Frauenhofer-Projektgruppe eröffnet Neubau auf dem Zapf-Gelände So sieht Bayreuths neue Denkfabrik aus

Von Norbert Heimbeck und Andreas Harbach (Fot
 Foto: red

Die Fraunhofer-Projektgruppe Prozessinnovation unterstützt Unternehmen in den Bereichen Fabrikplanung, Fertigung und Montage sowie Logistik. Bislang arbeiteten die Wissenschaftler auf dem Campus der Uni Bayreuth, im Gebäude der Ingenieurfakultät. Am Donnerstag feiern sie die Eröffnung ihres eigenen Forschungslabors auf dem Zapf-Gelände. Der Kurier blickt hinter die Kulissen der Denkfabrik.

 
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Die neue Bayreuther Denkfabrik ist ein fünf Stockwerke hoher gläserner Quader: Am Donnerstag feiern die Universität und Fraunhofer die Eröffnung des Neubaus der Projektgruppe Prozessinnovation. Auf dem Zapf-Gelände gegenüber der Zufahrt zum Campus ist in den vergangenen zwei Jahren für 8,4 Millionen Euro ein Forschungs- und Werkstattgebäude entstanden, in dem aktuell 40 Ingenieure und 60 Studenten arbeiten.

Seit ihrer Gründung im Jahr 2006 arbeitet die Fraunhofer-Projektgruppe Prozessinnovation der Universität Bayreuth sehr eng mit der Industrie zusammen. Die Projektgruppe hat bislang für über 100 Unternehmen – der Löwenanteil ist in Nordbayern daheim – gearbeitet. Mit der Technologie-Roadmap für Oberfranken haben die Wissenschaftler die Schlüsselbranchen der Region analysiert und Handlungsempfehlungen für die unmittelbare Zukunft erarbeitet.

Die Projektgruppe unter Leitung von Rolf Steinhilper, Stefan Freiberger und Bernd Rosemann arbeitet schwerpunktmäßig in den Bereichen Prototypenentwicklung, Fertigungsoptimierung sowie Energieeffizienzsteigerung in der Produktion. Material- und Energiekosten stellen in produzierenden Unternehmen mit einem Anteil von 50 Prozent den wichtigsten Kostenfaktor dar. „Gerade im Bereich Energieeffizienz sind Verbesserungen um bis zu 30 Prozent und im Bereich Materialeffizienz bis zu fünf Prozent möglich“, erklärt Professor Steinhilper, Lehrstuhlinhaber für Umweltgerechte Produktionstechnik der Universität Bayreuth.

Der Neubau beherbergt die „Green Factory Bavaria“, eine Musterfabrik zu Lern- und Forschungszwecken.



Unsichtbare Fenster in der Fassade:
Die Glasfassade des Fraunhofer-Gebäudes erfordert besondere Lösungen: Der Architekt entschied sich dafür, die Glasflächen fest einzubauen, um eine einheitliche Oberfläche zu erreichen. Deshalb wurden bestimmte Abschnitte der mit Holz verkleideten Fassade als unsichtbare Fensteröffnungen konzipiert.



700 Mahlzeiten innerhalb einer Stunde:
Prozessoptimierung, Verfahrenstechnik – das klingt abstrakt. Stefan Freiberger (rechts) erklärt in einem der Labors dem Kurier-Reporter die Arbeit der Wissenschaftler: „Wir haben den Auftrag, im Zuge der anstehenden Sanierung des Klinikums Bayreuth die Logistik zu verbessern. Konkret geht es um die Frage: „Wie verteilen wir Essen an 700 Patienten innerhalb einer Stunde?“ Auch die Versorgung der einzelnen Stationen mit Medikamenten muss sichergestellt sein. Eine weitere Aufgabe ist das Bettenmanagement sowie die Entsorgung.“



Kunst am Bau:
Kurz, lang, lang – lang, lang, lang – kurz, lang,kurz – lang, kurz, lang: Wer ganz genau hinguckt erkennt in dem Kunstwerk am Eingang des Neubaus einen Morsecode. Mit dem Lesen bei 12 Uhr beginnend, ergeben die einzelnen Signalgruppen im Inneren des Foyers das Wort W-O-R-K, wer dem Kreis im Uhrzeigersinn ins Freie folgt, ergänzt den Begriff F-L-O-W. Stefan Freiberger erklärt: „Workflow ist eine symbolhafte Bezeichnung unserer Forschung und passt deshalb sehr gut zum Haus.“ Das nachts leuchtende Kunstwerk wurde vom Atelier Brigitte Kowanz in Wien geschaffen.



Kindersichere Forschung:
Muss das Treppengelände in einem Forschungsgebäude kindersicher sein? Nein, meint Stefan Freiberger und konnte auch den Architekten überzeugen. Durch die Wahl eines anderen Geländers wurden mehrere zehntausend Euro gespart. Es sind Kleinigkeiten wie diese, die dazu führten, dass der Neubau innerhalb des festgelegten Kostenrahmens blieb. Obwohl einige Überraschungen lauerten: So musste das Fundament mit über hundert Betonsäulen befestigt werden, weil der Baugrund aus im Zweiten Weltkrieg zerstörten Häusern aufgeschüttet wurde.



Der Blick zur Universität:
Vom Besprechungsraum aus bietet der Neubau dank raumhoher Verglasung den Blick zum Campusgelände. „Wir wollen die Verbindung zur Universität und zur Stadt offenhalten“, sagt Stefan Freiberger. Deshalb ist auch der Eingang unmittelbar an der Kreuzung zur Universitätsstraße, der Parkplatz dagegen hinter dem Gebäude.



Energieeffizienz:
Imposante Maschine: Die Belüftung der neuen Fabrik. Aktuell beschäftigen sich die Fraunhofer-Ingenieure mit Fragen der Energieeffizienz. „Wer weiß schon, was in vier Jahren ist?“, fragt Stefan Freiberger. Die Projektgruppe ist vielseitig aufgestellt, arbeitet auch an der Verbesserung von Produktionsprozessen und der Optimierung der Logistik.



Notfallduschen:
Ein grünes Logo neben der Tür zeigt eine Dusche. Hinter der Tür ist kein Bad, sondern das Treppenhaus. Es sind Notfallduschen, die im Falle einer Verätzung schnelle Linderung verschaffen. Rechtes Bild: Aufgeräumte Technik – wer die Optimierung von Produktionsabläufen erforscht, plant die eigene Fabrik besonders sorgfältig.



Green Factory Bavaria:
Die gläserne Front der Halle lädt zum Staunen ein: Auf 800 Quadratmetern Fläche entsteht hier eine Lern- und Forschungsfabrik. Das Projekt Green Factory Bavaria will Lösungen im Bereich der Energieeffizienz für Unternehmen begreifbar machen. Dazu werden Methoden und Werkzeuge erforscht sowie neue Verfahren entwickelt. Die Fabrik wird modular aufgebaut sein, damit die Ingenieure ganz gezielt die Wünsche ihrer Kunden umsetzen können. Zur heutigen Eröffnung wird in der Halle jedoch nicht gearbeitet, sondern mit rund 200 Gästen gefeiert.

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