Freimaurer: Geheimnisse, Rituale, Tempel

Von Andrea Pauly

Die Freimaurer sind von einem geheimnisvollen Hauch umweht: Sie treffen sich in ihrem Tempel, sie vollführen althergebrachte Rituale und sie schweigen darüber – seit 275 Jahren auch in der Loge „Eleusis zur Verschwiegenheit“ in Bayreuth. Dem Kurier haben sie einen Einblick in ihre Welt gewährt.

 
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Die Bayreuther haben Markgräfin Wilhelmine viel zu verdanken – indirekt auch die Freimaurer-Loge. Denn ihr Ehemann, Markgraf Friedrich, wurde von seinem Schwager König Friedrich II. in die Freimaurerei aufgenommen. Daraufhin gründete er 1741 eine eigene Loge in Bayreuth. Dieses Jubiläum feiern die Bayreuther Freimaurer in dieser Woche – mit einer Kranzniederlegung an Friedrichs Sarkophag und einem Festakt am Freitag.

Ein bisschen Geheimniskrämerei bleibt

Seit 1810 lautet der Name der Loge „Eleusis zur Verschwiegenheit“ – und ein bisschen Geheimnis behalten sich die Freimaurer bis heute vor. Allerdings seien sie kein Geheimbund, betont Alt- und Ehrenstuhlmeister Rudi Birkle. „Wir sind sehr darauf bedacht, an die Öffentlichkeit zu gehen, weil da so viele Ungereimtheiten sind.“ Deshalb hat die Loge zum Stiftungsfest ein Buch herausgegeben. Die Brüder der Loge haben unter dem Titel „Jahresringe“ die Geschichte der Bayreuther Freimaurerei aufgearbeitet.

 

Geradlinigkeit und Grenzen

Die Freimaurer haben sich vor rund 300 Jahren aus den freien Steinmetzen entwickelt. Bis heute stehen deren Werkzeuge für das Selbstverständnis der Freimaurer: Das Winkelmaß erinnert daran, dass der Mensch geradlinig sein soll, der Zirkel kreist einen Bereich ein, in dem der Bruder freimaurerisch tätig sein kann und steckt die eigenen Grenzen ab. Ebensolche Symbolkraft haben die Rituale, die die Freimaurer übertragen haben.

Deutschlands größtes Freimaurer-Museum

Die Bayreuther Loge hat derzeit 82 Mitglieder. Das Logenhaus hat einen prominenten Platz und einen noch prominenteren Nachbarn: Es steht neben der Villa Wahnfried und dem Richard-Wagner-Museum im Hofgarten. Im Erdgeschoss befindet sich das Freimauerer-Museum, das von der „Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer“ betrieben wird. Das obere Stockwerk hat die Bayreuther Loge für sich. Dort befinden sich Besprechungsräume – und der „Tempel“.

Geheime Baupläne auf dem Boden der Hütte

Dieser Tempel ist in jeder Loge ähnlich eingerichtet: Am östlichen Ende sitzt der Stuhlmeister, neben ihm sind zwei Sitzplätze für Ehrengäste und Altmeister. Drei Säulen symbolisieren Weisheit, Stärke und Schönheit. An den Seiten sitzen die Mitglieder: Lehrlinge, Gesellen und Meister. Ein Teppich auf dem Boden in der Mitte zeigt Symbole aus dem Handwerk der Steinmetze. Sie zeichneten einst ihre Baupläne auf den Boden ihrer Bauhütten, um den Lehrlingen die Geheimnisse des Kathedralenbaus beizubringen. „Damit die nachfolgenden Nutzer das Wissen nicht stehlen konnten, wurden die Zeichnungen anschließend wieder ausradiert“, sagt Rudi Birkle.

"Geheimnisse hat man auch in einer Ehe"

Doch auch, wenn sich die Freimaurer nicht als Geheimbund verstehen, gibt es Dinge, die Außenstehenden verborgen bleiben. „Geheimnisse hat man auch in einer Ehe“, sagt Rudi Birkle und kann sich ein amüsiertes Lächeln nicht verkneifen. „Sehr viele Brüder sagen, dass dies gerade das Schöne an der Freimaurerei ist: Dass eben nicht alles gesagt wird.“ Manche Rituale sind zwar bekannt, werden in der Literatur beschrieben – auch im neuen Buch der Loge. „Aber es wird nie ein Freimaurer erklären, was dort gesagt wird.“

Die Loge als zweite Familie

Der Bayreuther stellte seinen Aufnahmeantrag, als er 42 Jahre alt war. Mittlerweile ist er 76 Jahre, die Loge ist seine zweite Familie geworden. Durch die freimaurerische Arbeit sei er ruhiger geworden. Toleranz, sagt er, komme mit dem Alter ohnehin. Durch die Arbeit in der Loge sei diese aber noch verstärkt worden. „Ich habe gelernt, keinen Menschen abzuurteilen, nur weil ich etwas über ihn gehört habe. Ich höre mir immer beide Seiten an.“

Kein elitärer Club zum Geschäftemachen

Eines wehrt Birkle vehement ab: Dass die Freimaurer ein elitärer Club seien, über den Posten und Ämter vergeben werden. „Netzwerke haben wir nicht, auch wenn es bei uns eine Struktur gibt. Wir haben Brüder vom Handwerker bis zum Professor.“ Die Mitgliedschaft zum beruflichen Vorteil zu nutzen, sei verpönt: „Wer mit dem Ziel in die Loge kommt, Geschäfte zu machen, ist fehl am Platz“. Dass das nicht immer so war, räumt er aber ein: „Zu den Zeiten, als die bekannten Bürgermeister das Sagen in den Logen hatten, hatte das schon geschäftliche Hintergründe.“

Manchmal wussten nicht mal die Ehefrauen Bescheid

Ob Brüder der Loge nach außen kommunizieren, dass sie Freimaurer sind, ist ihnen selbst überlassen. „Manche wollen nicht, dass andere das wissen, weil ihnen deshalb Geheimniskrämerei vorgeworfen werden könnte.“ Rudi Birkle kannte ältere Brüder, „da wussten nicht mal die Ehefrauen, dass sie Freimaurer sind.“ Damit sich Freimaurer auch ohne persönliche Kontakte erkennen, gibt es Zeichen: Winkelmaß und Zirkel, blaue Blumen.

Erlebbar, nicht vermittelbar

Für Rudi Birkle ist das Mysterium aber ein ganz anderes – nämlich wie sich die Freimaurerei auf den Charakter des Menschen auswirkt. Wenn er über Rituale, Tempelarbeit und Verbundenheit spricht, erinnert das ein wenig an Meditation. „Die Freimaurerei ist nicht mitteilbar, sondern nur erlebbar. Das ist das eigentliche Geheimnis.“

Video: Das Geheimnis der Freimaurer

 

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