Aus Infoabend zu Faust-Prorjekt wird Fragestunde der Kritiker Ruinieren Festspiele Biergarten?

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Versuchten, den gut 40 Gästen des Infoabends das Projekt Faust-Festspiele schmackhaft zu machen (von links): Daniel Leistner., Bürgermeister Uwe Raab und Uwe Vogel. Foto: Ralf Münch Foto: red

Das lief anders als geplant: Was als Infoabend zu den geplanten Faust-Festspielen gedacht war, bei dem die Macher Statisten und Helfer für ihr Vorhaben gewinnen wollten, entwickelte sich zu einer Fragestunde mit zum Teil sehr kritischen Tönen. Dabei immer wieder im Mittelpunkt: das Schicksal des Biergartens am Schlossberg.

 
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So ist der Plan: Uwe Vogel aus Troschenreuth - „ich bin der böse Mann, der die Festspiele nach Pegnitz holen will“ - erläuterte das Konzept. Es sieht zwei überdachte Tribünen auf der Festwiese vor, die Schauspieler nutzen die alten Zuschauerbänke „bis hinauf zum oben vorbeiführenden Weg“ als Bühne. Sie werden nass, wenn es regnet, die Besucher nicht.

Wiesweiher keine Alternative

Aber, so Vogel mit Verweis auf die bisherigen Faust-Festspiele in Kronach auf der Festung Rosenberg: „Ich kann mich nur an fünf Veranstaltungen erinnern, die in den 20 Jahren abgesagt werden mussten.“ Der von manchen ins Spiel gebrachte Wiesweiherpark als Alternativstandort komme nicht infrage, weil die dort vorhandene Bühne zu klein sei, „da müssten wir anbauen, die Tribünen bräuchten wir ja trotzdem“.

Alle Register gezogen

Intendant Dieter Leistner versuchte von Anfang an, Zündstoff gar nicht erst aufkommen zu lassen. Und er zog dabei einige Register seines schauspielerischen Könnens, wusste genau, wann er welches Wort wie zu betonen hatte, wann er eher leiser, wann eher lauter sprechen sollte. Er machte den Pegnitzern - nur gut 40 waren gekommen, weit weniger, als erwartet - die Festspiele schmackhaft. Es handle sich um „ein großes Freilufttheater“, bei dem die Klassiker der Weltliteratur zu Ehren kommen sollen.

Klassiker in Spielfilmlänge

Allerdings nicht in episch langen Inszenierungen, sondern komprimiert auf Spielfilmlänge. Also auf 90, maximal 100 Minuten. Und all dies „volksnah im besten Sinn, ohne die Autoren zu vergewaltigen, da brauchen Sie keine Angst zu haben“. Leistner will „den Leuten die Angst vor dem ,Faust’ nehmen“, er will mit seinen Stücken unterhaltsam sein. Das werde nicht gleich im ersten Jahr zum Spektakel werden, aber so in drei, vier Jahren „kann das etwas wachsen, was großflächig nach außen wirkt“.

Die Finanzen: Sie waren immer wieder ein Thema an diesem Abend. Bei den Organisatoren dominiert Zuversicht. Daniel Leistner erinnerte an die Einspielergebnisse in Kronach. Zwischen 11.000 und gut 15.000 Zuschauern wurden dort pro Saison gezählt. Allerdings boten dort die Tribünen für bis zu 800 Gäste Platz, in Pegnitz sollen es nur 600 sein. Aber ein echtes Defizit sei nie erwirtschaftet worden, betonte Leistner.

Wie das Aus in Kronach kam

Er geriet wie berichtet mit der dortigen Tourismuschefin in Clinch, sie forderte mehr modernes Theater und mehr Profis statt Laiendarsteller. Eine Konzeptänderung, die Leistner nicht mittrug. Dann habe man noch die Leistungen der Stadtverwaltung für die Festspiele in die Bilanz eingerechnet und dann behauptet, diese trügen sich finanziell nicht. Ein abgekartetes Spiel, so Leistner. Aber: „Mehr will ich dazu nicht mehr sagen“, ergänzte er später im Kurier-Gespräch.

