Mobiler Einkaufswagen: Neues Hilfsangebot für ältere Menschen Shoppen mit den Pegnitzer Maltesern

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Die Pegnitzer Malteser haben ein Projekt mit dem Namen "mobiler Einkaufswagen". Hier werden körperlich behinderte Menschen kostenlos zum Einkauf gefahren und dort begleitet. Foto: Münch Foto: red

Erwartungsvoll und mit einem Lächeln sitzen Erika Künast und Martha Stefanovski in ihren Rollstühlen. Gleich geht es los, endlich kommen sie mal raus, sehen etwas anderes. Die beiden Frauen sind die ersten „Kundinnen“, die den mobilen Einkaufswagen, ein neues Hilfsangebot des Malteser Hilfsdienstes, nutzen.

 
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„Für ältere Menschen, die auf den Rollstuhl oder Rollator angewiesen sind, ist das Einkaufen im Supermarkt zu einer Herausforderung geworden“, sagt Carola Semerci, die das Projekt ehrenamtlich leitet. Ansonsten ist sie auf 450-Euro-Basis als Fahrerin bei den Maltesern angestellt, bringt ältere Menschen zum Arzt, zu Behörden, was eben ansteht. Als Fahrerin beim Einkaufsdienst ist Sabine Wachsmann dabei. Sie arbeitet seit einem Jahr ehrenamtlich bei den Maltesern. Im Hauptberuf betreibt sie mit ihrem Mann in Buchau eine Autowerkstatt.

Also beste Voraussetzungen für das Projekt. Immer am zweiten Mittwoch im Monat soll es das Angebot geben. Die Senioren werden zu Hause abgeholt, beim Einkauf im Geschäft begleitet und dann heimgebracht. Der Service ist kostenlos. Wer möchte, kann in eine Spendendose, die im Bus steht, was einwerfen.

80 Euro für die Taxifahrt

Erika Künast lebt im betreuten Wohnen. Die 83-Jährige hatte kurz vor Weihnachten einen Bandscheibenvorfall und kann nur wenige Schritte in ihrer Wohnung laufen, wenn sie sich dabei auf ihren Rollstuhl abstützt. „Hoffentlich wird das bald besser“, sagt die Seniorin, „ich kann das gar nicht haben, wenn ich nicht raus kann.“ Wenn sie mal wo hin möchte, muss sie ein Taxi nehmen – 80 Euro einmal nach Bayreuth und zurück. „Das geht ins Geld“, so Künast, die eigentlich noch selber Auto fährt und auch daheim alles eigenständig erledigt. Nun hat sie eine Putzhilfe, die auch manchmal für sie einkauft. „Es macht mich wahnsinnig, wenn ich mich nicht rühren kann.“ Besonders belastend ist für die 83-Jährige, dass sie sich momentan auch nicht so um ihre behinderte Tochter kümmern kann, die bei Regens Wagner in Michelfeld lebt. Und auch so ist die alte Dame noch sehr aktiv. Im Brigittenheim hilft sie mittags beim Füttern, immer freitags ist sie bei der Tafel engagiert und auch beim Blutspendedienst ist sie dabei. „Toll, dass es jetzt dieses Angebot gibt“, ist sie begeistert. Erfahren hat sie davon durch Mundpropaganda. Und nun sitzt sie mit Korb im Bus, sorgfältig angeschnallt von den beiden Malteserfrauen. In der Hand hat sie einen Zettel. Toastbrot, Mayonnaise, Senf, Butter, Dornfelder steht da drauf. „Manchmal trinke ich abends ein Gläschen Wein“, sagt sie lächelnd.

Martha Stefanovski wohnt erst seit ein paar Tagen im Brigittenheim, ist aus Norddeutschland hergezogen. Die 61-Jährige hatte einen Schlaganfall, ist halbseitig gelähmt. Sie braucht noch ein paar Kleinigkeiten für ihre Wohnung. Die Fahrt geht zum Kaufland. Und weil es die erste Fahrt des mobilen Einkaufswagens ist, schaut auch Bürgermeister Uwe Raab kurz vorbei. „Die Aktion der Malteser ist großartig, weil dadurch bewegungseingeschränkten Personen wieder ein Maß an Mobilität gewährt wird, das alleine nicht möglich wäre“, lobt er. Und auch Erika Künast strahlt und sagt: „Das ist ja prima, da kann der Bürgermeister gleich unsere Einkäufe bezahlen.“ Doch Raab muss weiter. Dafür gehen Semerci und Wachsmann mit den beiden Damen los, jede mit einer großen Tasche hinten am Rollstuhl.

Herumfahren und schauen

Langsam schiebt Wachsmann Erika Künast durch die Regalreihen. Eine rote Paprika wandert in die Tasche. Die isst sie am liebsten roh. „Wo ist denn die Bolognesesoße? Ach ja, da. Und dann brauch ich noch Würstchengulasch.“ Auch das ist schnell gefunden. Künast genießt das Herumfahren und Schauen sichtlich. Sie lacht: „Und ich kauf noch andere Dinge ein, die nicht auf meinem Zettel stehen. Das muss ich doch jetzt ausnutzen, selber schauen zu können.“ An der Tiefkühltruhe nimmt sie eine Mandarine-Frischkäsetorte mit. Sie hatte erst Geburtstag und will noch ihre Nachbarn einladen. Normalerweise bäckt sie selber, aber diesmal muss es eben so gehen. Es geht wieder zurück in die andere Richtung zum Fisch. „Geben Sie mir doch mal die Lachspackungen bitte runter“, sagt sie. Wachsmann weist sie darauf hin, dass es alles die gleiche Sorte ist. „Das weiß ich schon“, erwidert die 83-Jährige, aber sie müsse doch schauen, welcher Lachs am schönsten ist.

Bald ist die Tasche voll, Künast hat alles, was sie braucht und es geht zur Kasse. Wachsmann fragt per Handy nach, wie weit das andere Einkaufsduo ist. Die beiden wollen noch schnell zu Rossmann. Erika Künast braucht noch was vom Metzger und möchte zum Stand des Holzofenbäckers. Aber dann reicht es auch langsam wieder. Vom langen Sitzen tut ihr der Po weh, sie muss mal ein paar Schritte machen und sich dann hinlegen. Und so geht es jetzt wieder nach Hause.

Carola Semerci und Sabine Wachsmann tragen ihr noch die Einkäufe in die Wohnung. „Das war schön“, sagt Künast. Und wenn sie nächsten Monat nicht wieder fit ist, wird sie sicher noch einmal mitfahren.

Info: Der mobile Einkaufswagen fährt das nächste Mal am Mittwoch, 11. Februar. Anmeldeschluss ist bis zum Vortag, 12 Uhr. Ab 1. Februar sind die Malteser im katholischen Pfarrzentrum in der Pfarrer-Dr.-Vogl-Straße unter Telefon 0 92 41/50 49 zu erreichen.

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