Eröffnung im Herbst 2015 geplant Neues Museum in Kulmbach: Reise in die Welt der Gewürze

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Vom Chinesischen Meer bis nach Nürnberg: An einer Zeitreise in die Blütezeit des Gewürzehandels wird derzeit in Kulmbach gebastelt. Im Mönchshof entsteht für 3,8 Millionen Euro ein neues Museum. Im Sommer nächsten Jahres soll es fertig sein.

 
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Wenn das Gewürzmuseum im Herbst 2015 eröffnet, wird Sigrid Daum einen weiteren Baustein des Mönchshofsareals mitgestaltet haben. Die Geschäftsführerin baute bereits das Brauerei- und das Bäckereimuseum sowie das Museumspädagogische Zentrum auf. Das Gewürzmuseum, das letzte Großprojekt, bevor sie in den Ruhestand geht.

Lebensmittelstandort Kulmbach

Bier, Bäckerhandwerk, herzhaftes Essen und Gewürze: Die Stadt Kulmbach versteht sich als Lebensmittelstandort. Die Nahrungsmittelindustrie ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Das soll sich in den Museen widerspiegeln. Daum hofft, mit dem neuen Angebot die Besucherzahlen zu steigern. „Zu uns kommen im Jahr durchschnittlich 40.000 Besucher, eine Zahl, um die uns andere beneiden.“ Dennoch sei noch Luft nach oben, 60.000 Besucher jährlich sind das Ziel.

In Daums Büro hängt an der Wand eine Skizze der Handelsroute, die später in einem Teil des Gewürzmuseums nachgestellt wird. Fotos und Bücher liegen verstreut auf dem Tisch. Die Abbildungen sollen später die einzelnen Stationen des Weges der Gewürze illustrieren. Sigrid Daum pinnt die Fotokopien in Klein auf das Papier.

Und sie weiß wie immer, viele interessante Geschichten zu erzählen. Zum Beispiel: „Wegen der Gewürze hat Kolumbus Amerika entdeckt.“ Auf der Suche nach Indien, wo der Pfeffer herkommt, stieß er auf den neuen Kontinent. Weil er meinte, mit dem Schiff von Spanien aus immer nach Westen fahren zu müssen, um Indien zu erreichen. Heraus kam er jedoch bekanntlich ganz woanders. Immerhin entdeckte er den Chili.

Weg der Gewürze führt über die Seidenstraße

Der lange Weg der großen Karawanen über die Seidenstraße war beschwerlich. Bis die Gewürze über das Mittelmeer, Venedig und schließlich über die Alpen bis nach Bayern gelangten, konnten drei Jahre vergehen. Angst, Hitze, Durst und Hunger, räuberische Überfälle bestimmten den Alltag der Händler. „Mit Gewürzen zu handeln, war gefährlich und teuer“, sagt Sigrid Daum, die mit Museumsleiter Bernd Sauermann, der Kunsthistorikerin Manuela Mahn und dem Architekturbüro Schramm den neuen Museumstrakt aufbaut.

Die Räume, die der Kulmbacher Kunstverein teils als Ausstellungsfläche nutzte, sind noch im Rohbauzustand. Einige Wände wurden eingerissen, graue Stahlsäulen tragen die Decken. Allein Sigrid Daum fällt es nicht schwer, sich die fertige Ausstellung vorzustellen. Hier sei später der Hafen am Mittelmeer, dort das Handelsimperium Venedig und da das spätmittelalterliche Nürnberg mit seinen Händlern. Sie deutet auf eine leere Fläche: „Im Zentrum wird ein Botanikum stehen, das von allen Seiten einsehbar ist.“

Die Würzpflanzen sollen mit allen Sinnen erlebbar sein. Wie die anderen Museen im Mönchshof, wird auch dieses keines mit Schaukästen und Informationstafeln. „Wir lassen die Besucher vielmehr in die Ausstellung hineintreten“, erläutert Daum. Seltene Bücher aus der Raps-Bibliothek und Gewürzmühlen gehören zu den Exponaten. Die mythische Seite der Gewürze, ihre Verarbeitung und Verwendung finden ebenfalls Platz in der Ausstellung. Der Rundgang beginnt im Foyer mit dem nachgestellten Bazar von Aleppo und endet im Gewürzclub über dem Museumsladen.

Finanzierung lange unklar

Das Konzept für das Gewürzmuseum liegt schon seit längerem in der Schublade. Doch erst vor drei Monaten stand die Finanzierung endgültig fest. Der Großteil des Geldes von der Europäischen Union und dem Förderprogramm Leader in Efre. Weitere Geldgeber sind die Oberfrankenstiftung, die Bayerische Landesstiftung und der Kulturfonds Bayern. Der Landkreis Kulmbach unterstützt den Museumsverein.

Zehn Prozent der Bausumme, knapp vier Millionen Euro, muss der Trägerverein des Museums selbst bezahlen. Dafür hofft er auf die Hilfe von Sponsoren. Die Hälfte, zwei Millionen Euro also, seien schon vergeben, so Daum. Die Aufträge seien alle an Betriebe in der Region vergeben worden.

Seit der Gründung des Museumsvereins vor über 20 Jahren sei viel Großes in kleinen Schritten verwirklicht worden. „Es freut mich, wenn ich dann in unserem Gästebuch lese, dass die Gäste angenehm überrascht waren“, sagt Daum. „Wir haben Themen, die jeder kennt, die die Menschen in ihrem Alltag treffen und ihr Genussverhalten ansprechen.“ Sie müssten sich also nur noch auf den Weg machen.

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