Bewerber stehen einfach vor der Tür
Die Oberfranken haben bereits ihre Erfahrungen mit der Hemdsärmeligkeit der Amerikaner gemacht. So stellten sich zahlreiche Bewerber - darunter auch Gärtner oder Mitarbeiter von McDonald's - vor, um bei Sandler einen neuen Job zu ergattern. Nicht alle halten sich an Formalien, berichtet der Vorstandsvorsitzende und schmunzelt. Mancher stehe plötzlich an der Pforte, um sich spontan nach einer freien Stelle zu erkundigen.
Einiges müssen die Unternehmen also selbst in die Hand nehmen im "Land der unbegrenzten Möglichkeiten". Allerdings unterstützt sie der Bundesstaat Georgia. Es gehört zu dessen Strategie, gezielt auch ausländische Investoren anzulocken. Eine eigens dafür gegründete Organisation hilft Firmen etwa bei der Einstellung von Mitarbeitern und informiert über wichtige Aspekte, die bei Neuansiedlungen zu berücksichtigen sind. So ist etwa der Arbeitsschutz in den USA streng geregelt, wie Christian Heinrich Sandler erklärt. Überhaupt hat er festgestellt: Die USA bemühen sich intensiv, das produzierende Gewerbe zu unterstützen. ",Man spürt, dass das Land eine Reindustrialisierung anstrebt."
Eigene Erfahrungen passen nicht zu Trumps aggressiver Rhetorik
Die Willkommenskultur in den Vereinigten Staaten hat die Schwarzenbacher von Anfang an beeindruckt. Viele Landkreise, sogenannte Countys, hatten sich als potenzieller Standort für die Sandler-Niederlassung in den USA ins Spiel gebracht, ehe schließlich die 16 000 Einwohner zählende Stadt Perry im Houston County das Rennen machte.
Zur aggressiven Rhetorik, die US-Präsident Donald Trump auch in wirtschaftspolitischen Fragen pflegt, passen die Erfahrungen von Sandler in Übersee also nicht. Trump kritisiert Deutschland wegen seiner enormen Exportüberschüsse und wirft dem Land einen "unfairen Handel" vor. Auch Strafzölle etwa für Stahl aus dem Ausland bringt er ins Spiel. Christian Heinrich Sandler sagt, er beobachte die Entwicklung der USA unter Trump genau.
Enge Beziehungen nicht gefährden
Der Sandler-Boss warnt: Es wäre seiner Ansicht nach ein schwerer Fehler, wenn die Vereinigten Staaten einen Abschottungskurs einschlagen würden. Sandler, der auch Chef des Verbands der Bayerischen Textil- und Bekleidungsindustrie ist und im Präsidium der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (VBW) sitzt, gehört zu den besonnenen Zeitgenossen. Klagen über Trump oder gar schroffe Töne gibt es von ihm nicht. Stattdessen verweist der Unternehmer auf Zahlen und Fakten. Allein Bayern hat demnach in den ersten drei Monaten dieses Jahres Waren im Wert von rund 5,7 Milliarden Euro in die USA geliefert - ein Anstieg von 17,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Die Importe aus den Vereinigten Staaten stiegen ebenfalls und erreichten ein Volumen von fast drei Milliarden Euro. Für Deutschland standen 2016 Ausfuhren in die USA in Höhe von knapp 107 Milliarden Euro zu Buche, die Importe beliefen sich auf fast 58 Milliarden Euro. "Das zeigt, wie stark beide Länder miteinander verflochten sind." Diese engen Beziehungen dürften nicht gefährdet werden. "Ich setze auf die Vernunft der Politik", sagt Christian Heinrich Sandler.
Sein Unternehmen hat jüngst dazu beigetragen, dass transatlantische Verhältnis - zumindest auf kleiner Ebene - zu stärken. Auf dem Firmengelände in Perry hissten der Vorstandschef und Standortleiter Tobias Baumgärtel sowohl die deutsche als auch die amerikanische Flagge.