Pottensteiner Straße: Radfahrer halten den Begegnungsverkehr für gefährlicher als vorher Pottensteiner Straße jetzt gefährlicher?

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Die Pottensteiner Straße ist wie beschlossen umgebaut. Radler, die dort täglich unterwegs sind, sind nicht begeistert von der Lösung. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Die Pottensteiner Straße ist fertig. Fast fertig. Gut ein halbes Jahr lang wurde umgebaut, wurden Schrägparkplätze gebaut, die der Stadtrat beschlossen hatte. Nach langer Diskussion. Die Straße ist stadtauswärts Einbahnstraße, Radfahrer dürfen sowohl stadtein- als auch stadtauswärts fahren. Die ersten gefährlichen Begegnungen hat es bereits gegeben. Eine unglückliche Lösung, finden Radfahrer.

 
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Doris Meyer ärgert sich immer noch: "Normalerweise bin ich ja nicht auf den Mund gefallen", sagt die Bayreutherin, die nicht weit weg von der Pottensteiner Straße wohnt. "Aber gegen den Mann bin ich nicht angekommen." Der Autofahrer, der ihr vor wenigen Tagen in der Pottensteiner Straße entgegenkam, sei schier ausgerastet. Habe sie angebrüllt, sie solle sich zum Teufel scheren, habe in der Pottensteiner Straße nichts verloren. Obwohl Schilder darauf hinweisen, dass Radfahrer sowohl stadteinwärts als auch stadtauswärts hier fahren dürfen.

Vorher war es sicherer

Doch das ist es nicht allein, was Doris Meyer und ihren Mann Rudolf ärgert. Beide sind passionierte Radfahrer, sind viel im Stadtgebiet unterwegs. Sie können auch dem Radverkehrskonzept in der Stadt viel abgewinnen. "Die Bahnhofstraße, beispielsweise, ist optisch nicht schöner geworden mit dem vielen Rot. Aber für die Radler ist sie in jedem Fall sicherer", sagt Rudolf Meyer. "Aber das, was hier gemacht wurde, ist das Gegenteil von sicher. Das ist viel zu eng. Auch weiter stadtauswärts, bei der Querungshilfe." Vor dem Umbau, bevor die beschlossenen Schrägparkplätze gebaut wurden, um Platz zu schaffen für die Besucher des Röhrensee-Parks, sei die Situation für die Radfahrer viel sicherer gewesen. "Da gab es einen Weg, der für die Radler sicher war. Allein schon die Tatsache, dass es einen Bordstein gab, machte den Weg parallel zur Straße zum Schutzraum. Speziell für die Kinder und Jugendlichen, die aus dem Stadtteil Saas über die Pottensteiner Straße stadteinwärts fahren."

"Bescheuerte Regelung"

Ein  Passant, der das Gespräch mitbekommt, murrt im Vorbeigehen: "Das ist insgesamt eine total bescheuerte Regelung. Auch für die Autofahrer. Man weiß überhaupt nicht, wer hier Vorfahrt hat. Da steht nur 'Vorfahrt geändert' auf dem Schild."   

Stadtverwaltung verteidigt die Umsetzung

Die Stadtverwaltung verteidigt, was da entstanden ist: "Ich sehe das nicht so", sagt Norbert Hübner, der Leiter des Tiefbauamtes. "Die Straße ist 3,50 Meter breit. Breit genug für eine Fahrbahn, in der im Gegenverkehr Radler und Autos fahren dürfen." Außerdem sei die Straße genau nach den Plänen umgebaut worden, die dem Stadtrat vorlagen. An der Entwicklung der Pläne seien "sämtliche Experten beteiligt gewesen", sagt Hübner. Die Verkehrsplaner, die Polizei, Radfahrverbände. Die Idee dahinter: Mehr Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer. Für die Fußgänger, die Radfahrer, eine Verkehrsberuhigung insgesamt. Und Platz für Parkplätze, die gefordert waren. Die Verkehrsführung sei logisch, weil optisch auffällig: Rote Markierungen zeigen die Radwege an, zeigten den abknickenden Straßenverlauf. "Der Autofahrer weiß durch die gepflasterten Flächen, dass er hier Vorfahrt gewähren muss."

Keine weitere Beschilderung nötig

Deshalb, ergänzt der Leiter des Straßenverkehrsamts, Heinz Pfister, sei auch in der Straßenverkehrsordnung klar geregelt, dass es keine weiteren Beschilderung bedürfe. Allerdings: "Ich wollte mir das vor Ort noch einmal anschauen, ob wir noch ein Schild für die Autofahrer, die aus der Leibnizstraße in die Pottensteiner Straße einbiegen, aufstellen müssen. Um zu zeigen, dass hier Radler im Gegenverkehr kommen können." Die rote Markierung, die einen gegenläufigen Radweg zusätzlich erkennbar machen würde, wie es Doris und Rudolf Meyer für sinnvoll halten würden, werde allerdings nur auf die Einmündungsbereiche beschränkt bleiben, sagt Pfister. "Mehr war da nicht vorgesehen."

Allerdings räumt Pfister ein, dass die Pottensteiner Straße in ihrem jetzigen Bauzustand tatsächlich nur die Mindestbreite, die notwendig ist für eine Einbahnstraße mit Radeln im Gegenverkehr, erfülle: 3,50 Meter. "Teilweise ist aber sogar ein bisschen mehr Platz."     

VCD von Anfang an dagegen

Rolf Wahner, der Bayreuther Vorsitzende des Verkehrsclubs Deutschland (VCD), hat sich auf Nachfrage unserer Zeitung vor Ort umgesehen. Er sagt: "Wir waren von Anfang an gegen diese Planung. Weil die Pottensteiner Straße durch das Schrägparken wesentlich gefährlicher gemacht wurde für Radfahrer als vorher. Zudem stehen hohe Kosten nur ein wenig Nutzen gegenüber." Auffällig sei auch, dass der "Schutzstreifen für Radfahrer auf der Seite der Parkplätze eigentlich einen dreiviertel Meter breit sein sollte. Er ist aber nur einen halben Meter breit". Dass Radfahrer in beiden Richtungen in der Einbahnstraße fahren dürfen, sei "grundsätzlich in Ordnung, auch wenn es dort sehr eng zugeht, weil es künstlich eng gemacht wurde". Gleichwohl setze er darauf, das wegen der schmalen Straße auch langsamer gefahren werde.

Problematische Vorfahrtsregelung

Die Ein- und Ausfahrt der Einbahnstraße sei allerdings "nicht so super gelungen", sagt Wahner. "Für Fußgänger ist der Einmündungsbereich zur Justus-Liebig-Straße zwar gut gelöst", aber eben nicht für die Radfahrer. "Statt die Radfahrer am besten gleich auf der Straße zu führen, hat man ein Stück des Weges im Röhrensee-Park asphaltiert. Die tauchen dann plötzlich auf dem Park auf und alle Verkehrsteilnehmer stehen vor der Frage, wer denn jetzt Vorfahrt hat", sagt Wahner.

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