Bücher sind die besten Freunde von Mundartdichterin Gertrud Thymian Sie liest am liebsten nachts

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Gertrud Thymian liest leidenschaftlich gerne und schreibt auch selber Mundartgedichte. Foto: Frauke Engelbrecht Foto: red

Bücher sind meine besten Freunde, sonst bin ich eher ein Einzelgänger, schon immer, das ist halt meine Art“, sagt Gertrud Thymian. Die 77-Jährige aus Funkendorf hat rund 2000 Bücher, schätzt sie. Am liebsten liest sie nachts im Bett. Und sie hat auch schon selber eines mit Gedichten in fränkischer Mundart herausgegeben. „Wenns aa di Andan gorneed gfelld,...“ heißt es. 1500 war die Auflage, 400 hat sie noch. Erst hat Thymian alles mit der Hand aufgeschrieben, neben dem Kochen und Putzen, dann mit der Schreibmaschine abgetippt.

 
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Und sie hat es selber herausgegeben, selber Korrektur gelesen und Zeichnungen dazu gemacht. „Das kann jeder, man muss nur wollen“, sagt sie. Und Theaterstücke hat sie geschrieben. Die meisten wurden in der 80er Jahren von der Landjugend aufgeführt. Es geht um kleine Geschichten von früher, alle haben einen realen Hintergrund, sie hat sie nur ein wenig ausgeschmückt. Eines wird nun wieder von der Landjugend Prebitz-Seidwitz auf die Bühne gebracht. „Kebap und Presssack“ hieß es bei ihr und ging um einen Bauern, der mit einer Zypriotin anbandelt. „Den hat es wirklich gegeben“, sagt sie. Jetzt wurde das Stück vom Bieberswöhrer Pfarrer Reinhold Friedrich etwas umgeschrieben und heißt „Heiratsfieber“.

Reime waren einfach da

Gertrud Thymian musste nie lange überlegen, die Reime waren einfach da, mussten raus. „In Mundart lässt sich mehr ausdrücken, in Hochdeutsch gibt es oft nicht die richtigen Reime“, hat sie festgestellt. Thymian hat auch schon viel vorgelesen. Bei der Volkshochschule, auf Radio Mainwelle und im Bayerischen Rundfunk.

Sie steht im Bayerischen Kulturlexikon und hat schon in ganz Franken auf Bestellung private Vorträge geschrieben, für Geburtstage und Jubiläen. Auch für die Humboldt-Realschule in Bayreuth hat sie mal ein Theaterstück zum 800-jährigen Stadtjubiläum geschrieben, das dann in der Stadthalle aufgeführt wurde. Das erste Mal geschrieben hat Thymian zum 50. Geburtstag für ihren Mann. 1983 war das. „Ich wollte was Witziges machen, seinen Werdegang in Reimform“, erzählt sie.

Manchmal zwei Bücher parallel

Und die 77-Jährige liest selber viel, manchmal auch zwei Bücher parallel. Sie hat sie nach Themen sortiert, weiß genau, wo welches steht. Schon als Kind hat sie verschlungen, was sie in die Finger bekam. Der Lehrer hat ihr immer mal wieder ein Heft über Geschichte zugesteckt. Und Liebesromane haben sie früher fasziniert, aber das ist schon lange vorbei. „Ich mag Sachbücher am liebsten, über die Templer, Ägypten, Stephen Hawking oder Albert Einstein“, sagt sie. Es gibt kein Gebiet, das sie nicht interessiert. Außer Politik – die ist ihr nicht geheuer – und Sport – da kennt sie sich nicht aus. „Aber ich weiß alles über den katholischen Glauben – obwohl ich selber kein Kirchgänger und evangelisch bin“, erzählt sie lachend. Manche Bücher muss man öfter lesen, damit man alles verstanden hat. Zwischendrin muss sie dann schon mal einen Krimi lesen, aber nur einen guten. Gertrud Thymian mag keine Paperbackbücher, nur gebundene. „Und ich würde nie ein Buch wegwerfen“, sagt sie kopfschüttelnd.

Alles musste gut organisiert werden

Sie hätte gerne studiert, aber das war halt damals nicht. Erst hat sie in Creußen gewohnt, mit elf Jahren kam sie nach Funkendorf. Die Großeltern hatten dort einen Bauernhof, den der Vater dann übernommen hat. Mit ihrem Mann – ein Schreiner – hatte sie vier Kinder. Der Mann und ein Sohn sind bereits verstorben. 14 Jahre hat sie im Ort ein Wirtshaus geführt und nachmittags noch bei Rosenthal gearbeitet – in der Hausfrauenschicht, wie sie sagt. Das musste immer gut organisiert werden. 1984 war dann mit beidem Schluss. „Ich wollte das nicht ewig machen und wir hatten es nicht mehr nötig, das Haus war abbezahlt.“

Möchte sie mal nach Ägypten, wenn es sie so fasziniert? Nein, der Sohn habe ihr das schon mal angeboten. Aber das ist zu weit und zu teuer. Einen Stein von den Pyramiden hätte sie gern mal gehabt. Aber der Sohn, der schon mal dort war, durfte ihr keinen mitbringen. Es ist verboten, so etwas auszuführen. Gertrud Thymian überlegt: „Nach England möchte ich mal. Das Wetter dort fasziniert mich.“

Zweites Manuskript fertig

Seit einem Jahr hat sie nichts Neues geschrieben. Das Manuskript für ein zweites Buch ist schon fertig in der Schublade. Aber sie hat keinen Verleger dafür. Und es selber herausgeben ist zu teuer. Wird sie wieder was schreiben? „Mal sehen“, sagt Thymian. Durch ihr Theaterstück, das jetzt von der Landjugend wieder aufgenommen wurde, ist alles wieder aufgeweckt worden, sind neue Ideen entstanden. Die müssen raus.

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