Bayreuther Chefarzt: Krankheit kann gebremst werden Schockierende Diagnose Demenz

Von Elmar Schatz
Gibt Rat, wie Demenzpatienten geholfen werden kann: Dr. Michael Schüler, Vorsitzender der Alzheimer Gesellschaft Bayreuth/Kulmbach. Foto: red Foto: red

Alzheimer ist viel stärker angstbesetzt als ein plötzlicher Herzinfarkt - bei dem Rettung möglich ist, sagt Dr. Michael Schüler, Chefarzt der Gerontopsychiatrischen Klinik am Bayreuther Bezirkskrankenhaus. Was ist zu tun, wenn die ersten Symptome der unheilbaren Erkrankung auftauchen?

 
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Alzheimer ist die häufigste Demenzform, erklärt Schüler. Wer zum Beispiel häufig vergisst, was er im Supermarkt eigentlich einkaufen wollte oder nicht daran denkt, die Herdplatte auszuschalten, sollte sich untersuchen lassen.

Oft kämen die Angehörigen zum Arzt, weil sie sehen, dass sich der Großvater entsprechend verändert hat. "Die Angehörigen merken es früher als der Betroffene selbst." Schüler mahnt: "Je mehr Zeit verloren geht, um so mehr Kummer kann die Krankheit machen."

Der Hausarzt könne den Betroffenen ins Bayreuther Bezirkskrankenhaus überweisen. Eine Röntgenuntersuchung des Kopfes und andere Tests dauerten zwei bis zweieinhalb Stunden. Dann bestehe Klarheit, ob eine Demenzerkrankung vorliegt.

Sehr wichtig sei, mit der Behandlung frühzeitig zu beginnen. So lasse sich der Verlauf um zwei bis drei Jahre verzögern. "Die Medikamente wirken am besten in den ersten Jahren", so Schüler.

Die Krankheit beginne schleichend. "Aber es gibt Hilfen; je mehr der Mensch über diese Krankheit weiß, umso mehr nimmt die Angst davor ab", sagt Schüler.

"Je stärker gegengesteuert wird, umso mehr Gehirnkapazität hat man noch." Schüler erklärt: Dann kann der Betroffene selbst noch sein Testament machen oder eine Patientenverfügung schreiben, was zwei bis drei Jahre später nicht mehr geht."

Die Therapie zahlt die Krankenkasse. Nach der Alzheimer-Diagnose könne der Patient in die sogenannte Memory-Klinik des Bezirkskrankenhauses gehen. Der Kranke macht einmal pro Woche  Gedächtnistraining und nimmt regelmäßig seine Medikamente ein.

Demenz ist der Überbegriff für alle chronischen Hirnleistungsstörungen, erklärt Schüler. Und Alzheimer ist die häufigste Demenzform.

In Deutschland leiden etwa 1,5 Millionen Menschen an einer Demenzerkrankung. Bis 2050 wird eine Verdoppelung dieser Zahl befürchtet, manche Voraussagen sprächen sogar von bis zu fünf Millionen Demenzkranken, sagt Schüler.

Er hat vor zwölf Jahren die Alzheimer-Gesellschaft Bayreuth-Kulmbach mitgegründet. Schüler macht ehrenamtlich Telefonberatung. Selbsthilfegruppen bestehen in Bayreuth, Weidenberg und Kulmbach.

Vor allem die über 60-Jährigen fürchten Alzheimer und ähnliche Erkrankungen. Das teilt die Krankenkasse DAK-Gesundheit in Hamburg mit. Doch am meisten Angst mache den Deutschen immer noch der Krebs. 68 Prozent der Befragten äußerten bei einer von der DAK-Gesundheit in Auftrag gegebenen Studie des Forsa-Instituts die Furcht vor einem Tumor.

Bei den Jüngeren im Alter von 14 bis 44 Jahren ist diese Angst mit 73 Prozent am größten. Aids oder Geschlechtskrankheiten lösen weit weniger Schrecken aus. Diese Leiden landeten auf Platz 10, hinter zum Beispiel Diabetes oder einer schweren Lungenerkrankung.

Der weitaus größte Teil der Befragten - 86 Prozent - schätzte seinen eigenen gegenwärtigen Gesundheitszustand als gut bis sehr gut ein. Das waren zwar zwei Prozentpunkte weniger als in der Vorjahresbefragung, aber etwas mehr als vor fünf Jahren. Vor allem die Bayern und Baden-Württemberger halten sich für gesund (90 beziehungsweise 89 Prozent). Die Ostdeutschen sind weniger zufrieden (81 Prozent).

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