Alkohol bleibt ein kritisches Thema auch in Bayreuth Drogen-Bericht vorgestellt

Von Elmar Schatz
Ein Bier und eine Zigarette: Junge Leute rauchen heute weniger. Foto: dpa Foto: red

Immer weniger junge Leute greifen zur Zigarette. Doch der Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung zeigt nicht nur positive Trends auf. Wo lauern Gefahren? Alkohol bleibt ein kritisches Thema, auch in Bayreuth.

 
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Vergangenes Jahr qualmten in Deutschland 9,7 Prozent der 12- bis 17-Jährigen, 2001 waren es noch 28 Prozent. Das Rauchen sei bei jungen Menschen uncool geworden; diesen Trend stelle er seit langem fest, sagt Peter Schultheiß, Leiter der privaten Beratungsstelle in Bayreuth, die für 350 Euro Kurse zur Raucherentwöhnung anbietet.

Die Hälfte der Teilnehmer schaffe es, mit dem Rauchen aufzuhören, sagt er dem Kurier. Das Image der Raucher werde immer schwieriger. Gesund zu leben, Sport zu treiben und gut auszusehen, sei „in“, sagt Schultheiß, der seine Beratungsstelle seit 15 Jahren betreibt.

Die Raucherquote bei Kindern und Jugendlichen lag im vergangenen Jahr erstmals wieder unter zehn Prozent – und damit auf den tiefsten Wert seit 1979, wie die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU) am Donnerstag in Berlin erklärte. Die Zahlen stammen aus Erhebungen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

Jeder Vierte raucht

Allerdings setzte sich der Trend zum Nichtrauchen bei Erwachsenen nicht in gleichem Maße fort. Die Zahl der aktiven Raucher sei hier mit 24,5 Prozent noch zu hoch, heißt es in dem Bericht. Damit raucht in Deutschland knapp jeder Vierte. Rauchen sei „das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko in Deutschland“ und führe zu jährlich etwa 110 000 vorzeitigen Todesfällen, mahnten Experten. Tabakkonsum verkürze das Leben um durchschnittlich etwa zehn Jahre. Auch an den Folgen des Alkoholkonsums und des kombinierten Konsums von Alkohol und Tabak sterben in Deutschland jedes Jahr mindestens 74 000 Menschen.

1,77 Millionen Alkoholabhängige

Studien zufolge gelten 1,77 Millionen Menschen im Alter von 18 bis 64 Jahren als alkoholabhängig. Darüber hinaus sind etwa 2,31 Millionen Menschen in dieser Altersgruppe von Schmerzmitteln, Schlaf- oder Beruhigungsmitteln abhängig.

Trotz der positiven Ergebnisse etwa beim Rückgang des Rauchens bei Jugendlichen gebe es auch „problematische Entwicklungen“, die nicht ausgeblendet werden dürften, sagte Mortler. So stieg die Zahl der Drogentoten im vergangenen Jahr um drei Prozent auf 1032. Auch nehme die Verbreitung von Crystal Meth und die Bedrohung durch neue psychoaktive Substanzen weiter zu, erläuterte Mortler. Zur Debatte um eine Cannabis-Freigabe warnte Mortler erneut davor, die Droge zu verharmlosen.

Zuletzt hatte der gemeinsame Vorstoß des CDU-Bundestagsabgeordneten Joachim Pfeiffer und des Grünen-Politikers Dieter Janecek für eine Cannabis-Freigabe für Wirbel gesorgt. Mortler lehnt einen solchen Schritt entschieden ab. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) warnte ebenfalls vor zunehmenden Legalisierungstendenzen in der Drogenpolitik.

Der GdP-Bundesvorsitzende Oliver Malchow erklärte, es müsse „endlich Schluss damit sein, den Joint schön zu reden“. Gerade bei Jugendlichen könne der Konsum von Cannabis zu erheblichen Gesundheitsproblemen und sozialen Konflikten führen.Laut dem Drogenbericht ist Cannabis die am weitesten verbreitete illegale Droge in Deutschland. Fast jeder Vierte (23,2 Prozent) im Alter zwischen 18 und 64 Jahren hat bereits Erfahrungen mit dieser Substanz.

Suchtberater helfen

Der Alkoholmissbrauch steht an erster Stelle, an zweiter Stelle bereite die Droge Crystal große Sorge und an dritter Stelle der Cannabis-Konsum. Das berichtet Urte Deisenhofer, die Leiterin der Suchtberatung der Diakonie in Bayreuth, aus ihrer Arbeit. Deutlich zugenommen habe – gerade bei jungen Menschen – der Missbrauch sogenannter Kräutermischungen. Im Jahr 2013 seien von der Diakonie in Bayreuth und Kulmbach 1056 Betroffene sowie 192 Angehörige beraten worden. 613 Klienten kamen wegen Alkoholmissbrauchs, 170 wegen Cystal- und 101 wegen Cannabis-Konsums. Zudem wurden 87 Spielsüchtige, 73 von Opioiden Abhängige (Schmerzmittel) und 70 Menschen beraten, die an Essstörung litten

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