Rätselraten um den Verbleib von Juri Salnikov Sitzt Ex-Posthotel-Investor im Gefängnis?

Von Thomas Knauber
Ist Juri Salnikov (links, hier mit Frau und Sohn bei einem Besuch in Pegnitz) wirklich verhaftet worden? Sitzt er noch im Gefängnis? Genaue Auskunft kann im MOment niemand geben. Foto: Archiv Foto: red

Von Juri Salnikov, dem Eigentümer des PPP-Geländes in Pegnitz, fehlt derzeit jede Spur. Folglich schießen die Spekulationen ins Kraut: Fiel der Investor den bürgerkriegsartigen Zuständen in der Ostukraine zum Opfer? Wurde der Geschäftsmann gezielt ausgeschaltet? Stimmen Zeitungsmeldungen vom April, dass Salnikov in Haft kam? Auch Elena Pälmer, die in Pegnitz sein hier begonnenes Hotelprojekt in sichere Bahnen lenken will, kann nur spekulieren.

 
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Elena Pälmer beschreibt die Zustände in der Ukraine als schlimmer als in Syrien. Menschen würden willkürlich auf der Straße verhaftet. Familien müssten ihre Häuser verlasen, Wohnungen würden zerstört, Randalierer drohten. „Es ist einfach schrecklich, was da abläuft. Es sind Spiele der Macht.“

Keine Anhaltspunkte

Zu Juri Salnikov kann sie nichts sagen. Auch seine Familie habe keine Anhaltspunkte. Ein Bekannter von Pälmer, ebenfalls Geschäftsmann, sei seit Monaten verschwunden. „In dieser Situation kann alles passieren.“ Elena Pälmer vermutet hinter den Zeitungsberichten vom April, die in russischen Staatsblättern erschienen sind, politische Intrigen.

Kohlegeneral "aufgehalten"

Einer dieser Berichte vom 3. April in der „Komosmolskaja Prawda“ ist überschrieben: „In Dimitrov wurde der ,Kohlegeneral‘ ... aufgehalten“. In dem Bericht wird eine Razzia bei Juri Salnikov beschrieben, der als Direktor des Staatsunternehmens „Krasnoarmeyskugol“ ins Visier genommen wurde. Dieses Kohleunternehmen hat vier Standorte – jeweils einen in Dimitrov, Stachanow, Rodinsky und Central. 9500 Arbeitnehmer sind dort beschäftigt. Gefördert werden eine Million Tonnen pro Jahr. Dem Bericht zufolge hatten 500 Bergarbeiter protestiert, weil sie nicht mehr bezahlt worden waren. Bei der Razzia aber entdeckten bewaffnete Spezialeinheiten 1,195 Millionen Griwna (47 000 Euro) in der Wohnung Salnikovs. „Das Geld hätte für die Vergütung der Bergarbeiter ausgereicht“, betonte damals der Hauptabteilungsleiter für „Innere Angelegenheiten der Ukraine in Donezk“ gegenüber der Journalistin Alice Kirilenko.

Kalaschnikov und Munition

Dem Zeitungsbericht zufolge fanden die Einheiten bei ihrer Razzia in der Wohnung auch eine Kalaschnikov mit Munition. Juri Salnikov wurde laut dem Bericht verhaftet. Inzwischen machte die Nachricht die Runde, Salnikov sei schon einige Tage zuvor von seinem Amt zurückgetreten. Angeblich habe er damit auf die Proteste der Bergleute reagiert, die ihren Lohn jetzt mit Verzinsung einforderten. Der Pressedienst des Innenministeriums der Ukraine in Donezk wird abschließend zitiert: Es habe in dem Staatsunternehmen mehrere Durchsuchungen gegeben. Viele Wohnungen der Führungskräfte seien betroffen gewesen.

50 Millionen veruntreut?

In einem zweiten Zeitungsbericht wird auf eine Meldung der Pressedienstabteilung zurückgegriffen, wonach der ehemalige Generaldirektor des staatlichen Unternehmens „Krasnoarmeyskugol“, Juri Salnikov, wegen der Bemächtigung von 50 Millionen staatlicher Gelder vor Gericht stehe. In diesem Fall habe Salnikov versucht, die Summe zu veruntreuen. Dazu gab es laut Bericht eine Voruntersuchung unter der Leitung der Staatsanwaltschaft des Donezk-Gebietes. Dabei soll festgestellt worden sein, dass Anfang März ein fiktiver Vertrag abgeschlossen wurde, den Salnikov und sein Stellvertreter im Namen von „Krasnoarmeyskugol“ mit einem Privatunternehmen ausgehandelt hatten. Es sei um Ausstattungsmaterial im Wert von 50 Millionen Griwna (zwei Millionen Euro) gegangen. Zu dem Zeitpunkt, als der Staatsanwalt eingriff, seien bereits vier Millionen Griwna für angeblich gelieferte Geräte überwiesen worden. Man habe verhindern können, dass auch die übrigen 46 Millionen zu dieser Privatfirma flossen. Der Vorwurf gegen Salnikov lautet nun auf Unterschlagung und Amtsmissbrauch.

Das große Hoffen

Wie es nun in Pegnitz auf dem PPP-Gelände weitergeht? Elena Pälmer hofft, dass die Vorwürfe gegen den Investor nicht stichhaltig sind. „Irgendwann wird herauskommen, was tatsächlich war.“ Jedenfalls: Sie möchte das von Salnikov angedachte Hotelprojekt in Ruhe zu einem guten Ende führen. Wenn mit dem Investor alles gut gehe, sei dies ein großer Gewinn für Pegnitz.