Schwarz-Weiß-Prunksitzung im Kurier-Check

Von Katharina Wojczenko

Fünfeinhalb Stunden Tanzgruppen, Spaßmacher und Reden: Die Bayreuther Faschingsgesellschaft Schwarz-Weiß hat bei ihrer Galaprunksitzung im Zentrum ein Mammutprogramm gestemmt. Die Höhen und Tiefen in Kürze:

 
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Fasching ist harte Arbeit: Daran lassen die närrischen Würdenträger keinen Zweifel bei ihren Reden. Deshalb ist der Start in den Abend etwas zäh - und die Elferrat-Besatzung des Narrenschiffs schaut oft gequält. Vorsitzender Markus Roßner und Präsident Reinhard Opel, der beim offiziellen Teil besonders gefragt ist, tauen nur langsam auf. Kleine Pannen, geschenkt. Aber an ihren Rampensau-Qualitäten müssen die Offiziellen arbeiten. Oder sie lassen die Teufel von den "Happy Dancers" gleich am Anfang ran. Die wissen, was das Publikum statt langer Reden will: "Sündigen, wir wollen nur sündigen!"

Zeitlupe erwünscht: Beeindruckend, was die Garden der Schwarz-Weißen tänzerisch auf die Bühne bringen. Abwechslungsreiche Choreographien, Bein zum Kopf, Spagat am Boden, im Flug, Rad, Flicflac: Die Mädels vollbringen sportliche Höchstleistungen und sehen dabei aus, als wollten sie am liebsten ihr ganzes Leben weitermachen.

Chapeau, Chapeau: Die Schwarz-Weißen haben eine klasse Jugendarbeit. Von der Zwergen- bis zur Prinzengarde sind sie stark besetzt und haben ein fleißiges Trainer-Team. Da wurde wohl manch anderer Faschingsverein wehmütig am Samstag. Und unter den etwa 220 Mitwirkenden des Abends waren 120 Schwarz-Weiße.

Spaßbremse des Abends: Für Michael Angerer ist es seine "gefühlte 375. Galasitzung". Genauso moderiert er auch.

Exot des Abends: Wie Ex-Tanzmariechen Sabrina Elf unter der Decke des Europasaals am Vertikaltuch turnt, das sieht man eher im Varieté als bei einer Prunksitzung. Sie knotet und windet das Seil so kunstvoll in der Luft, dass einem der Atem stockt. Und dann rauscht sie, nur an einer Schlinge am Knöchel, kopfüber in die Tiefe.

Geburtstagskind des Abends: Bianca Barandat ist für die Moulin-Rouge-Nummer mit den Fidelen Rixdorfern aus Berlin gekommen - obwohl sie an dem Tag 18 Jahre alt wird. Dafür gibt's Bussis von Präsident und Vorsitzendem. Opel und Roßner küssen gleich weiter: Elfriede Keller, stolze Oma von Tanzmariechen Ronja und Lara - und mit 83 die älteste Zuschauerin.

Die faschingsverrückteste Familie: Familie Münch aus Bindlach ist mit fünf Kindern und zwei Erwachsenen beim Programm dabei.

Das Publikum: Klatscht kaum mit und will nicht recht mitsingen. Dass es ihm gefällt, merkt man nur am donnernden Applaus nach den Nummern.

Sitzfleisch-Faktor: Hoch. Zwei Stunden weniger hätten es auch getan. Sparen könnte man bei den Auftritten der eingekauften Spaßmacher. Die ziehen sich.

Grantler des Abends: Michael Hampel, Präsident der Großen Karnevalsgesellschaft Rot-Weiß Bayreuth. Bei der Begrüßung der Ehrengäste noch vermisst, erscheint er dann doch noch mit seinem Matrosen-Ballett. Als ihn Moderator Angerer auf die Probleme des Vereins anspricht, bellt er sichtlich erbost: "Ich habe viele Schwierigkeiten gehabt und werde auch noch viele haben." Das merkt man dem Auftritt an.

Obermacho des Abends: Um diesen Titel liefern sich der Franke Alexander Göttlicher und Mr. Hart aus dem Saarland ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Göttlicher, rote Lederhose und Verhüterli-Mütze, dialektwitzelt über Dildos, schwule Ärzte und glänzt mit subtilen Perlen wie "Ned alles, was a Loch hat, muss gleich hi sein." Bauchredner Mr. Hart hat uralte Tampon-Witze dabei und - da schwant einem, warum er sich so nennt - seinen sprechenden Schniedel.

Der Spruch des Abends: Stammt vom Stadtdirektor und neuem Ehrensenator Ulrich Pfeifer. Ob er seinen Orden tragen wird? "Immer, auch im Rathaus", sagt Pfeifer. "Es gibt ja da möglicherweise genug Narren."

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