Früherer Bayerischer Landwirtschaftsminister Simon Nüssel im Alter von 91 Jahren gestorben Trauer um Simon Nüssel

Von Peter Engelbrecht

Er war einer der bekanntesten CSU-Politiker in Oberfranken: Simon Nüssel ist am Dienstag im Alter von 91 Jahren gestorben.

 
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Nüssel, der in Rimlas bei Bad Berneck lebte, war von 1987 bis 1990 Bayerischer Landwirtschaftsminister. Von 1954 bis 1958 saß er für die Bayernpartei im Landtag, von 1959 bis 1994 für die CSU. Ab 1970 war er Staatssekretär im Bayerischen Landwirtschaftsministerium. Der Oberfranke zählte zu den konstanten Größen in der bayerischen Nachkriegspolitik. Genau vier Jahrzehnte - von 1954 bis 1994 - gehörte er dem Landtag an. Nüssel habe in der Agrarpolitik prägende "Meilensteine gesetzt", sagte der amtierende Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU). Der Bayreuther Landrat Hermann Hübner bezeichnete den Verstorbenen als "Schirmherrn unserer Heimat". Er habe dem Bayreuther Kreistag 34 Jahre lang bis 1990 angehört. Neben der Politik hatte sich Nüssel auch als Synodale in der evangelisch-lutherischen Landeskirche engagiert. Er war ein bodenständiger Politiker, der sich bis ins hohe Alter politisch und ehrenamtlich engagiert hat. Als Fundament seines Lebens bezeichnete er seine Familie. 

Sein Herz hing an der Landwirtschaft, die auch seine politische Karriere prägte. Nüssel hatte bereits 1947 seinen Bauernhof in Rimlas übernommen. Von der Arbeit auf dem Hof und im Wald habe er vieles für die politische Arbeit als Staatssekretär und Minister mitnehmen können, erzählte der Oberfranke im Januar 2014 unserer Zeitung. Stolz war er auf das bayerische Kulturlandschaftsprogramm, das er 1982 mit angestoßen hatte. Der Freistaat zahlt seitdem Bauern einen finanziellen Ausgleich für die extensive Bewirtschaftung ihrer Flächen. Auch zur Gründung der Universität Bayreuth hatte Nüssel einen entscheidenden Beitrag geleistet.

Interessiert verfolgte er bis zuletzt die politischen Geschehnisse. Ab und zu nahm er an Sitzungen des CSU-Bezirksvorstandes teil, dessen Ehrenmitglied er war. Beim Blick auf sein langes Leben zeigte er sich im Januar 2014 kurz vor seinen 90. Geburtstag "sehr glücklich". Nüssel hatte den Zweiten Weltkrieg als Kampfpilot erlebt, wurde bei einem Absturz schwer verletzt. Nach 1945 packte er beim Wiederaufbau mit an, erlebte die bittere deutsch-deutsche Teilung, den Mauerfall und im Oktober 1990 die Wiedervereinigung.

Mit seiner geleisteten Arbeit zeigte sich Nüssel im Rückblick kurz vor seinem 90. Geburtstag zufrieden: "Ich habe im öffentlichen Leben Anerkennung gefunden". Seine einstige Tätigkeit als Staatssekretär und Minister nannte er stressig, seine Ehefrau Elsa habe ihn hervorragend unterstützt, habe den Bauernhof geführt. Im September 2012 feierten beide ihre Eiserne Hochzeit, waren 65 Jahre glücklich verheiratet.

Regionale Streitfälle waren in den 80er Jahren der Püttlachstausee und die zentrale Wasserversorgung Juragruppe in der Fränkischen Schweiz. Nüssel hatte sich für die beiden umstrittenen Projekte eingesetzt, gegen die es in der Bevölkerung große Widerstände gab. "Ich war dafür, aber kein großer Befürworter", sagte er im Januar 2014 rückblickend zum Püttlachstausee, der wegen ökologischer Bedenken dann doch nicht gebaut wurde. "Man sollte gegen die Bürger keine Vorhaben durchsetzen", meinte er damals, "man muss miteinander reden." Zur Frage, ob es bei ihm so etwas wie Altersmilde gibt, antwortete er: "Man wird gütiger, wenn man alt wird."

Die offizielle Trauerfeier findet am Samstag, 21. November, um 14.30 Uhr in der evangelischen Dreifaltigkeitskirche Bad Berneck statt.

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