Tochter legt Schuldverschreibung für 6,5 Prozent auf Senivita will stark wachsen

Von Peter Engelbrecht
Senivita-Chef Horst Wiesent. Foto: red

Der Bayreuther Pflegeheimbetreiber Senivita Sozial gGmbH will schnell wachsen und hat deshalb mit dem Baukonzern Züblin AG und der Grosso Holding eine Tochtergesellschaft gegründet. Sie heißt Senivita Social Estate AG. Mittelfristig will diese pro Jahr fünf bis zehn Pflegeheime bauen und vermarkten, darunter in Baden-Württemberg und Österreich.

 
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Zur Finanzierung legte die Tochter nun eine Wandelschuldverschreibung mit einer jährlichen Verzinsung von 6,5 Prozent auf. Anleger erwerben auch das Recht, die Anleihe bei einem Börsengang – voraussichtlich 2018 – in Aktien der Gesellschaft zu wandeln. Die Emission hat ein Volumen von bis zu 50 Millionen Euro und wendet sich mit einer Mindestzeichnungsgröße von 1000 Euro auch an Privatanleger. Die Zeichnungsfrist beginnt am 23. April und läuft bis zum 8. Mai.

Horst Wiesent, Chef von Senivita und Vorstandsvorsitzender der neuen Senivita Social Estate AG, setzt auf das von ihm selbst entwickelte Modell „Altenpflege 5.0“. Dabei handelt es sich um eine Kombination aus drei Bausteinen: seniorengerechtes Wohnen, Pflege in der eigenen Wohnung und Tagespflege unter einem Dach. Gegenüber der stationären Pflege biete dieses Modell höheren Wohnkomfort, mehr Privatheit, individuelle Versorgung und „sehr gute Betreuungsqualität“. Mit der 2015 in Kraft getretenen Pflegereform könnten mehr Leistungen auf Kosten der Kranken- und -pflegekassen abgerechnet werden, warb Wiesent. Bei einem Vergleich der „Ertragssituation“ am Beispiel eines Pflegebedürftigen der Pflegestufe zwei mit eingeschränkter Alltagskompetenz ergeben sich laut Wiesent folgende Zahlen: Bei der vollstationären Pflege könnten pro Monat pauschal 1330 Euro abgerechnet werden, pro Jahr sind das 15 960 Euro. Beim Modell „Altenpflege 5.0“ wären dies maximal 2900 Euro pro Monat, also 34 800 Euro pro Jahr. Die Kostensteigerung beträgt mehr als 115 Prozent.

Die Umwandlung stationärer Pflegeplätze in ambulanter Pflege war vom ARD-Politikmagazin „Report Mainz“ im November kritisiert worden. Experten und Krankenkassen hatten Senivita „Missbrauch“ vorgeworfen und warnten vor Kostenexplosionen im dreistelligen Millionenbereich. Wiesent hatte die Vorwürfe zurückgewiesen, sein Vorgehen sei gesetzeskonform.

Die Rating-Agentur Euler Hermes bewertete die Emission mit der Note „BB“ und bescheinigte ihr somit noch ausreichende zukunftssichernde Strukturen. Negative Geschäftsentwicklungen könnten aber dazu führen, dass sie ihren finanziellen Verpflichtungen nicht mehr in angemessener Weise nachkommen.

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