Sommerlounge: Skifahren im August

Von Andreas Gewinner

„Nur Verrückte!“, sagt Landrat Hermann Hübner, schmunzelt über das ganze Gesicht und zückt sein Smartphone, um das Unglaubliche festzuhalten: eine Skipiste inklusive kleiner Schanze, mitten im August. Bischofsgrüner in historischer Kluft und kleine Nachwuchsskispringer fahren die Piste runter.

 
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Im April hatten Michael Baumgärtel, Sascha Purucker und die anderen „Verrückten“, die zum Schneemannfest die Railjam gebaut hatten, den Schnee in einer einstigen Sandgrube unweit der Ochsenkopfabfahrt gebunkert und gut abgedeckt. Er hielt.

Soviel war seit dem Winter nicht mehr in Bischofsgrün los: Tausende Besucher kamen am Donnerstag auf die Nordseite des Ochsenkopfes zur „Sommerlounge Fichtelgebirge“. Schon um 18 Uhr musste der Parkplatz an der Seilbahn geschlossen werden. Oder das, was bei mehr als 70 Ständen auf der Sommerlounge noch übrig war vom Parkplatz.

Seit 2013 veranstaltet der Förderverein Fichtelgebirge die Sommerlounge, nun das erste Mal im Landkreis Bayreuth. Das Motto ist bei aller Vielfalt immer das Gleiche: Zeigen was man hat, was es gibt. Und was noch kommt. Das Leuchtturmprojekt in diesem Jahr war das vom BLSV in Bischofsgrün geplante Sportcamp mit 300 Betten, Dreifachturnhalle, Kletterhalle und und und ... Der Imageprospekt ist schon fertig. Aber Neuigkeiten gab es immer noch nicht. Die EU muss die hohen Zuschüsse des Freistaats noch genehmigen. BLSV-Präsident Günther Lommer ist sich gleichwohl sicher: „2019 ziehen wir hier ein.“

Sportlich betätigen konnte man sich schon auf der Sommerlounge: Bogenschießen, Golfen, Schießen mit dem Lichtpunktgewehr, all das und noch mehr konnten die Besucher selbst ausprobieren. Organisationen, Geschäftsleute, Firmen informierten über ihre Leistungen, sogar ein mobiles Sägewerk war vor Ort und im Einsatz.

Ins Mittelalter führten die Darsteller von „Seelenspiel“, die die Region über ihre alten Sagen und Erzählungen darstellen wollen. Und das Ganze ganz modern übers Internet verbreiten. Eine ganze Parade von Oldtimerbussen der Meister Bär-Hotels begrüßte die Besucher schon am Eingang, dahinter gleich der nächste Oldtimerbus von Müller-Greiner-Reisen und eine mehr als 50 Jahre alte Corvette aus dem Automobilmuseum Fichtelberg.

Doch die Zukunft stand ganz klar im Fokus auf der Sommerlounge. Dinge wie die Erweiterung des Wildparks Mehlmeisel um Wolf und Luchs (Landtagsabgeordneter Martin Schöffel: „Hat hohe Priorität bei der Staatsregierung“). Auch Lothar Winkler vom Amt für Ländliche Entwicklung Oberfranken sagte: „Die Fördertöpfe sind gut gefüllt. Es fehlt manchmal an den Eigenmitteln der Gemeinde.“

Der Bayreuther Architekt und Unternehmer Bernd Deyerling verriet, warum er das Waldhotel am Fichtelsee übernommen hatte: „Weil mir die Region leid getan hat.“ Nun, nach getaner Renovierung, denkt er über einen Anbau für Wellness nach. Und Stephan Gesell aus Weißenstadt bestätigte: Ende Oktober ist Einweihung im Gesundzeitressort Siebenquell, einem 60-Millionen-Projekt. Die Zukunft kann kommen im Fichtelgebirge.

Die nächste Sommerlounge in einem Jahr ist am Porzellanikon in Selb.

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