Eintritt: im Schnitt 18 Euro

In Pegnitz kalkulieren die Festspiel-Macher mit 6000 Besuchern während der fünf- bis sechswöchigen Festspielzeit. Diese sollte, sagte Uwe Vogel am besten am letzten Tag des dreitägigen Marktplatzfestes beginnen, an einem Sonntag also, „an dem eh schon Menschen in der Stadt sind“. Der durchschnittliche Eintrittspreis soll 18 Euro betragen – 20 Euro für Erwachsene, 14 Euro ermäßigt. Die Kommune geht mit 20.000 Euro in Vorleistung. Um das Ganze ins Laufen zu bringen. Schließlich muss erst einmal investiert werden. Etwa 50.000 Euro in die Tribünen und die technische Ausstattung. Vogel und Leistner sind überzeugt: Dieses Geld kann Ende 2017 zurückgezahlt werden.

Von der Suche nach Sponsoren

Doch zuerst müssen die Festspiel-Organisatoren noch 30.000 Euro an Sponsorengeldern auftreiben, so will es eine Auflage des Stadtrats. Daniel Leistner ist zuversichtlich: „Es gibt Interessenten, darunter auch große Firmen, die sich für das hiesige Kulturleben engagieren möchten“. Was Leistner auch sagt: Klappt all das nicht, bringt die erste Saison wirklich ein Minus, dann wird es nicht weitergehen.

6000 Euro für professionelles Marketing

Und Bürgermeister Uwe Raab: „Wir geben letztlich erst einmal 6000 Euro für ein professionelles Marketing aus.“ Alles andere werde sich weisen. Denn: „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.“ Das finanzielle Risiko für die Kommune sei jedenfalls sehr überschaubar, auch wenn noch niemand wisse, „ob das Ganze auch funktioniert“.

Das Parken: Nicht nur Anliegerin Iris Bertelmann wollte Uwe Vogels Aussage, es werde kein echtes Parkproblem geben, so recht Glauben schenken. Vogel sprach von einem Parkleitsystem, das die auswärtigen Besucher zu den drei Parkflächen am Dänischen Bettenlager, am Wiesweiher und neben Euronics führen soll. Bei Bedarf sei auch ein Shuttle-Service vorgesehen., Wobei Daniel Leistner überzeugt ist, dass viele Besucher fußläufig den „schönen Aufgang zum Schlossberg nutzen werden“.

Das Parken verbieten

Verbotsschílder sollen ein Parken vor Privateinfahrten an der Auffahrt zum Schlossberg ausschließen, eventuell setze man auch Helfer ein, die Autofahrer in die richtigen Bahnen lenken, sagte Uwe Vogel. Nicht nur Bertelmann ist sich sicher: „Viele werden dennoch versuchen, oben zu parken.“

Der Biergarten: Betreiber Frank Ambrasat sieht sein in den vergangenen beiden Jahren entwickeltes Konzept über den Haufen geworfen. Das besagt, die Festwiese zu nutzen, auch Schulklassen und Gruppen zu bewirten, die ihr Essen selbst organisieren. Jetzt falle die Wiese für mehrere Wochen weg, er können nicht vernünftig kalkulieren. Weil ihm niemand garantieren könne, wie viele Festspiel-Besucher tatsächlich seinen Biergarten aufsuchen, wie viel Ware er also einkaufen muss, wie viel Personal er benötige.

Mit Biergarten auch werben

Das konnten Vogel und Leistner nicht ganz nachvollziehen: „Wir brauchen den Biergarten, wir wollen ihn auch ausdrücklich in die Werbung einbeziehen.“ Und Leistner: „Die Biergartenwirte in Kronach haben immer von den Festspielen profitiert.“ Das wollte Ambrasat so nicht akzeptieren: „Ich war heuer selbst dort und habe mir ein Bild gemacht, das waren zehn Wirte binnen 20 Jahren.“ Das, so Leistner, lag aber nicht am schlechten Umsatz während der Festspiele, sondern „an Problemen mit der Stadt als Verpächter“.

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