Und leider gelingt es Marcus Bosch nicht, seine im Programmheft formulierten Gedanken (Schlankheit! Balance!) hörbar zu machen: Im dritten Aufzug klebt der Klang der Violinen, alles ist eine Spur zu breit und zu laut, nicht einmal für Leila Pfister, die sich als Erda vorsichtshalber hatte als angeschlagen ansagen lassen, dämpft Bosch den Apparat. So wie Siegfried den Drachen zu erschlagen hat, hat Bosch eine Urgewalt zu bändigen. Nur dass viele Musiker ein wenig angestrengt wirken in ihrer Rolle als Urgewalt, und bald schon fahrig werden; beinahe kein Bläsersolo klappt an diesem Abend ohne Kieksen.
Auf der Bühne wird darum viel gepresst und gestemmt, Vincent Wolfsteiner – er war im „Rheingold“ als Loge und in der „Walküre“ als Siegmund engagiert – gibt sein Rollendebüt als Siegfried, ein respektabler Kraftakt, angstfrei und beinahe ungefährdet.
Martin Winkler überzeugt als Alberich
Rachael Tovey ist eine solide Brünnhilde, Nikolai Karnolsky ein toller, aber technisch mit Hall unterlegter Fafner, vor allem ist es Antonio Yang als Wanderer, der erfreuliche Momente schafft. Überhaupt kommt zwischen allen Regie-Gags und Bläser-Forte-Stellen eines zu kurz: die Freude darüber, dass Nürnberg einen „Siegfried“ bestens aus eigenen Ensemblereihen besetzen kann, mit nur zwei Gästen: Peter Galliard als rauer, aber souveräner Mime. Und als Alberich Martin Winkler – eben jener, der im Sommer 2013 auf dem Grünen Hügel glänzte und im Folgejahr aus ungeklärten Gründen verjagt wurde. Dass man jetzt von Bayreuth aus nur nach Nürnberg zu fahren braucht, um ihn zu hören: Das ist die eigentliche und leider einzig gute Pointe des Abends.