Premiere: Merkel kommt nicht

Von Michael Weiser

Auf die prominenteste Besucherin werden die Zaungäste bei der Auffahrt zur Festspiel-Premiere vergebens warten: Wie die Festspiele bestätigten, hat Bundeskanzlerin Angela Merkel keine Karte für die Eröffnungspremiere des „Parsifal“ geordert. Ein Zusammenhang mit der Sicherheitslage bestehe nicht, heißt es von Seiten der Festspiele, Grund für die Absage sei ein Termin.

 
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Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe begrüßte die Kanzlerin in den vergangenen Jahren auf dem Roten Teppich. Auch von Seiten der Stadt bestätigte Sprecher Joachim Oppold die Absage: "Die Stadt Bayreuth hat die Kanzlerin eingeladen, Frau Merkel hat aber aus terminlichen Gründen abgesagt." Sie sei eine "absolut treue Besucherin". Tatsächlich hat Merkel in den vergangenen zehn Jahren erst einmal gefehlt: 2014, vermutlich wegen ihres 60. Geburtstags.

Späterer Termin

Angela Merkel kam vor zwei Jahren zu einer späteren Aufführung. Auch diesmal wird die Festspiele zu einem späteren Termin besuchen. Sie habe für andere Aufführungen bereits Karten bestellt, sagte Holger von Berg, der neue Geschäftsführer der Festspiele. Dass Merkel für die Eröffnungspremiere am 25. Juli wegen eines anderen wichtigen Termins nicht kommen könne, sei schon lange vor der Entscheidung für ein verschärftes Sicherheitskonzept am Festspielhaus bekannt gewesen, sagte Peter Emmerich, der Sprecher der Festspiele. Merkel bestellt im übrigen, das bestätigte das Bundespresseamt, die Karten nicht als Kanzlerin, sondern als Privatperson. Der Termin in Bayreuth sei auch kein dienstlicher Auftritt der Kanzlerin, sondern ein Privatbesuch von Frau Merkel.

Laufenberg: Keine Islamkritik

Vermutungen, wonach das Regiekonzept Uwe Eric Laufenbergs die fieberhaften Bemühungen um Sicherheit ausgelöst habe (wir berichteten), ist der Regisseur im Gespräch mit dem "Kurier" währenddessen entgegengetreten. „Ich habe gesagt, dass ich denke, dass ,Parsifal‘ ein religionskritisches Werk ist. Ich dachte aber ans Christentum. Dass man, wenn man ,religionskritisch‘ hört, gleich ,islamkritisch‘ versteht, leuchtet mir nicht ein.“

Holpriger Weg zum Gralskönig

Der Weg zum „Parsifal“ 2016 ist holprig. Erst gab es Ärger über Katharina Wagners Entscheidung, Jonathan Meese mit der Neuinszenierung zu betrauen, dann sorgte Meeses Entlassung im Herbst 2014 für Kritik. Für ihn wurde schnell Uwe Eric Laufenberg als Einspringer auserkoren.

Offenbar mit einem Konzept, das Alarmglocken schrillen lässt. Derzeit wird das Festspielhaus mit einem 2,30 Meter hohen Zaun umgeben, mit lediglich vier Durchlässen, an denen Besucher kontrolliert werden. Schon jetzt steht alle paar Meter ein Sicherheitsmann, die Angestellten des Hauses – selbst so langjährige Festspiele-Mitarbeiter wie Pressesprecher Peter Emmerich – tragen deutlich sichtbar ihren Hausausweis am Revers.

Das Sicherheitskonzept sei aber nicht nur der verschärften Sicherheitslage angesichts der Welle von Attentaten in Europa geschuldet gewesen. Sensible Bereiche seien in jedem Theater sonst auch abgesperrt, sagte Geschäftsführer von Berg. „Stellen Sie sich vor, wie das ist, wenn da Leute auf der Hinterbühne auftauchen, die dort nichts verloren haben.“ Andere Länder haben schon länger Sicherheitskonzepte eingeführt. In Frankreich ist ein Theaterbesuch ohne Kontrolle kaum mehr möglich. Auch Laufenberg hat als Intendant in Wiesbaden damit Erfahrungen gesammelt. Die aktuelle Inszenierung der "Satanischen Verse" nach dem Roman von Salman Rushdie findet unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. 

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