Rent a Hochlandrind

Von Norbert Heimbeck

"Kooomm, kooomm!“ Mit lang gezogenem „O“ ruft Stephan Hauer und schüttelt einen Eimer mit Stücken alten Brotes darin. Seine „Mädels“ lassen sich nicht lange bitten und trotten heran. Der 32-Jährige baut gerade eine Herde Hochlandrinder auf. Die Tiere haben keinen Namen, denn sie sind für den Metzger bestimmt. Doch bis dahin will Hauer seinen Kühen das Leben so schön wie möglich machen.

 
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Stephan Hauer arbeitet als Krankenpfleger am Klinikum Bayreuth. Die Arbeit mit den Tieren ist für ihn ein Ausgleich zur beruflichen Belastung: „Die sind wirklich pflegeleicht. Außerdem sind es die schönsten Rinder überhaupt,“ sagt Hauer lächelnd und krault „die große Braune“ zwischen den Augen. „Manchmal komme ich nur für eine Viertelstunde hierher an die Weide, schaue nach der Wasserversorgung und freue mich über die Tiere.“ Die lassen sich bereitwillig streicheln und machen eine langen Hals, um an das gute Brot zu kommen.

Anzeige im Kurier bringt Erfolg

Die Tiere stehen auf einer Weide in der Nähe von Goldkronach. „Es ist gar nicht leicht, geeignete Wiesen zu kommen. Denn die Bauern bekommen Geld dafür, dass sie sie brach liegen lassen,“ sagt Stephan Hauer. Doch er wurde schließlich fündig, nachdem er eine Anzeige im Nordbayerischen Kurier aufgegeben hatte: „Dies Weide ist zuvor als Pferdewiese genutzt worden. Als wir hierherkamen, war sie ziemlich verwildert. Aber meine Kühe sind auch ideale Landschaftspfleger und haben den Dschungel in wenigen Wochen in den Griff bekommen.“ Das Gelände ist so steil, dass sich eine normale Bewirtschaftung nicht anbietet. Direkt am Waldrand gelegen, haben die Rinder die Wahl zwischen schattigen Plätzchen und freiem Gelände, aus einer Quelle fließt frisches Wasser. Zu fressen bekommen sie, was auf der rund drei Hektar großen Weide wächst. Und im Winter kauft Hauer Heu aus Oberwarmensteinach „von Naturschutzwiesen“. Kraftfutter oder Silage bekommen die Hochlandrinder nicht.

Sie wachsen langsam, brauchen etwa drei Jahre, bis sie ausgewachsen sind, sagt Stephan Hauer. Weibliche Tiere werden etwa 450 Kilogramm schwer, Stiere kommen auf bis zu 650 Kilo. Damit sind sie deutlich kleiner und leichter als herkömmliche Fleischrinder: „Aber ihr Fleisch ist ganz wunderbar. Es ist perfekt marmoriert und hat viel weniger Fett als herkömmliches Fleisch. Im Geschmack erinnert es leicht an Wild.“

Weniger Fleisch essen, aber in bester Qualität

Und das ist auch der Punkt, an dem Stephan Hauer aus seinem Hobby einen Beruf machen will: „Ich bin der Meinung, wir sollten weniger Fleisch essen. Wenn wir jedoch Fleisch auf unseren Teller laden, dann sollten wir auf beste Qualität achten.“ Deshalb hat er sich für die das ganze Jahr auf der Weide lebenden Hochlandrinder entschieden. Ihr Fleisch vermarktet er über eine Art Leasing: „Der Kunde schließt mit uns einen Vertrag über eine feste Laufzeit ab und zahlt monatlich einen festgelegten Betrag. Den Schlachtzeitpunkt bestimmt der Kunde. Nach einem bis zwei Jahren gibt es dann Fleisch und Wurst.“ Preislich will Hauer mit den Supermärkten mithalten.

Beim Schlachten verspricht er darauf zu achten, dass seine Tiere so wenig Stress wie möglich ausgesetzt werden. Erst seit August bietet er das Rinderleasing an, aber „die Resonanz ist schon ganz gut. Offenbar legen wieder mehr Menschen Wert auf hochwertiges Fleisch und artgerechte Haltung.“

www.hauershighlands.de

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