Servus, Anni! - Wirtshaus hat am 29. September zum letzten Mal geöffnet Abschied von Waldhütten-Wirtin Anni Baumann

Von Heike Hampl

Anni Baumann (78), Wirtin der Waldhütte, muss ihr Lokal schließen. Am Donnerstag wurde sie offiziell verabschiedet. Am 29. September wird "die Anni" ihr letztes Bier ausschenken. Jeden Tag kämpft Anni Baumann mit den Tränen - 35 Jahre lang war die Waldhütte ihr Leben.

 
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Blumen, Schokolade, ein Fresskorb. Und dann das. Ein Foto der Waldhütte auf Leinwand. Anni Baumann schluckt. So langsam, als müsse sie erst überlegen, wie Schlucken funktioniert. "Macht's mir halt nicht so schwer", sagt die Wirtin der Waldhütte und schließt die Augen.

Am Donnerstagnachmittag kamen Fritz Maier von den Bayerischen Staatsforsten, Klaus Harreis und Thorsten Müller von der Kulmbacher Brauerei und Thomas Dressel, Anni Baumanns Vermieter, und verabschiedeten die Wirtin. Für alle war es ein schwerer Gang. Sie kennen sich seit Jahren. Aber mit der Waldhütte kann es nicht weitergehen, sie muss saniert werden. Das Dach ist marode, die Toiletten müssen ausgetauscht werden.

Und Anni Baumann ist 78 Jahre alt. Seit ihr Mann vor neun Jahren starb lebt sie alleine draußen in der Waldhütte. Eigentlich weiß sie, dass es nicht mehr so weiter geht. Das Holz machen, die schwere Arbeit. Trotzdem ist der Abschied schwer. "Die Arbeit geht mit mir zu Bett und steht mit mir wieder auf", sagt sie.

Auch Stammgäste sind traurig

Seit der Kurier über Annis Abschied berichtet hat, kommen jeden Tag mehr Gäste. Alles Menschen, die die Anni und die Waldhütte kennen - viele, seit sie Kinder sind. "Manch einer wurde bei mir getauft, hat hier Konfirmation gefeiert, geheiratet und feiert jetzt die Taufe seiner eigenen Kinder hier."

Ihre Stammgäste sind immer noch fassungslos. "Es geht uns gar nicht gut", sagt Walter Schreiner (69). Er kennt Anni Baumann seit 60 Jahren, hat 30 Jahre lang als Metzger die Waldhütte beliefert und kommt genauso lang jeden Donnerstag zum Kartenspielen. Wo er und seine Stammtischbrüder nun hin sollen, wissen sie nicht. "Wie bei der Anni ist es nirgends."

Am 29. September veranstaltet das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zusammen mit den Bayerischen Staatsforsten den Waldtag bei der Waldhütte. Es wird der letzte Tag sein, an dem Anni Baumann das Wirtshaus aufsperrt.

Anni wird verabschiedet

Für Anni Baumann geht ein ganzer Lebensabschnitt zu Ende. Ihr schönster, wie sie sagt. "Ich bereue keine Sekunde, obwohl es oft eine harte Arbeit war." Anni erinnert sich, wie im Winter regelmäßig Rohre eingefroren sind, "immer am Sonntag oder am Feiertag", oder wie die Waldhüttenstraße oft so vereist war, dass der Bierlaster nicht zu ihr durchkam. "Gestandene Männer haben mir schon gesagt, dass sie hier draußen keine Nacht alleine sein möchten", sagt Anni und lacht. Angst hatte sie in der Waldhütte nie.

Die Männer, die am Donnerstag kamen, um Servus zu Anni zu sagen, haben Reden für sie vorbereitet. Anni kann aber nicht immer zuhören, obwohl nur für sie gesprochen wird. "Ich muss drüben weitermachen, die warten doch auf ihr Bier."

Viele können sich die Waldhütte ohne Anni Baumann nicht vorstellen. Und auch ihr fiel das lange schwer. "Aber alles im Leben endet. Auch das Schöne."

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