"Maestra Suggeretrice" in Bayreuth und in Dresden: Sie war die Frau, die Sängern Sicherheit gab Souffleuse Gabriele Auenmüller gestorben

Von Michael Weiser
Gabrielle Auenmüller war eine geschätzte Souffleuse auch bei den Bayreuther Festspielen. Jetzt ist sie im Alter von 63 Jahren gestorben. Foto: Ulrike Sommerer Foto: red

Gabriele Auenmüller ist tot. Die frühere Sängerin arbeitete als Souffleuse an der Semperoper in Dresden und bei den Bayreuther Festspielen. Jetzt ist sie im Alter von 63 Jaren gestorben.

 
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Der Beifall, der ihr am Ende eines Abends gezollt wurde, war eher von der unauffälligen Art. Im Rauschen des Applauses waren es gewöhnlich die Sänger, die zu ihr herunterblickten und dann klatschten. Allerdings dann auch nur für sie, die gute Fee, die es manchen von ihnen überhaupt erst möglich gemacht hatte, sich im Applaus des Publikums zu baden. Sie selbst blieb den Zuschauern noch immer verborgen. Denn Gabriele Auenmüller war die Frau in Dresden und in Bayreuth, die ihren Job genau dann besonders gut gemacht hatte, wenn man im Parkett davon nichts bemerkt hatte. Sie war die Souffleuse, der die Sänger vertrauen konnten. Weil sie vom Fach war, als Sängerin mit großer Erfahrung an der Oper, die nicht nur Text lieferte, sondern mit ihrer Musikalität die Sänger wirklich stützen konnte.

Gabriele Auenmüller gehörte zu den Unentbehrlichen hinter den Kulissen. Wohl auch deswegen verbreitete sich die Nachricht von ihrem Tod langsam: Schon in der vergangenen Woche starb sie, 63 Jahre alt, nach langer Krankheit.

Als Tochter des Dirigenten Hans Auenmüller studierte sie Gesang in Dresden. Als junge Sopranistin war sie in Halberstadt engagiert, wo ihr Vater Generalmusikdirektor war. Ab 1975 war sie in Dresden engagiert, ab 1985 dann an der wiederaufgebauten Semperoper, wo sie vor allem als Zerlina in Mozarts „Don Giovanni“ begeisterte. Als sie 1991 ihre aktive Karriere als Opern- und Konzertsängerin beendete, begann ihre zweite Berufslaufbahn: als Chefsouffleuse an der Semperoper, als "Maestra Suggeretrice", wie man sie liebevoll nannte, die "Meisterin des Soufflierens" oder auch  "Einflüsterns". Eine Wertschätzung, die man in Bayreuth teilte. Im vergangenen Jahr war ihr Mitwirken am Grünen Hügel durch ihre Krebserkrankung bereits stark eingeschränkt, trotzdem hatte sie auch in der kommenden Saison nach Bayreuth kommen wollen.

Auch Thielemann schätzte ihre Arbeit

Nicht zuletzt Christian Thielemann hatte sich von der Arbeit der Souffleuse sehr beeindruckt gezeigt. "Christian Thielemann hat Gabriele Auenmüller sehr geschätzt", sagte am Dienstag Peter Emmerich, der Sprecher der Festspiele. "Für uns alle ist das eine traurige Nachricht." Thielemann hatte Auenmüller auch nach Salzburg eingeladen, wo sie zuletzt an Ostern trotz schwerster Krankheit die Premiere von "Cavalleria rusticana" und "Pagliacci" soufflierte. Thielemann war es auch, der sich regelmäßig zu ihr im Souffleurskasten hinunterbeugte, um ihr die Hand zum Dank zu reichen. Einer der ganz wenigen deutlicheren Hinweise auf das verborgene Wirken von Gabriele Auenmüller.