Liebhaber dieser Vierbeiner trafen sich in Bernheck Schlittenhunde machen süchtig

Von Thomas Knauber

Am Waldrand stehen nicht nur Wohnmobile, sondern auch Spezialanhänger für Hunde: Ein kleiner Kreis von Schlittenhunde-Fans hat hier sein Treffen. „Sehen Sie sich vor“, sagt Petra Bergmann aus Warstein, „wenn es Sie anspringt, haben Sie auch gleich so einen Hund!“ Bei ihr war es nämlich so. Sie half zehn Tage in einer schwedischen Husky-Farm „und da hat es mich angefixt“. Seitdem ist sie Musherin, was vom französischen „marcher“ (marschieren) kommt. Sie spannt ihre Alaskans vor Schlitten oder Radwagen.

 
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Diese Alaskans haben auch sibirische Einkreuzungen, weshalb sie vom deutschen Hundewesen-Verband nicht als reinrassig anerkannt sind. Aber sie sind zuverlässig und schnell. „Auf Langstrecken werden sie gern genommen, zum Beispiel beim Yukon Quest.“ Dieses Treffen in Bernheck dient aber nur Kurzstrecken von zehn Kilometern, quer durch den Veldensteiner Forst. Sieben Familien von Dortmund bis Lindau sind hierfür gekommen, weil sie von Fritz Amm aus Velden in aller Stille zusammengetrommelt wurden.

Tiefe Freundschaften geknüpft

Sie kennen sich von Großtreffen wie in Oberstdorf (da geht es um „Spaßrennen“) oder in Kitzbühel, wo Tausende von Schlittenhunden aus ganz Europa zu bestaunen sind. Denn dort, im kleinen St. Ulrich, sind immer im Januar zwei Wochen für die Hundefreunde reserviert. 25 Kilometer sind gespurt und an drei Tagen laufen Rennen.

Ein Geschenk vom "Scherzkeks"

Die dort entstandenen Freundschaften sind so tief, dass jetzt alle, die von Fritz Amm angerufen wurden, um als Überraschungsgäste zu seinem 34. Hochzeitstag zu kommen, auftauchten. Seine Frau Evi wusste nichts davon. „So ein Geschenk von meinem Mann, diesem Scherzkeks! Jetzt bin ich nur gespannt, was er sich zu unserem 35. Hochzeitstag einfallen lässt ...“

Aus der Schweiz, aus Schweden, von der Nordsee

Evi Amm ist der große Hundefan in der Familie, und das kam so: Sie hatte einen Eurasier, „einen richtigen Familienhund“. Doch der erkrankte und konnte sie nicht beim Joggen begleiten, das sie aus gesundheitlichen Gründen intensivieren musste. „Da bin ich über die Samojeden gestolpert, die kann man für so einen Sport nehmen.“ Es begann vor neun Jahren mit Ayla, einer schneeweißen Hündin dieser ursprünglich sibirischen Rasse, die inzwischen schon in Rente leben darf. Und es endete mit einem sechsten Hund aus der Schweiz. Andere stammen aus Schweden und von der Nordsee.

Für diese Tiere muss man fit sein

„Ich hab schnell mit dem Zughundesport begonnen. Es macht süchtig.“ Der Nachteil ist aber, dass Evi Amm selbst äußerst fit sein muss, um mit den Hunden mitzukommen. Samojeden sind zwar kluge Sturschädel, die man zum Laufen fast überreden muss, aber wenn sie mal am Ball sind, halten sie auch nach 30 Kilometern ihr Tempo von 10 bis 12 km/h – Huskys schaffen 15 km/h, sind aber Sprinter, das heißt nur am Anfang schnell.

100 Kilometer auf dem Rad

Evi Amm radelt also im Sommer ein paar Mal in der Woche 100 Kilometer, damit sie im Herbst fit ist für die Schlittenhundesaison. Dann steht sie auf ihrem vierrädrigen Zugwagen, tritt mit einem Fuß mit, und rast bergauf, bergab. „Ich will da nicht wie ein nasser Kartoffelsack drauf stehen. Ich arbeite mit.“

Ein schönes Gespann

Aber sie weiß, dass ihre Fitness nicht endlos ist. „Ich bin jetzt 54. Wie lang schaff’ ich das noch? Wie lange kann ich meine Hunde auslasten? Ich lass es deshalb langsam auslaufen. Ich hab jetzt ein schönes Gespann. Da freu ich mich dran und genieß’ die Zeit.“ Das Bernhecker Treffen leidet zwar etwas unter dem Wetter, aber den Hunden macht es wenig aus.

Sie wollen es kühl

Sie brauchen kühle Temperaturen – weshalb ihre Herrchen und Frauchen im Sommer immer in aller Frühe mit ihnen rausmüssen. Auch die Luftfeuchtigkeit soll stimmen, nicht zu hoch. „Sie brauchen eine gute Betreuung“, bestätigt Claudia Böhm, die mit ihrem Mann Carsten vom Bodensee herfuhr – in neun langen Stunden dank eines Staus. „Man ist jeden Tag angehängt.“ Und wie: Denn aus einem einzelnen sibirischen Husky wurden bei ihnen plötzlich 16. Die tummeln sich daheim in einem Zwinger mit 1000 Quadratmetern.

Trainieren mit dem Quad

Zum Training bekommen sie ein Quad vorgespannt. Täglich. „Das ist eine aufwendige Sache. „Auch die Urlaube sind hundebestimmt: Möglichst in der kühlen Jahreszeit. Zum Beispiel geht’s zu den beliebten Ostercamps, die an der Ostsee oder im Schwarzwald angeboten werden. Dort beginnen dann jene Freundschaften, die jetzt in Bernheck am Lagerfeuer zu so schönen Abenden führen.