Welche erneuerbaren Energien wie stark ausgebaut werden sollen und welche Rolle Kraft-Wärme-Kopplung und Nah- und Fernwärme in Zukunft in Speichersdorf spielen, sollen interessierte Bürger ab Herbst in Arbeitsgruppen besprechen. Auch die Energieeffizienz soll Thema sein. Die Ergebnisse werden ins Gesamtkonzept eingebunden, das schlussendlich ins Klimaschutzkonzept des Landkreis integriert wird. Das Projekt kostet rund 22 000 Euro, drei Viertel davon übernimmt das Amt für ländliche Entwicklung.

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