Razzia bei Metzgerei Sieber

Das Firmengelände der Fleischfirma Sieber, aufgenommen am 31.05.2016 in Geretsried im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Sieber geht nach dem Fund von Bakterien in Wurstwaren gerichtlich gegen das behördlich angeordnete Produktionsverbot vor. Vor Ostern waren in einem Schweinefleisch-Produkt von Sieber Listerien nachgewiesen worden. Archivfoto: Stephan Jansen/dpa Foto: red

Es kommt immer dicker für die Fleischwarenfirma Sieber. Erst der Produktionsstopp samt Rückruf der gesamten Ware, dann die Insolvenz - und jetzt auch noch «Besuch» vom Staatsanwalt. Dabei wollte die wegen Bakterien ins Gerede gekommene Großmetzgerei bald wieder loslegen.

 
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Bei der wegen bakterienbelasteter Wurst geschlossenen Großmetzgerei Sieber hat es am Mittwoch eine Razzia gegeben. Fast zwei Dutzend Beamte durchsuchten drei Stunden lang Räume am Firmensitz im oberbayerischen Geretsried, drei Labore im Großraum München und in Bad-Württemberg sowie ein Privathaus. «Am Tatvorwurf hat sich nichts geändert», sagte Oberstaatsanwalt Ken Heidenreich nach Abschluss der Aktion in München. Die Justiz ermittelt wegen Verstößen gegen Lebensmittelgesetze gegen Firmenchef Dietmar Schach.

An der Durchsuchungsaktion waren ein Staatsanwalt und 20 Polizisten beteiligt. Nach Auskunft von Heidenreich wurden 50 Aktenordner und EDV-Material sichergestellt. Ein Firmensprecher bestätigte, dass es sich bei dem durchsuchten Privathaus um das Haus Schachs handele.

Der alleinige Geschäftsführer hatte in der vergangenen Woche Insolvenz angemeldet, nachdem die Gesundheitsbehörden ein Betriebs- und Vertriebsverbot über die Firma verhängt sowie einen deutschlandweiten Rückruf der gesamten Ware veranlasst hatten. Im März war in einem «Original bayerischen Wammerl» von Sieber eine deutlich über dem Grenzwert liegende Zahl von Listerien nachgewiesen worden.

Nach umfangreichen Untersuchungen sehen das Robert Koch-Institut und das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) einen Zusammenhang zwischen dem Schweinefleisch-Produkt und einem Ausbruch von Listerioseerkrankungen im Jahr 2012 hauptsächlich in Süddeutschland. Acht Menschen starben an den Folgen der Krankheit.

Die Razzia am Mittwochmorgen kam für Sieber zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Für diesen Tag war ein Gespräch des von Insolvenzverwalter Josef Hingerl eingesetzten dänischen Sachverständigen Dieter Elsser-Gravensen mit den Lebensmittelbehörden angesetzt. Ziel ist, ein Konzept zu entwickeln, mit dem die Listerien aus dem Betrieb verbannt werden können. Danach solle die Produktion schnellstmöglich wieder aufgenommen werden, fordert Hingerl.

Unterdessen steht die Entscheidung über eine Klage gegen das Produktionsverbot bevor. Das Verwaltungsgericht München will noch in dieser Woche über einen Eilantrag von Firmenchef Schach befinden, mit dem der 51-Jährige die Wiederaufnahme der Produktion erreichen will.

dpa

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