So hilft die Uni Bayreuth Flüchtlingen

Von Norbert Heimbeck
Die Sprachkurse für Flüchtlinge an der Universität Bayreuth sind ausgebucht. Die Hochschulleitung ist begeistert, weil das Angebot durch Spenden von Privatleuten, Unternehmen und Stiftungen finanziert werden kann. Foto: red Foto: red

Johannes hilft Abdullah, Martin unterstützt Mohammad - beim Deutschlernen, beim Ankommen in Oberfranken, beim Eingewöhnen in den Alltag im fremden Land. Bayreuther Studenten haben ein Mentoringprogramm für Flüchtlinge ins Leben gerufen. An der Universität Bayreuth gibt es viele Beispiele gelingender Integration.

 
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Sie nennen es "Buddyprogramm". Der Buddy ist ein Kumpel, einer, auf den man sich verlassen kann. Den Begriff kennen viele Flüchtlinge, die kaum Englisch und oft gar kein Deutsch sprechen.  Die Studenten wollen diesen Menschen helfen, wollen einen Anker im fremden Alltag darstellen. Das Studentenparlament organisiert für 35 Flüchtlinge das "Buddyprogramm" mit dem Ziel, die Flüchtlinge aufs Campusleben vorzubereiten. Denn viele von ihnen möchten hier studieren.

Niklas Wenzel studiert Jura und gehört dem Studentenparlament an. „Mit dem ‚Buddyprogramm‘ wollen wir unsere zukünftigen Kommilitonen beim Deutschlernen unterstützen und sie frühzeitig ins Campusleben integrieren. Wie dieses Ziel erreicht wird, indem man gemeinsam kocht, Sport treibt oder feiert, darf und soll jede Gruppe selbst entscheiden.“

Martin Blazek ist ebenfalls Jurastudent und unterstützt das Programm von Anfang an: Zusammen mit dem Chemiestudenten Johannes betreut er die syrischen Flüchtlinge Anas, Abdullah und Mohammad. Die Mentoren haben zum Beispiel ein Tischtennismatch für ihre Buddys organisiert und einen Besuch im Eisstadion. Oft trifft sich die Gruppe auch nur im Glashaus, dem studentischen Kulturclub auf dem Campus.

Hier fiel auch der Startschuss für das "Buddyprogramm": Zum Kennenlernabend Ende 2015 im Glashaus kamen über einhundert Studenten, die gerne Mentor sein wollten. Die Gruppen bestehen aus je zwei Mentoren und zwei bis drei Geflüchteten. „Kleine Gruppen ermöglichen es besser, sich zu unterhalten und gemeinsam etwas zu unternehmen“, ist Niklas Wenzel überzeugt: „Wir wünschen uns, dass jeder Geflüchtete eine Mentorengruppe findet.“

Bis zum Sommersemester 2016 soll sich das "Buddyprogramm" soweit verselbstständigt haben, dass die Geflüchteten durch ihre Mentoren neue Kontakte knüpfen konnten. „Die große Hilfsbereitschaft der Bayreuther Studierenden hat uns überwältigt. Daher planen wir auch ein Mentorenprogramm für Geflüchtete, die kein Studium aufnehmen wollen oder noch Jugendliche sind. Das ist aber noch in der Planung“, verrät Niklas Wenzel.

Die Universitätsleitung hat das Thema Integration der Flüchtlinge zur Chefsache gemacht. Mit Helene Steigertahl wurde eine Asylbeauftragte auf dem Campus installiert, Sprachkurse werden angeboten, Flüchtlinge dürfen Sporteinrichtungen auf dem Campus nutzen, oberfränkische Lehrer werden in Crashkursen für den Sprachunterricht fit gemacht.

Tanja Heinlein ist Referentin der Hochschulleitung. Sie sagt: "Unsere Kursteilnehmer sind hoch motiviert." Was sie besonders freut: "Unterstützung für unsere Geflüchteten erfahren wir in vielfältiger Form." Weil die Flüchtlinge aus "allen Ecken Oberfrankens" wegen der Sprachkurse täglich nach Bayreuth fahren müssen, fallen hohe Fahrtkosten an. Nach einem entsprechenden Aufruf waren innerhalb von gut drei Monaten mehr als 30000 Euro auf dem Spendenkonto des Universitätsvereins. Uni-Präsident Stefan Leible ist begeistert von der Spendenbereitschaft. Nicht nur Privatpersonen, auch Unternehmen und Stiftungen haben gespendet.

Laut Tanja Heinlein werden ab April insgesamt vier Sprachkurse mit mehr als 60 Teilnehmern stattfinden: "Und wir haben schon eine Warteliste". Denn viele der Flüchtlinge haben entweder in ihrem Heimatland ein Studium begonnen, das sie nun fortführen möchten, oder sie haben bereits einen Abschluss, den sie in Deutschland anerkennen lassen möchten.

Einer,  der das Angebot der Universität begeistert nutzt, ist Mohammad Al Ayoubi. Dank des gespendeten Fahrgeldes kommt er montags bis freitags aus Creußen nach Bayreuth. Der 22 Jahre alte Syrer hat in Aleppo vier Semester Wirtschaft studiert, bevor er sich Anfang 2015 auf den langen Weg nach Deutschland machte. Im September 2015 kam er hier an. Ayoubi, wie ihn seine Freunde nennen, will jetzt weiterstudieren, am liebsten Elektrotechnik. In der Gemeinschaftsunterkunft, in der er wohnt, hilft er oft als Dolmetscher aus. Englisch beherrscht er bestens und sein Deutsch ist "für die kurze Lernzeit bereits fabelhaft", heißt es an der Uni.

In Creußen teilt er sich mit vier weiteren Flüchtlingen ein Zimmer: "Zum Lernen viel zu laut", sagt Ayoubi. Deshalb ist er oft noch nach dem Sprachunterricht in der Uni-Bibliothek anzutreffen, denn hier kann er in Ruhe büffeln.

Info: Details zum Programm der Universität für Flüchtlinge auf www.uni-bayreuth.de/de/refugees-welcome

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