Protokollbücher erzählen Geschichte

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Der zweite Kommandant der Feuerwehr Creußen, Paul reichstein (links), sowie der Vorstand und Bürgermeister Martin Dannhäußer, haben für das 150-jährige Jubiläum der Wehr in alten Dokumenten, wie Protokollbüchern und Urkunden gestöbert. Foto: Ralf Münch Foto: red

Brände und Feuerwehr – das gehört irgendwie zusammen. Bei der Feuerwehr Creußen gehört es sogar bei der Gründung vor 150 Jahren zusammen.

 
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So brannten am 2. Januar 1868 um das Alte Rathaus in der Vorstadt herum vier Häuser. Noch am gleichen Abend wurde die Feuerwehr von 20 Personen gegründet, um künftig besser auf solche Schadensereignisse reagieren zu können. Kurz danach traten 20 weitere Personen dem aktiven Feuerwehrdienst bei.

Gründungsdatum ist der 9. März 1868

„Die vereinsrechtliche Genehmigung war am 9. März 1868“, erzählt Paul Reichstein, zurzeit zweiter Kommandant der Wehr. Deshalb hat man sich auf dieses Datum als offizielles Gründungsdatum geeinigt. Am 4. April 1868 wurde die Creußener Feuerwehr in den Bayerischen Landesfeuerwehrverband aufgenommen. Hier gibt es noch eine Urkunde dazu, die Gründungsurkunde sowie Unterlagen aus der Anfangszeit fielen dem großen Stadtbrand 1893 zum Opfer. 1877 wurde die Wehr dann ein unabhängiger Verein und durch einen gewählten Vorstand geführt. Vorsitzender war Bürgermeister Christian Grüner. Eine Tradition, die sich bis heute gehalten hat, dass der Bürgermeister und der Vorsitzende eine Person sind.

Aufnahmegebühr drei Mark

Zusammen mit Professor Hermann Hiery hat man einige kuriose Dinge aus der Satzung, die 1893 in einer Generalversammlung verabschiedet wurde, übersetzt. Das war nicht so einfach, denn sie war in altdeutscher Schreibschrift verfasst. „Aufnahmegebühr für neue Mitglieder drei Mark (darin enthalten eine Mark für Bekleidung, die sogenannte Joppengebühr)“, ist dort zu lesen. Oder: „Bei Brandschadensfalle ist Einfinden am Aufstellungsplatz obligatorisch. Dort erfolgt genaue Festlegung. Vorausläufer wie Nachzügler werden bestraft.“

Das älteste Protokollbuch, das sich im Besitz der Creußener Wehr befindet, beginnt 1893. Der damalige Vorstand und Bürgermeister Andreas Knopf versuchte, die Geschichte seit der Gründung bis zum großen Stadtbrand zu rekonstruieren. Die Übernahme der bayerischen Einheits-Feuerwehruniform wurde dann im April 1908 beschlossen.

Motorspritze und Schubleiter

Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt die Stadt Creußen vom Landratsamt Pegnitz den Auftrag zu einer Bestandsaufnahme der Wehr. Es gab zwar zu der Zeit keinen Vorstand, aber trotzdem 63 Mitglieder sowie einige Geräte, wie eine Motorspritze, eine fahrbare und eine tragbare Schubleiter, eine Handdruckspritze und einen Schlauchwagen. Am 5. Mai 1946 wurde unter dem damaligen Bürgermeister Hans Mehl die Feuerwehr neu gegründet, um den Feuerschutz zu gewährleisten.

Reichstein und Bürgermeister Martin Dannhäußer blättern durch die alten Protokollbücher. Feinsäuberlich wird hier über die Hauptversammlungen und Ausschusssitzungen geschrieben, manchmal sind zu besonderen Anlässen Kommentare vermerkt, ausführlich wird über den großen Stadtbrand von 1893 berichtet. In dieser Zeit verfügte die Feuerwehr Creußen über handbetriebene Feuerlöschspritzen und es waren 117 Mann im aktiven Dienst. „Im Jahr 1891 gründete sich aus den Reihen der Feuerwehrleute eine eigene Musikkapelle“, so Reichstein.

Mit der Schreibmaschine geschrieben

Ab 1977 wurden die Protokollbücher mit Schreibmaschine geschrieben, seit 1995 dann am Computer. Die Protokollbücher stellen eine Chronik der Feuerwehr dar, sagen Reichstein und Dannhäußer. „Sie zeigen auf, wie die Wehr früher organisiert war, dass es noch heute die gleichen Orte in Creußen, aber mit anderer Umgebung gibt“, so der zweite Kommandant. Der Wandel der Zeit sei einfach rasant, sagt Dannhäußer.

Gerade für ihn als „Zugereisten“ – Dannhäußer stammt aus dem Ahorntal – sei es interessant zu sehen, wie sich die Menschen schon damals gegenseitig geholfen haben, wie sich Technik und Gesellschaft weiter entwickelt haben. „Heute herrscht leider oft der Gedanke, alles in Anspruch zu nehmen, selbst aber nichts beizutragen“, so der Bürgermeister. Oft brauche es erst einen Anlass – wie zum Beispiel die Hochwassersituation in Deggendorf vor ein paar Jahren – um aktiv zu werden. Dannhäußer ist stolz, dass damals viele Aktive mit großem Engagement dabei waren.

Geschichtliches Werk

Zum 150-jährigen Jubiläum, dass die Creußener Feuerwehr nun dieses Wochenende feiert, gibt es erstmals in der Geschichte der Wehr eine eigene Festschrift. „Das ist schon fast ein geschichtliches Werk“, sagt Dannhäußer, denn neben den obligatorischen Grußworten geht es hier auch um die 100- und 125-jährigen Jubiläen, den Stadtbrand, das Einsatzgeschehen, die Jugendfeuerwehr und die Entwicklung des Fuhrparks. Außerdem sind zahlreiche Bilder aus den alten Protokollbüchern mit dabei.

Seit fast zwei Jahren haben die zwölf Mitglieder des Festausschusses das diesjährige Jubiläum vorbereitet, haben geplant und organisiert. Dannhäußer und Reichstein sind zuversichtlich, dass alles gut klappen wird.

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