„Wenn man einen Schlüsseldienst benötigt, sollte man unbedingt darauf achten, dass dieser ortsansässig ist, also eine Adresse angegeben hat und einen Betrieb in Bayreuth besitzt“, rät Gerhard Abele, Besitzer des Familienbetriebes Abele Schlüsseldienst und Sicherheitstechnik. Er gehört zu den vertrauenswürdigen Anbietern, öffnet eine zugefallene Tür für pauschal 48 Euro. Doch er kennt Fälle, in denen 480 Euro verlangt wurden.
Betrüger schalten Anrufe aus dem Ortsnetz weiter
Doch auch mit einer örtlichen Adresse ist man nicht vor Abzockern gefeit. Denn inzwischen nutzen diese Firmen auch Weiterschaltungen aus dem Ortsnetz. Dann hilft nur die Frage nach dem Preis und im Zweifel auch bei anderen anzurufen.
Offen spricht auch Gerhard Herr; der 64-Jährige ist im Ruhestand, hat vor drei Jahren seinen Schlüsseldienst-Betrieb dicht gemacht. „Ich wollte meine Kunden nicht ausnehmen“, sagt er; sein Satz lag deshalb bei 38 Euro – sofern sich die Tür ohne Einsatz von Bohrmaschine und Ähnlichem öffnen ließ. Was fast immer dann der Fall war, wenn sie nur ins Schloss gefallen war und nicht abgesperrt wurde.
Neben Einbruchswerkzeug gehören auch Ersatzzylinder zur Grundausstattung eines Aufsperrdienstes, um Schlösser vor Ort auswechseln zu können. Für Laien ist der Job nichts. „Manchmal versuchen die Ausgesperrten auf eigene Faust das Schloss zu knacken. So wie in Hollywoodfilmen. Mit der Kreditkarte. Die ist dann meistens zerbrochen“, sagt Herr.
Schlüsseldienste arbeiten auch für die Polizei
Das Schlösserknacken hat hohe gesetzliche Hürden. Dazu gehört, dass die Betroffenen ihren Ausweis zeigen müssen und ihre Identität erfasst wird. Nicht, dass der Ex-Freund auf diese Weise bei der Verflossenen einbricht. Die öffentliche Hand nutzt Schlüsseldienste auch selbst: „Nicht lustig ist, im Auftrag der Polizei Türen zu öffnen und mit verwesten Leichen oder total vermüllten Wohnungen konfrontiert zu werden. Das lässt einen so schnell nicht mehr los“ sagt Gerhard Herr.
Neben Türen gehört auch das Öffnen von Autos, Schließfächer und Kassen zum Job, erklärt Gerhard Abele. „Mein größter Auftrag kam von der Feuerwehr: Nach einem Wohnungsbrand musste ich zusammen mit einem Kollegen 42 Schlösser in nur zwei Stunden aufbrechen und anschließend auswechseln.“ Wenn’s gut geht, ist die Tür in wenigen Sekunden offen.
Jeder Mitarbeiter des Schlüsseldienstes muss in der Lage sein, sein Umfeld auszublenden und sich nur auf seine Arbeit zu konzentrieren. „Einmal war einer Frau die Türe zugefallen. Ihr Baby befand sich im Haus und schlief. Sie war völlig außer sich vor Sorge und schwer zu beruhigen“, schildert Abele einen Fall. In der Aufregung fiel es ihm selbst schwer, sich zu konzentrieren. „Umso größer war dann die Freude der Mutter, als die Türe endlich offen war.“