Robert Alan: Wie er in Passau abräumte

Von Michael Weiser
 Foto: red

Ein neuer Star der Kabarettszene, ein alter Bekannter für Bayreuth und die Sübkültür: Robert Alan hat in Passauer den Scharfrichter-Preis abgeräumt. Und freut sich auf seine Rückkehr nach Bayreuth.

 
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Es geht die Mär, dass er eigentlich Rapper werden wollte. Dass er aber umsattelte, als er in den 90er Jahren feststellen musste, dass Rapper oft erschossen werden. Und dass er genau aus diesem Grunde heute oft am Klavier, respektive Keyboard zu finden sein soll. Mit einer Show, die er selber Swinger-Songrider-Comedy nennt. Das sind Erzählungen, wie gesagt, in Wahrheit ist mit Robert Alanalles viel komplizierter. Wie man auch an der Berichterstattung über den Gewinn des Scharfrichterbeils in Passau merkt. Da ist Robert Alan mal in Würzburg geboren, mal in Hamburg, er wird als Nordlicht bezeichnet, oder auch mal als Oberpfälzer.

In Wahrheit kommt Robert Alan aus Bayreuth, und eigentlich stimmt nicht einmal das hundertprozentig. Geboren ist er 1986 in der DDR, seine Eltern siedelten aber bald in den Westen über, und das hieß: Bayreuth. "Ich bin dort aufgewachsen", sagt Alan selber, "es war eine schöne Zeit, ich hatte viel Spaß dort."  Kein Wahl-Oberfranke, dafür war er noch zu klein, aber bald ein Neigungs-Bayreuther, und zwar mit Leidenschaft. Mit einigen Musikern in der Stadt ist er immer noch eng verbunden, vor allem mit Capote alias Magnus von Aarhus alias Timo Rennemann. Vor einem Jahr war er zuletzt in Bayreuth zu erleben, in der Sübkültür im Forum Phoinix.

Rückkehr nach Bayreuth

Im Januar kommt er wieder nach Bayreuth, zum Keepin' it alive-Festival. Und er kommt hochdekoriert. Mit der Auszeichnung des Scharfrichterbeils, das er in Passau überreicht bekam. An einem der traditionsreichsten Orte für Kleinkunst und Kabarett überhaupt in Deutschland, in dem Haus, in dem sich im Mittelalter ein berüchtigtes Gefängnis befand, lange, bevor in der Altstadt Satire exekuiert werden konnte. Als 33. einer langen Liste gewann Robert Alan diesen bedeutenden Nachwuchspreis, den zuvor schon andere Szenegrößen wie von Hape Kerkeling, Urban Priol, Luise Kinseher, Günter Grünwald und Andreas Giebel gewinnen hatten. "Das ist schon so, dass es einen sehr freut, in dieser Liste zu stehen", sagt der 29-Jährige. "Ich fühle mich aber nicht, als wäre das die ultimate Krönung meiner Laufbahn. Man muss weiter arbeiten und spielen, spielen, spielen."  Auf 1000
Euro Preisgeld kann man sich auch schlecht ausruhen, mehr wert ist die Anerkennung und die überregionale Bedeutung des Preises, die Karrieren anschieben kann.

Gerüstet für die Apokalypse

Robert Alan packte Jury und auch Publikum mit Teilen seiner Show, die er in der Sübkültür gezeigt hatte, mit seiner Bühnenpräsenz und seiner Selbstironie.  "Jeder wird geboren für einen bestimmten Zweck, ich habe meinen noch nicht entdeckt", sagt er in seiner Show, bevor er das Dilemma seiner Generation auf den Punkt bringt: zwar "bestens gerüstet für eine Zombie-Apokalypse", aber ratlos nach dem Bachelor. Wie's der Berichterstatter der deutschen Presseagentur sah: "In seinen Songs bringt Alan am Keyboard in Kontrast zu seinem unschuldig anmutenden Bühnenaccessoire, einem Porzellanhasen, rotzfrech und mit Nieten-Lederkappe auf dem Kopf Erotik, Erwachsenwerden und Kapitalismuskritik in Einklang." Was es mit dem Porzellanhasen auf sich hat, ist übrigens nicht so ganz klar. "Das weiß nur er selbst", sagt Alan.

Er nimmt sich selbst auf den Arm. Auch in seinen Video-Clips. Einmal sieht man ihn und Capote als Rapper in Reimnöten, die auf einmal von Katzen-Videos schwärmen. "Das haben wir in einer Zeit geschrieben, als  Katzenvideos ganz groß waren, noch ein bisschen krasser als heute. Wir wollten eh mal nen Hiphop-Track machen und dachten uns, es ist doch gleich viel besser, wenn man dieses Klischee der harten Männer aus dem Ghetto bricht."

Der Beil-Schmuggler

Am Tag nach dem Erfolg plagt sich Alan mit Müdigkeit. "So was muss man feiern, klar", sagt der 29-Jährige, der von seinen Bayreuther Freunden als so konsequenter wie disziplinierter Musiker beschrieben wird. "Wir saßen bis vier zusammen, die Veranstalter, die Jury und ich, bei ein paar Bier." Mit seinem Preis, einem handgeschmiedeten Beil mit einem schier mannsgroßen Schaft, machte er sich auf den Heimweg nach Würzburg. In der Bahn. "Ich hab's in die Hülle mit dem E-Piano gesteckt, damit man die Klinge nicht sieht. Hagen Riether hat ja damit schon Probleme bekommen." Wo er's hinhängt, weiß er noch nicht, "es wird sich schon ein Platz in der Wohnung finden".

Es gibt größere Probleme im Leben eines Kabarettisten. Jetzt will er sich erstmal auf Weihnachten freuen, sagt er, dann auf seinen Auftritt in Bayreuth vorbereiten. "Wir werden tanzbare Unterhaltungsmusik spielen", sagt er. Wahrscheinlich auch wieder etwas, was man lieber nicht zu ernst nehmen sollte.

Info: Das Keepin' in alive-Festival findet am 31. Januar und 1. Februar im Zentrum in Bayreuth statt.

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