SPD hauchdünn vor der AfD

Von Luisa Degenhardt
Während in Pottenstein (im Bild das Bürgerhaus) die CSU klar vorne lag, kam die SPD nur knapp den zweiten Platz vor der AfD. Foto: red Foto: red

Im Felsenstädtchen herrschen Erschrecken und Überraschung über den Ausgang der Bundestagswahl. Bürgermeister Stefan Frühbeißer wollte den Ausgang der Wahl eigentlich nicht kommentieren. Dennoch verliert er ein paar Worte dazu: „Es ist durchaus erschreckend, wie der Wahlausgang speziell bezüglich der AfD erfolgt ist, finde ich persönlich.“

 
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Die CSU-Kandidatin Silke Launert holte in Pottenstein 58,83 Prozent der Erststimmen. Schlechter schnitt sie im Wahllokal Stadtkern ab: Dort stimmten 47,89 Prozent der Wähler für sie. Die AfD holte im Stadtkern das stärkste Urnenwahl-Ergebnis, Kandidat Tobias Peterka bekam 13,03 Prozent.

21,83 Prozent der Erststimmen

Auch Anette Kramme (SPD) fuhr hier ihr stärkstes Ergebnis im Gemeindebereich ein: 21,83 Prozent der Erststimmen entfielen auf sie. Insgesamt votierten 13,28 Prozent der Pottensteiner für Kramme, während Peterka 10,89 Prozent der gesamten Erststimmen einfuhr. In Hohenmirsberg holte Silke Launert ihr stärkstes Ergebnis mit 67,63 Prozent der Erststimmen. In diesem Ortsteil wählte kaum einer Grünen-Direktkandidatin Susanne Bauer. Sie bekam nur 0,97 Prozent der Erststimmen.

Launert bekam in Tüchersfeld 66,15 Prozent

In Elbersberg errang Bauer dagegen 6,48 Prozent – ihr stärkstes Urnenwahl-Ergebnis. Genauso wie Sebastian Sommerer von der Linken, der in Elbersberg 4,94 Prozent holte. AfD-Kandidat Peterka fuhr mit 8,64 Prozent das schwächste Ergebnis ein. Anette Kramme schnitt dagegen am schlechtesten in Kirchenbirkig ab: Dort gab es für sie 10,41 Prozent der Erststimmen. Auf Thomas Mainusch (FW) entfielen hier 6,30 Prozent. Ein starkes Ergebnis holte Kramme in Kühlenfels (18,57 Prozent). Deutlich schwächer schnitt sie mit 11,46 Prozent in Tüchersfeld ab. CSU-Frau Launert bekam hier 66,15 Prozent.

Zeichen für die Stimmungslage

Frühbeißer weiter: Wenn die etablierten Parteien so deutliche Verluste erlitten, „dass es schon einen gewissen Richtungswechsel gibt an den rechten Rand“, sei dies ein deutliches Zeichen für die Stimmungslage. Der Richtungswechsel ist auch in Pottenstein deutlich sichtbar. Frühbeißer freut sich für die CSU-Kandidatin Silke Launert. „Weil sie einen sehr guten Eindruck hinterlassen hat und ich sie als motivierte Kandidatin schätze.“

Heimat nur auf kommunaler Ebene

Der Direktkandidat Thomas Mainusch der Freien Wähler, denen auch Frühbeißer angehört, holte in Pottenstein 4,9 Prozent der Stimmen. Der Bürgermeister wundert sich darüber nicht: „Ein großer Teil der Freien Wähler sieht seine Heimat nur auf kommunaler Ebene. Deswegen ist es für mich keine Überraschung, dass das Ergebnis auf Bundesebene so ausfällt“, sagt Frühbeißer. Birgit Haberberger, CSU-Chefin in Pottenstein, ist mit dem bundesdeutschen Ergebnis unzufrieden. „Das ist natürlich bitter für uns, weil es viele Verluste gab“, sagt sie.

Haustürbesuche der CSU

Sie hat die Stimmung der Wähler vor Ort mitbekommen, weil sie bei Haustürwahlkämpfen der CSU dabei war. „Ich bin froh, dass das Erststimmenergebnis für Silke Launert so gut ausgegangen ist.“ In Pottenstein holte die CSU 51,87 Prozent, während 58,83 Prozent der Erststimmen an Silke Launert gingen. Damit gibt sich Haberberger durchaus zufrieden. Beim Haustürwahlkampf hat Haberberger mitbekommen, dass vielen Bürgern die Uneinigkeit zwischen Horst Seehofer und Angela Merkel sauer aufgestoßen war. „Zum Schluss waren sie ein Herz und eine Seele, wie beim gemeinsamen Wahlkampfauftritt in Bayreuth. Das haben viele nicht verstanden“, sagt Haberberger und ergänzt: „Vielleicht wäre das Ergebnis deutschlandweit ein anderes gewesen, wenn man den Streit früher beendet hätte.“

„Pottenstein ist fast total schwarz“

Dass die AfD ein so deutliches Ergebnis einfuhr, hat sie überrascht. Genauso wie den SPD-Vorsitzenden Hans Gmelch. „Ich bin natürlich gar nicht zufrieden. Beängstigend ist die große Zunahme der AfD.“ Er habe gerade Zeitung gelesen, sagt er, und festgestellt, dass die AfD (13,15 Prozent) im Pottensteiner Raum nur knapp hinter der SPD (13,59 Prozent) liegt. „Über zehn Prozent für die AfD hätte ich nicht erwartet.“ Stark schnitt die Alternative für Deutschland auch in seiner Heimat Tüchersfeld ab (12,44 Prozent). „Wenn man sich umgehört hat in Tüchersfeld, hat vieles schon darauf hingewiesen, dass die AfD viele Stimmen bekommt“, sagt Gmelch. Dass die SPD dieses Ergebnis einfährt, damit hat er schon gerechnet. Es entspricht in etwa dem bei der vergangenen Wahl. „Pottenstein ist fast total schwarz“, so Gmelch.