Projekt Familienland wird konkret

Von Andreas Gewinner

Ein Projekt, das seit Jahren in der Schublade liegt, ist seiner Verwirklichung einen großen Schritt näher gekommen: das Familien- und Kinderland unterhalb der Klausenlifte. Dann soll auch ein seit 25 Jahren halb fertiges Gebäude endlich fertiggebaut werden. Über die Gründe, warum das Haus nie fertig gebaut wurde, gibt es eine interessante Theorie.

 
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Während der Kleine Ski fahren lernt, zieht die Große auf dem zugefrorenen Weiher ihre Kreise. Die Eltern fahren Ski an den Klausenliften. Und die Großeltern genießen in der Klausenalm einen Kaffee oder ein Bier.

So weit die Vision. Derzeit gehört noch etwas Fantasie dazu, sich diese Szene vorzustellen. Denn das Areal schaut noch recht wüst aus. Seit ein paar Jahren ist hier Erde angehäuft, mit der man das Gelände modellieren will. Und im Lauf der Jahre sind hier schon wieder diverse Pflanzen und Büsche gewachsen. „Hoffentlich geht’s bald los“, sagt Bürgermeister Franz Tauber, „sonst wird hier noch eine seltene Pflanze entdeckt und es geht wieder nicht weiter.“

Das Projekt Familen- und Kinderland hat Tauber vor gut zwei Jahren von seinem Vorgänger Günter Pöllmann geerbt. Ein österreichisches Fachbüro hatte vor Jahren schon ein mehrere hundert Seiten starkes Konzept erarbeitet, die Kosten von 40.000 Euro wurden zur Hälfte über Leader bezuschusst. „Skifahrer und Snowboarder haben wir abgedeckt“, sagt Bürgermeister Tauber, „wenn wir Familien herbringen wollen, müssen wir was schaffen“. Industrie oder Gewerbe werde nicht nach Mehlmeisel kommen. Und die Übernachtungszahlen ließen sich nicht deutlich steigern. Deswegen will man in Mehlmeisel auf Tagesausflügler und Urlauber setzen. „Der Wildpark war der Durchbruch“, so Tauber, „aber jetzt können wir nicht stehen bleiben“, erläutert er die Philosophie.

Konkret geplant sind ein Skianfängerbereich, ein Skischulbereich, ein spielerischer Kinderbereich, Förderbänder oder ein mobiler Minilift. Die Naturrodelbahn soll reaktiviert werden. Auch Sommernutzung ist geplant. Unter anderem mit einem Wasserspielplatz und einer neuen zeitgemäßen Minigolfbahn namens „Adventure-Golf“. Und nicht zuletzt soll die halb fertige Klausenalm fertiggestellt und wieder als kleine Gastronomie genutzt werden.Geschätzte Gesamtkosten: eine halbe Million Euro.

„Am Anfang hörte sich alles recht leicht an. Aber wenn man mitten in der Natur ist, hat man genug Fachstellen, die mitreden. Wenn Wasser dabei ist, sind es noch ein paar mehr“, seufzt Tauber.

Der Hauptgrund, dass es hier seit Jahren nicht weiterging, ist ein kleiner Bach. Der Holderbach, der aus dem Wald kommend, verrohrt die Skipiste und die Liftstraße unterquert und das Areal des künftigen Familienlandes durchläuft. Um die geplanten Vorhaben verwirklichen zu können, muss der Holderbach verlegt werden. Aber auch Nachbarn haben ihre Interessen vertreten. Unterhalb des Geländes sind Fischweiher, für die der Holderbach die Wasserzufuhr darstellt. Und schließlich sollte als Folge der Erdbewegungen nicht Dreck in die Weiher geschwemmt werden. Allein vier Termine mit dem Wasserwirtschaftsamt waren nötig. Schnell und problemlos ging es hingegen mit dem Forst.

Seit wenigen Wochen ist die Erlaubnis da: der Holderbach kann verlegt werden. Künftig soll er, teilweise verrohrt, entlang der Liftstraße verlaufen und am Waldrand am östlichen Rand des Geländes wieder frei fließen. Die Kosten von rund 30.000 Euro stehen seit drei Jahren im Haushalt. Die Arbeiten sollen noch dieses Jahr stattfinden.

Die aktuellen Pläne knüpfen an an eine Anlage an, die hier bis vor gut 25 Jahren schon mal existierte. Die alte Klausenalm war eine bewirtschaftete große Holzhütte im Stil einer Berghütte. „Das muss ein ganz tolles Gelände, ein Idyll gewesen sein“, sagt Bürgermeister Tauber, der damals noch nicht in Mehlmeisel war. Den Weiher gab es bereits, eine Minigolfanlage, einen gemauerten Grill, der heute als einziger noch steht. Der letzte Pächter der alten Anlage war Albert Kastl: „Es war eine schöne Zeit. An den Wochenenden war die Hölle los. Da haben wir dann auch selbst Musik gemacht.“ Doch zu den besten Kunden der Klausenalm gehörte die Polizei: „Die kamen immer vormittags zwischen 9 und 11 Uhr, haben Brotzeit gemacht und ihr Bier getrunken. Dann sind sie weitergefahren“, erinnert sich Kastl, „das ginge heute wohl nicht mehr so.“

Doch auch die häufige Anwesenheit der Polizei konnte nicht verhindern, dass die Hütte im Oktober 1989 einem Feuer zum Opfer fiel, Brandstiftung nach einem Einbruch. Recht schnell wurde die Klausenalm wiederaufgebaut, diesmal mit Ziegeln. Und blieb dann halb fertig stehen. Warum? Albert Kastl: „Zur selben Zeit baute die Gemeinde das Rathaus und Haus des Gastes neu. Und es wurde immer erzählt, dass man damals die Versicherungssumme für die Klausenalm mit fürs Rathaus verwandte. Und nur ab und zu was für die Klausenalm abzweigte. Und am Ende hat es nicht gereicht. Ob das stimmt, weiß ich natürlich nicht.“

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