Die Juragruppe hat sich für die versuchsweise Einführung der Becherpflanze für Biogasanlagen entschieden Silphie löst den ungeliebten Mais ab

Von Frank Heidler
Die Juragruppe wirbt bei den Biogasanlagenbetreibern für die Becherpflanze Silphieg. Die soll den ungeliebten Mais ablösen, der im Landkreis mittlerweile ein Viertel aller Ackerflächen beansprucht.Foto: Klaus Trenz Foto: red

Biogasanlagen werden meist mit Mais betrieben - weshalb die oberfränkischen Bauern auch viel Mais anbauen. Der Maisanbau jedoch belastet durch den Einsatz von Herbiziden und Sticksoffdüngung das Grundwasser. Die Juragruppe will deshalb künftig verstärkt auf die Becherpflanze Silphie als Alternative zum Mais setzen.

 
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Aus ökologischer Sicht sieht Juragruppen-Geschäftsführer Hans Hümmer „die Vermaisung“ als Risiko für die Trinkwasserversorgung. Unterstützt wird er dabei von dem Bayreuther Geoökologen Christoph Hartmann. Dieser gibt an, dass im Landkreis Bayreuth auf einem knappen Viertel der Ackerflächen Mais angebaut werde. „Das ist für Oberfranken schon relativ viel“ und stelle zugleich die Obergrenze für eine „grundwasserverträgliche Fruchtfolge“ dar. Laut Landwirtschaftsamt ging der Maisanbau im Landkreis 2015 aber leicht zurück. Mit einem Pilotprojekt will der regionale Wasserversorger Juragruppe auf den Anbau von Mais als Energiepflanze für Biogas reagieren. „Wir wollen nicht kleckern, sondern klotzen“, sagte Hümmer auf Anfrage.

Erst am Mittwoch wurde bei einer Juragruppenversammlung vor fast 80 Landwirten aus dem Raum Pegnitz/Bronn und Hollfeld für die Becherpflanze Silphie als Alternative zum ungeliebten Mais geworben. In mehreren Praxisversuchen der Uni Bayreuth und eines Landwirtschaftsamtes war die Tauglichkeit von Silphie getestet worden. Die Juragruppe hat für die versuchsweise Einführung der Becherpflanze heuer immerhin 60 000 Euro in den Jahreshaushalt eingestellt. Damit soll bei Bauern auch der Kauf von Silphie-Saatgut finanziert werden.

Geoökologe Christoph Hartmann ist erleichtert, dass weder im Wasserschutzgebiet Bronn noch im bald deutlich vergrößerten Hollfelder Schutzgebiet eine Biogasanlage steht. So bestehe keine realistische Gefahr durch austretende Sickersäfte aus Biogasanlagen. Eine derartige Leckage habe es noch nie in einem der eigenen Wasserschutzgebiete gegeben. Allerdings habe sich ein solcher Vorfall schon einmal bei einer gerade erst gebauten Biogasanlage im Nachbarlandkreis Forchheim ereignet, erinnerte er sich.

Im Umfeld solcher Energieerzeugungsanlagen sieht der Fachmann auch ein erhöhtes Transportrisiko durch mögliche Unfälle bei den regelmäßig notwendigen Lkw-Transporten. Laut dem Bayreuther Landkreissprecher Michael Benz habe es in den Jahren von 2007 bis 2015 insgesamt sieben Verunreinigungen durch Biogasanlagen gegeben. Die Anzeigen seien jeweils an die Staatsanwaltschaft gegangen. In jüngerer Zeit seien diese Verfahren allerdings meist eingestellt worden. Ab sofort sollen einige der 42 Biogasanlagen im Landkreis auf Wunsch des bayerischen Umweltministeriums öfter kontrolliert werden, allerdings in unregelmäßigen Abständen. Das kündigte Benz an. Die Zukunftschancen der Biogasanlagen werden von Fachleuten höchst unterschiedlich beurteilt. „Es entstehen kaum noch neue Biogasanlagen“, erklärt der Bayreuther Agrarwissenschaftler Dr. Ernst Heidrich vom Landwirtschaftsamt.

Der Grund: Die Einspeisevergütung sei laut der neuesten Fassung im Gesetz für Erneuerbare Energien (EEG) nicht mehr kostendeckend. Rechnen würde sich nur noch der Bau reiner Gülleanlagen mit höchstens 75 Kilowatt Leistung. Aber auch der Neubau dieser Gülleanlagen kostet dem Landwirt „mehrere Hunderttausend Euro“, weiß BBV-Fachberater Georg Walter. Zur Ausschöpfung der 75 Kw Leistung müsse ein Landwirtschaftsbetrieb einen „hohen Gülleanfall“ sowie zusätzlich Mais oder andere Einsatzstoffe zur Energiegewinnung haben. Allen Unkenrufen zum Trotz werde Biogas in Zukunft als speicherbare Energiequelle weiter an Bedeutung gewinnen. Diese Auffassung vertrat der Sprecher des bundesweiten Fachverbandes Biogas, Alexander Knebel, gerade bei einer Nürnberger Tagung.

Allerdings müssten Anreize geschaffen werden, die Erzeugung von Biogas flexibler am jeweiligen Stromverbrauch auszurichten.

Genau das ist die Aufgabe von Alexander Wolz, Projektleiter für erneuerbare Energien bei der BBV-Tochter Landsiedlung. Er kümmert sich um die Stromdirektvermarktung von Energie aus bereits bestehenden Biogasanlagen. Mit Hilfe von Biogas werde Strom nur noch zu Spitzenzeiten, wie von 6 bis 10 Uhr und 16 bis 20 Uhr produziert. Direkt in der Mittagszeit habe an Sonnentagen schon längst die Photovoltaik dem Biogas den Rang abgelaufen.

Der Vorteil von Biogas: Es kann im Gegensatz zu Sonne oder Wind gespeichert werden. Maximal könne Wolz zufolge bei den Kilowattstundenerlösen aus Biogas ein Plus von 0,5 bis 0,75 Cent erzielt werden. Das rechne sich bei einer 500-kW-Anlage mit einer Jahresleistung von 4,2 bis 4,5 Millionen Kilowattstunden. Seiner Beobachtung nach beteiligen sich mittlerweile 80 Prozent aller Betreiber von Biogasanlagen an der Stromdirektvermarktung. Offenbar stehen die Zeichen für diese grüne Energie also auf Grün.