Karpfen, Hechte, Zander: Alles tot Rätselhaftes Fischsterben in Eckersdorf

Von Thorsten Gütling
 Foto: red

Hundert, vielleicht auch fünfhundert Tiere sind tot. Auf einen Schlag gestorben. Höchstwahrscheinlich qualvoll. Es sind Karpfen, Hechte, Zander und Weißfische. Seit Samstag schwimmen sie leblos auf dem Wasser in der Oberen Röth. Die kleineren Weißfische kämpfen noch um ihr Leben. Warum ist noch völlig unklar.

 
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Zwei Schubkarren stehen am Ufer des Fischweihers in der Oberen Röth - direkt neben dem Neubaugebiet am Ortsausgang von Eckersdorf. Darin rund 50 tote Karpfen, die Mäuler weit aufgerissen. Für Rita Horn eine Tragödie. Sie hat den etwa 3000 Quadratmeter großen Weiher gepachtet. Als Hobby, zur Erholung, nicht der Fischzucht wegen. Deshalb kann sie auch nicht sagen, wieviele Tiere in dem Weiher sind. Sie weiß nur ziemlich sicher, dass es mehr als diese zwei Schubkarren voll sind. Und dass wahrscheinlich alle tot sind. Auch zentnerweise Muscheln. Weil irgendetwas die Tiere vergiftet hat.

Als Rita Horn am Samstag die Polizei ruft und Anzeige gegen Unbekannt erstattet, herrscht Panik. Rund 40 Feuerwehrleute rücken mit aus. Schnellstmöglich wird das Wehr geschlossen. Darüber fließt das Wasser in den Schlosspark Fanataisie ab. Der dortige Herzogweiher gilt als Wasserschutzgebiet, ist für seine Schwäne und Enten bekannt. Von dort aus fließt das Wasser dann weiter in den Mistelbach und bis nach Bayreuth in den Roten Main. Erst vor zwei Wochen sind dort hunderte Fische verendet, weil Kühlmittel aus dem Städtischen Eisstadion in den Fluss geraten waren.

Aber auch bei geschlossenem Wehr ist die Gefahr nicht gebannt. Etwa 15 Zentimeter ist das Wasser mit der rätselhaften Substanz noch davon entfernt über das Wehr zu treten. Schon ein Starkregen könnte ausreichen, schätzt Rita Horn.

Anwohner klagen über "fürchterlichen Gestank"

Für sie steht daher fest, dass der Weiher nicht abgelassen werden kann. Dass die Feuerwehr ihn wohl auspumpen muss. Wer für das Fischsterben verantwortlich ist und dafür die Kosten zu tragen hat, ist unterdessen noch völlig unklar. Die Polizei hat Wasserproben genommen und einige verendete Fische gestern zur Untersuchung an das Wasserwirtschaftsamt nach Hof geschickt. Die Auswertung der Proben könnte Wochen dauern. Einen Verdacht will ein Polizeisprecher daher noch nicht äußern, sagt aber, dass die Anwohner über einen "fürchterlichen Gestank" geklagt hätten. Von falsch oder zu viel ausgebrachter Gülle entlang der Zuläufe des Eckersdorfer Weihers ist die Rede. "Und die Zuläufe sind zahlreich, erstrecken sich bis nach Oberwaiz, wir sind sie bereits abgelaufen", sagt Rita Horn.

Ein Sachverständiger, der sich vor Ort ein Bild von der Lage gemacht hat, ist Kay Kuhlen, zuständig für Fischartenschutz beim Bezirk Oberfranken. Eine erste, einfach Wassermessung hätte keinerlei Hinweise auf Gülle ergeben, sagt er. Aber auch keinen Hinweis in irgendeine andere Richtung. "Es ist nichts zu riechen und nichts zu sehen", sagt Kuhlen.

Sigrid Braun gehört der Weiher. Wenn sie über die toten Tiere spricht, stockt ihr immer wieder die Stimme. Und sie ist wütend. Weil sie nicht erfährt, wer oder was ihren Weiher vergiftet hat. "Es kann doch nicht so schwer sein, die Übeltäter zu ermitteln", schluchzt sie.

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