"Nicht das Fahren, die Regeln sind das Problem", sagt Übungsleiterin Kießling-Thees. Weil man sie wegen der Sprachbarriere so schwer erklären könne. Und ein bisschen chaotisch sei es auch, weil so viele Kinder auf einem Haufen seien. "Deutsche Kinder lernen das ja viel behüteter." Aber das mache nichts, sagt Kießling-Thees: "Den Kindern macht es Spaß. Und ein bisschen was erreichen wir trotzdem."
"Ich hatte ein bisschen Angst, aber es war echt gut"
Salam schlägt sich währenddessen tapfer. Zwar fährt sie ein bisschen wackelig, aber mit Cohens Hilfe schafft sie fast die gesamte Länge des Gasthofs. Bis Noel vorbeischießt und sie aus dem Gleichgewicht bringt. Sie lacht. "Ich hatte ein bisschen Angst, aber es war echt gut", sagt sie.
Die Idee für das Fahrradtraining kam von Sozialpädagogin Julia Leeb, die zusammen mit Cohen die Weidenberger Ganztags-Flüchtlingsklasse betreut. Warmensteinach ist bereits die dritte Station, davor war das Team schon in Fichtelberg und Weidenberg. Demokratie leben, ein Förderprogramm des Bundes, unterstützt das Projekt mit 800 Euro. In Warmensteinach stellte außerdem die Gemeinde einige Verkehrsschilder zur Verfügung.
Die Schilder helfen den Kindern auch bei einer Art Theorieteil, bei dem sie Verkehrsschilder in der richtigen Farbe ausmalen sollen. Während die meisten gut gelaunt malen, ausschneiden oder Schilder-Memory spielen, schaut Salam sehnsüchtig nach draußen. Cohen hat ihr versprochen, nach der Theorie nochmal mit ihr zu üben. So lange, bis es klappt. "Ich will das unbedingt lernen", sagt die 15-Jährige. "Dann kann ich nämlich endlich mit den anderen herumfahren. Das ist bestimmt viel besser als immer nur zu Fuß zu gehen."