Nach 20 Jahren kehrt Leben zurück auf den Schneeberg - Uni hofft auf Geld für Forschungsprojekt Schlüsselübergabe in 1051 Metern Höhe

Von Andreas Gewinner
Schlüsselübergabe auf dem Schneeberg: (von links) Stadtwerkegeschäftsführer Marco Krasser, Anton Dirnbacher von der Bundesvermögensverwaltung, Bürgermeister Karl Willi Beck und Professor Stefan Leible, Präsident der Universität Bayreuth. Foto: Gewinner Foto: red

So viel Leben auf dem Schneeberg war das letzte Mal vor genau 20 Jahren. Denn das Kalenderblatt in einem der leeren Räume in den Bundeswehrgebäuden ist vom Oktober 1994. Nun wurden in den ehemaligen Horchposten im Schatten des Turms die Schlüssel an den neuen Eigentümer, die Stadtwerke Wunsiedel, übergeben.

 
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Professor Stefan Leible macht schon mal ein Foto vom Turm mit dem Smartphone. Denn der Präsident der Universität Bayreuth hofft, hier oben eine Forschungsstation einrichten zu können, in der Klima-, Umwelt- und Atmosphärenforschung betrieben wird. Und hofft dafür auf Geld aus München und Berlin. Am 9. Oktober wollen die Forscher ihr Detailkonzept vorlegen.

Funk für schnelles Internet

Doch der Hauptgrund, dass die Stadtwerke Wunsiedel (SWW) das Areal von der Bundesvermögensverwaltung kaufte, ist die Sicherstellung von Infratstruktur, und zwar für schnelles Internet. SWW-Geschäftsführer Marco Krasser: "Das war für uns eine gewaltige Entscheidung, die für viel Diskussionen sorgte. Aber letztlich gab es einen einstimmigen Aufsichtsratsbeschluss."

Waren die SWW zunächst für die Lieferung von Wasser und Licht, dann auch für Strom für die Sechsämterstadt zuständig, kam in jüngeren Jahren der Infrastrukturauftrag "Schnelles Internet" hinzu. Infrastruktur sei per Definition Voraussetzung für die Versorgung eines Gebiets, "und beim Internet läuft im ländlichen Raum die Infrastruktur der Technik hinterher".

Als Alternative zum bestehenden Glasfasernetz mit letztlich unbefriedigenden Bandbreiten beim Endnutzer soll eine partielle Funkverbindung die Alternative zu einem immens teuren Ausbau des Glasfasernetzes sein: "Der Schneeberg hat dafür die optimalen technischen als auch wirtschaftlichen Voraussetzungen." Die SWW erfülle damit nicht nur ihren "technischen Auftrag" der Infrastrukturbereitstellung, sondern auch die wirtschaftliche Vorgabe einer "entsprechenden Eigenkapitalverzinsung": "Ab dem ersten Jahr leistet der Schneeberg einen positiven Ergebnisbeitrag, das kann man dokumentieren", so Krasser. Im Klartext: Die SWW verdiene von Anfang an Geld mit dem Schneeberg.

Kaufpreis vorerst geheim

"Privatisierung ist noch keine Konversion", so Karl Willi Beck, Bürgermeister von Wunsiedel und SWW-Aufsichstratsvorsitzender. Er war es, der sich zuvorderst dafür eingesetzt hatte, dass der Schneeberggipfel in öffentlicher Hand bleibt. Mahnendes Negativbeispiel ist für ihn die Wunsiedler Bundeswehrkaserne, die, vor 15 Jahren verkauft, seither weitgehend leersteht und langsam zuwächst.

Ein Kommunikationsbeirat soll ein Forum für Nachbarkommunen, den Forst, Fichtelgebirgsverein und Bund Naturschutz sein, wenn es um Details der Nutzung des Schneeberggipfels geht. Denn der liegt mitten im Natursschutzgebiet. Beck versprach "Transparenz und keine Geheimniskrämerei". Mit vorerst einer Ausnahme: der Kaufpreis. Laut SWW-Geschäftsführer Krasser laufen derzeit noch Verhandlungen mit den bisherigen Mietern - Hauptmieter ist Vodafone; das Mobilfununternehmen wiederum hat Untermieter  -  über die künftigen Konditionen. Seien die abgeschlossen, könne man auch den Kaufpreis nennen.

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