Schlägerei: Die drei bösen Hollfelder

Von Thorsten Gütling
Joints, Schläge, Bisse: Vor dem Jugendgericht Bayreuth findet die Silvesternacht in Glashütten ein Nachspiel. Archivfoto: Ronald Wittek Foto: red

Drei junge Hollfelder feiern in Glashütten Silvester. Erst bei einer Freundin, zu später Stunde im Sportheim des TSV. Den ganzen Abend über seien sie von Glashüttener Männern angerempelt worden und hätten sich daher mit den Frauen beschäftigt. „Man kennt das ja vom Land, in den Augen der Glashüttener waren sie die drei bösen Hollfelder“, wird einer ihrer Anwälte später sagen. Gegen drei Uhr seien sie dann auf der Toilette des Sportheims verprügelt worden. Vor dem Jugendgericht finden sich acht Monate später aber nicht die Glashüttener, sondern die Hollfelder wieder. Denn Schädelprellung, Hämatome und Bisswunden haben die anderen davongetragen.

 
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Im Januar fiel einem Glashüttener (22) der Nagel des linken Daumens ab. Weil sich in der Silvesternacht einer der drei Hollfelder darin verbissen hatte. Welcher der drei Männer, zum Tatzeitpunkt 19 und 20 Jahre alt, es war, dazu herrscht Schweigen. Nur einer soll sich raus gehalten haben. Vier Glashüttener Mädels, darunter die Ex-Freundin des Gebissenen, und auch der Gebissene selbst sagen: „Der war es nicht.“ Bei den beiden anderen ist die Lage nicht so klar. Die Mädchen berichten von einem Wirrwarr, innerhalb dessen Fäuste flogen, die niemandem mehr zuzuordnen waren. Eine Faust traf auch eines der Mädchen im Gesicht.

„Auf dem Land weiß man, wie Marihuana riecht“

Es ging ums Rauchen. Die drei - nach eigenen Aussagen - gemobbten Hollfelder, wollen sich zu dritt auf eine Zigarette in die einzige Toilettenkabine des Sportvereins zurückgezogen haben. Die Glashüttener sind sich sicher, dass mehr als nur Tabak im Spiel war. „„Auf dem Land weiß man, wie Marihuana riecht“, sagt einer, der eingreifen wollte und die Silvesterfeier daher mit einem blauen Auge und blutverschmierten Gesicht verlassen hat. Die Kifferei zuvor nach eigenen Aussagen beenden wollte ein großer, stämmiger Glashüttener - Chemielaborant. Rein verbal, wie er sagt. Richter Alois Meixner glaubt ihm: „Er müsste ja bescheuert sein, sich mit drei Männern in einer Kabine anzulegen.“ Der erste Schlag sei daher wahrscheinlich von den Hollfeldern ausgegangen.

So recht betrunken will keiner gewesen sein

Das Problem: So ganz sicher, wer zuerst handgreiflich geworden war, ist sich auch der einzige Zeuge nicht, der sich zur Tatzeit auf der Toilette aufgehalten haben will: Ein Student (22), der wegen einer Erkältung nur „Medizin, Sekt und fünf bis sechs Wodka-Energydrinks“ inne hatte, will während des Urinierens über einen Spiegel beobachtet haben, wie die drei Hollfelder den großen Glashüttener in die Kabine zerrten. So richtig betrunken will von den Glashüttenern eh niemand an Silvester gewesen sein. Ganz anders die Hollfelder: „Wir waren ziemlich alkoholisiert“, sagt einer, den Richter Meixner in Verdacht hat, die Schlägerei angezettelt zu haben. Weil der junge Mann aktenbekannt ist. Von der Schule geflogen, Lehre als Schreiner abgebrochen, wiederholt ohne Führerschein erwischt, in den Kiosk des Hollfelder Freibads eingebrochen und in eine Schlägerei verwickelt. Ein Gutachter der Jugendgerichtshilfe kommt zu dem Schluss: „Der hinkt in der Reife etwas hinterher.“

Reue über Facebook

Zum Verhängnis werden den Hollfeldern auch Entschuldigungen, die sie dem Gebissenen und den Glashüttener Mädchen Tags darauf auf Facebook geschrieben haben. Und dann kommen vor Gericht auch noch einige Aussagen der Anwälte kurios daher. „Sie wollen nur gesagt haben, dass Sie die Kippe wegwerfen und das Fenster zum Lüften kippen wollen?“, fragt Meixner. „Da lachen ja die Hühner!“ Auch der Versuch der Rechtsanwälte, dem gebissenen Glashüttener ein Motiv unterzuschieben, läuft ins Leere. Eifersüchtig soll er gewesen sein, weil sich seine Ex-Freundin mit den Hollfeldern beschäftigte. Völliger Quatsch, sagt das Mädchen. Schließlich hätte der Gebissene selbst Schluss gemacht. Ein anderer Anwalt unterstellt ihm, vor den Mädchen „auf dicke Hose“ gemacht zu haben. Der dritte Anwalt sagt: „Wenn ich auf eine fremde Toilette komme, auf der geraucht wird, dann ist mir das doch wurscht.“

Dem Richter platzt der Kragen

Schließlich platzt Richter Meixner der Kragen: Bei drei jungen Männern in einer Kabine falle der Verdacht freilich aufs Kiffen. „Das ist eine Straftat, ein Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz. Sich da einzumischen ist Zivilcourage.“ Der Gebissene sieht das mittlerweile anders: „Das war leichtsinnig. Heute würde ich das nicht mehr machen.“

Der mehrfach auffällige Hollfelder kommt mit zwei Wochen Jugendarrest und 60 Stunden gemeinnütziger Arbeit davon. Der Mittäter, ein junger Fahrzeuglackierer, mit 60 Stunden und einer Woche Jugendarrest. Richter Meixner sieht es als erwiesen an, dass sich beide der gemeinschaftlichen gefährlichen Körperverletzung schuldig gemacht haben. Der dritte Hollfelder ist freigesprochen.

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