Christa Goering hört auf und widmet sich den Enkeln Sie hat die VHS geprägt

Von Klaus Trenz
Sie hat bei der Volkshochschule alles ereicht, was sie erreichen wollen, sagt Christa Goering - und verabschiedet sich jetzt zufrieden in den VHS-Ruhestand. Foto: Klaus Trenz Foto: red

Sie ist so etwas wie die Miss VHS, sie hat die Volkshochschule über Jahrzehnte wesentlich geprägt. Sie ist Teil des Pegnitzer Kulturlebens. Christa Goering, Fachbereichsleiterin an der VHS für  Gesellschaft und Kultur, will ihre Sparte in jüngere Hände übergeben.

 
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Vermutlich gibt es keinen ihrer ehrenamtlichen Kollegen, der so viel zu erzählen weiß wie Christa Goering. Ging sie doch mit den VHS-Kursteilnehmern auch auf Reisen. Nicht nur innerhalb von Deutschland, sondern unter anderem nach Frankreich, in die Tschechische Republik und sogar in die Vereinigten Staaten. Die VHS-Reisen, von denen ein Teil noch vor einigen Jahren in Zusammenarbeit mit dem Kurier durchgeführt wurden, standen und stehen immer noch für Touren und Ausflüge mit kulturellem Anspruch.

Sie könnte ein Buch schreiben

„Ich könnte ein Buch schreiben mit mindestens 500 Seiten“, sagt die72-Jährige, deren Nachfolger in der kommenden Woche gewählt wird. Darunter würde man einige lustige Anekdoten finden. Vom Ausflug zur Kapelle Maria Kulm im Egerland zum Beispiel, wo die katholisch-evangelisch gemischte Gruppe für Wallfahrer gehalten wurden beim Singen von Marienliedern. Und dabei, jedenfalls zum Teil, überfordert war.

Die Sache mit dem Pass

Oder von der Reise nach Prag mit Opernbesuch, wo zwei Mitfahrerinnen eine Zeit lang unauffindbar waren. Sie verließen die Oper nach dem zweiten Akt, mit der festen Überzeugung, sie wäre schon zu Ende. Oder von der erfolgreichen Bestechung zweier tschechischer Grenzbeamter Ende der 90er Jahre mit allem, was man an Bier und Sekt im Bus mitführte. Damit sie über den Reisepass einer französischen Mitfahrerin hinwegsahen, der offenbar den Einreisebestimmungen nicht entsprach: „Wir haben dann eben nur Mineralwasser, Limo und Cola getrunken.“

Ein Programm für alle

Als sie vor 23 Jahren lieber als Fachbereichsleiterin denn als zweite Vorsitzende – das Amt ist ihr damals von Manfred Thümmler angedient worden – in die VHS einstieg, hieß ihr Aufgabengebiet noch „Vorträge, Literatur und Senioren“. Den Zusatz „Senioren“ ließ sie bald streichen. „Ich mache ein Programm, in der sich jede wiederfinden kann – das Alter spielt da keine Rolle, alles andere ist Kokolores“, sagte sie sich damals und setzte das in die Tat um.

Tragende Rolle

Rund 400 Vorträge bis heute, mit den unterschiedlichsten Themen, gehen auf ihr Konto, als Organisatorin. „Bis zur Fertigstellung des Bürgerzentrums hatte ich eine tragende Rolle“, erzählt sie. Und schmunzelt. Nicht nur im übertragenen Sinn: Die VHS musste sich, bevor sie im Bürgerzentrum heimisch wurde, Veranstaltungsräume suchen. „Also habe ich getragen“, sagt Goering, „Stühle, Leinwand, Projektor und mehr“.

Die Nachahmer

Weniger zu „tragen“ hatte sie für den Bereich Literatur. Sie musste die Pegnitzer nur dazu bringen, die Angebote auch anzunehmen. Und die taten das auch, vor allem dann, als Goering auf die Idee kam, Literatur und Kulinarik miteinander zu verbinden und die Hotelfachschule mit ins Boot zu holen. Die Idee fand in der Region schnell Nachahmer.

Was sie besonders freut: „Die Literaturkurse sind immer noch sehr toll“ und im Laufe der Jahre waren auch Autoren darunter, die sich später einen Namen gemacht haben: „Es ist schön ein Mosaiksteinchen gesetzt zu haben für Karrieren.“ Im Rückblick schreibt sie sich auf die Fahnen, die Literaturveranstaltungen in Pegnitz „aus einem Schattendasein“ geholt zu haben. „Zumindest habe ich den Boden dafür bereitet.“

Sie hatte immer ein Netzwerk

Dann gab es noch die Zusammenarbeit mit den Pegnitzer Schulen in den 1990er Jahren, Kulturtage, Gesundheitstage und vieles mehr. Christa Goering war 1992 geradezu prädestiniert, den VHS-Fachbereich zu übernehmen. „Das klingt immer so albern, aber ich hatte natürlich ein Netzwerk“. Obwohl sie den Begriff nicht mag, verwendet sie ihn, um die vielfältigen Beziehungen, die sie hatte, deutlich zu machen: „Ich kannte jeden, der etwas zu sagen hatte, persönlich“.

Alles erreicht

Das hat sich mit dem Älterwerden geändert. Aber das hat nichts damit zu tun, dass Christa Goering aufhört: „Ich finde, ich habe alles erreicht, was ich erreichen wollte“. Aber das ziehe auch den Umstand nach sich, dass das Kreative nachgelassen hat. „Ich habe keine neuen Themen mehr“, sagt sie. Nun müsse eine neue Generation nachrücken, die ihre Generation mit den Themen versorgt, die sie interessiert. Die Nachfolgerin soll ihre eigene Neugierde und ihre Begeisterung mit einbringen. Beides sei wichtig für eine Vielzahl an Themen. Einen guten Rat wird sie ihrer Nachfolgerin – Goering will den Namen noch nicht preisgeben – mit auf den Weg geben: „Man darf eigene Vorlieben nicht auf andere Leute übertragen. Man muss einfach akzeptieren, dass die Menschen unterschiedliche Bedürfnisse haben.“

Jetzt macht sie auf Oma

Wird Christa Goering die VHS vermissen? Es scheint nicht so: „Ich habe mich geprüft und bin zu einem Nein gekommen“. Der Grund liegt in der Familie: Die Enkel sind jetzt viereinhalb und 16 Monate alt. Da ist jetzt die immer noch agile Großmutter Christa Goering gefragt: „Das wird jetzt noch mal richtig spannend und das will ich ganz bewusst erleben.“