RWG: Schüler machen Lehrer fit

In der gymnasialen Oberstufe müssen alle Schüler ein P-Seminar belegen. Die Projekt-Seminare sollen Schülern dabei helfen, sich für die Studien- oder die Berufswahl besser entscheiden zu können. Weil Schule und Wirtschaft in diesem Seminarjahr enge Verbindungen eingehen. Allein am Richard-Wagner-Gymnasium (RWG) gibt es "je nach Jahrgang sieben bis neun solcher Seminare", sagt die Direktorin des RWG, Ursula Graf. Macht bis zu 50 P-Seminare pro Jahr in Bayreuth. Von rund 3000 in Bayern pro Abi-Jahrgang. Jetzt hat das RWG zum ersten Mal einen Preis für ein Seminar bekommen. Und damit die Chance, einer von vier Landessiegern zu werden, die am 11. April in München ausgezeichnet werden.

Idee war: Fitnessraum unterm Dach

"Die ursprüngliche Idee war, unterm Dach ein Fitness-Studio einzurichten", sagt Ursula Graf. "Allerdings hat den Schülern der Brandschutz einen Strich durch die Rechnung gemacht." Deshalb haben sich die Schüler auf die Idee verlegt, die Lehrer auf Trab zu bringen. "Weil Lehrer-Gesundheit ja ein aktuelles Thema ist", wie Graf sagt. "Die Schüler haben sich als Partner außerhalb der Schule das Fitness-Studio Freiraum gesucht, haben dort theoretische und praktische Einweisung bekommen." Daraus entwickelten die Schüler neun Kurse, die jeweils zwei Mal von den Schülern in dem Studio angeboten wurden. "Rückenschule, Yoga, Zumba, Indoor-Cycling, Bauch-Beine-Po waren darunter. Ich hab auch mitgemacht. Beim Zumba. Das hat großen Spaß gemacht", sagt die Direktorin. "Ich bin auch wieder auf den Geschmack gekommen. Weil ich früher mal Aerobic gemacht habe. Und das ist ja doch nicht so weit davon entfernt." 312 Teilnahmen zählten die Schüler, sicher die Hälfte der etwa 70 Lehrer des RWG hätten teilgenommen.18 Lehrer hätten einen Fortbildungstag erreicht, den sie für insgesamt fünf Kursteilnahmen gutgeschrieben bekommen haben, sagt der Sportlehrer Markus Bauer, der das Projekt betreut.

Schüler bereiten sich intensiv vor

Ein Teil der 14 Schüler sei auch vor dem Seminar schon sportlich sehr aktiv gewesen. "Einige von ihnen haben den Trainerschein gemacht. Andere sagen, sie seien durch das Seminar so bestärkt, dass sie beim Studium einen Weg in Richtung Sport einschlagen wollen", sagt Graf. Das sei für die Schüler der eine positive Effekt. Der andere: Die neue Sicht der Dinge, die die Schüler bekommen haben. "Es war schön zu beobachten, dass die Schüler es genossen haben, diejenigen zu sein, die vorne stehen, die Anweisungen geben", sagt Sportlehrer Bauer. "Und sie haben erkannt, dass man sich ganz schön intensiv vorbereiten muss, um so einen Kurs zu geben. Für die Schüler waren es Kurse zwischen 30 und 60 Minuten Dauer. Wir Lehrer machen das sechs Mal am Tag."

Neues Verhältnis zu den Lehrern

Wie Bauer sagt, hätten die Schüler zu den Lehrern, die in ihren Kursen waren, ein ganz anderes Verhältnis entwickelt. "Es war eine Anerkennung für sie, dass die Lehrer nachmittags in ihrer freien Zeit ihre Kurse besucht haben." Das Projekt Lehrergesundheit soll nachhaltig sein, sagt Bauer im Gespräch mit unserer Zeitung. "Ich habe gesagt, ich werde es drei Mal anbieten. Der zweite Kurs ist gerade angelaufen. Allerdings mit dem klaren Auftrag, neue Schwerpunkte zu setzen."

GMG und MWG hatten den Preis schon

Wie Julia Graf vom bayerischen Kultusministerium auf Anfrage unserer Zeitung sagt, wird der Preis seit 2013 auch auf regionaler Ebene vergeben. Im ersten Jahr sind das Graf-Münster-Gymmasium (GMG) und das Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasium (MWG) ausgezeichnet worden. Der P-Seminar-Preis wird vom Kultusministerium,  der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, dem Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft und der Eberhard-von-Kuenheim-Stiftung der BMW AG ausgelobt.